von Trixie » Di 4. Okt 2011, 22:48
Da bin ich mit dir einer Meinung, Didonia. Ich habe hier schließlich ganz ähnliche Erfahrungen gemacht: Wir hatten mal vier eigenständige (= keiner Buchhandelskette zugehörige) Buchhandlungen in der Stadt. Davon haben zwei in den vergangenen 5 Jahren aufgegeben. Die anderen beiden halten sich noch und werden es wohl auch weiterhin schaffen, nicht zuletzt dank jeweils einem sehr guten Standort. Als "Ersatz" für die anderen haben wir dafür seit etwa drei Jahren einen Hugendubel bekommen, der zwar wirklich geräumig ist, stets schön ausgestattet und allerlei Service bietet (Lesesitze, integriertes Café), aber in dem ich persönlich trotzdem nur selten ein Buch finde, nach dem ich mich auf die Suche gemacht habe.
Aber:
Das muß ich leider auch über die kleinen, traditionellen Buchhandlungen sagen. Denn mein Lesegeschmack und daher Bücherbedarf haben sich in den vergangenen 20 Jahren in einer Weise verändert, der diese Buchgeschäfte einfach nicht nachkommen können: So machten fremdsprachige Bücher in Englisch und Spanisch einen immer größeren Anteil meiner Lektüre aus (schon durch das Studium), bis sie heute um die Hälfte meines Lesestoffes einnehmen. Und fremdsprachige Bücher im stationären Buchhandel zu kaufen, ist nicht nur eine teure Angelegenheit (weil diese Buchhandlungen nämlich offenbar auch nur zwei Großhändler haben, die natürlich den Preis bestimmen können, fast wie sie wollen), sondern vor allem ein langwierige und umständliche. Ich habe es inzwischen aufgegeben, nach englischen oder gar spanischen Romanen zu fragen oder sie bei einem unserer Buchhändler vor Ort bestellen zu wollen - wenn der Titel bei ihrem Großhändler nicht gelistet ist, sondern extra im Ausland bestellt werden muß, dauert es Monate, bis das Buch schließlich bei mir eintrifft. In Zeiten des Internets, der globalen Vernetzung und der zahlreichen Transportmittel, die uns zur Verfügung stehen, ist sowas absolut nicht nachvollziehbar! Klar, daß ich da lieber gleich zu einem Online-Buchhändler gehe, in dessen Datenbank praktisch jeder Titel gelistet ist, viele davon auf Lager sind, noch mehr davon innerhalb weniger Tage oder schlimmstenfalls in vier Wochen geliefert werden können.
Sicher, die "Geiz ist geil"-Mentalität hat viel dazu beigetragen, daß stationäre Geschäfte immer schlechter dastehen. Aber zum Teil haben sie selbst es auch verpaßt, sich auf die neuen Gegebenheiten und die Bedürfnisse ihrer Kunden umzustellen. Und sie tun weiterhin nichts anderes, als ihr Sortiment so auszurichten, daß sie mit ziemlicher Sicherheit genügend Kunden damit ansprechen, sprich: Mainstream-Titel, die gerade mordsmäßig beworben werden und allgemein angesagt sind. Und Kunden jenseits davon? Naja, ihr wißt ja selbst alle, wie oft wir schon in einen Buchladen reingegangen sind und absolut gar nichts finden konnten, wonach wir eigentlich gesucht haben.
Gruß,
Trixie
Ich lese gerade:
Ann Myers: Cinco de MayhemViel lesen und nicht durchschauen ist viel essen und nicht verdauen.Rätselforum
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