Christine hat geschrieben:Du findest, dass man über Meinungen/Ansichten/Wahrnehmungen/Geschmack nicht streiten kann, ich finde, dass das sehr geeignete Grundlagen dafür sind. Denn Geschmack usw. ist ja nicht statisch, sondern verändert sich ständig. Und doch besonders durch Auseinandersetzung mit anderen.
Ja, richtig! Durch Austausch über alles möglich – Meinungen, Geschmäcker, Ansichten etc. – wird man bereichert und bereichert man. Und hat und gibt die Möglichkeit sich zu verändern und Dinge zu überdenken. Ich wähle hierfür aber nach wie vor das Wort Austausch und nicht Streit.
Wir scheinen mit diesen Worten ähnliches oder gar dasselbe zu meinen.
Christine hat geschrieben:Das ist so ein Beispiel um zu zeigen, was ich mir unter mehr Kritik vorstelle. Mit bringt es wenig, wenn gesagt wird, das Buch ist toll, spannend usw. Ich will auch wissen, was nicht so gut ist. Erst dann kann ich entscheiden, ob es überhaupt etwas für mich ist. Es gibt genügend Bücher, die wir alle lesen, über die man sagen kann „kein gutes Buch, aber ich habe mich hervorragend unterhalten“, aber solche Aussagen liest man leider hier – auch von mir, gebe ja zu – eher selten. Wir achten in der Regel eher wenig auf den literarisch-künstlerischen Wert und das finde ich schade.
Du sagst es: DICH (!) stört’s! Also ändere Du es! Ein Forum ist kein festes Gebilde. Jeder – auch Du – gestaltet es mit!
Und falls das hier nicht möglich ist (kann ja sein, denn dazu müssen dann auch andere mitmachen), dann gibt es ja noch andere Foren, die ich persönlich sehr schätze und in denen viel kritischer mit Literatur umgegangen wird. Es wäre somit auch eine Möglichkeit einfach dort sein Bedürfnis auszuleben, wenn es hier nicht machbar ist. Deshalb ist es ja so schön, dass es viele Foren gibt. Jeder findet sein Plätzchen, wo er sich wohl fühlt und wo er das findet, was er sucht. Egal ob das ein oder mehrere Foren sind, die einem dann zusagen. Man sucht sich dann einfach in jedem das entsprechende raus, was ein Bedürfnis stillt, was man selber hat.
Für eine andere Sache noch mal eine Passage aus Deinem Posting einzeln herausgestellt:
Christine hat geschrieben:Wir achten in der Regel eher wenig auf den literarisch-künstlerischen Wert...
Möchte ich bei bloßer Unterhaltung auch nicht. Sagte ich an anderer Stelle der Diskussion ja auch schon und habe es auch begründet. Hier noch mal in Zusammenfassung: Ich möchte einen Krimi (oder andere Unterhaltungsliteratur) in erster Linie lesen und einfach genießen. Denn ich lese den zum abschalten (kann ich die letzte Zeit einfach gut gebrauchen). Und solange mir die meisten Punkte daran gefallen, entschuldige und überlese ich Schwächen (wie z. B. Metaphern, die nicht ganz gelungen sind). Das muss auch nicht jeder so machen. Ich mache es aber so, denn sonst geht mir der Genuss verloren, bzw. sonst ist die Entspannung futsch, die mir das Buch bescheren soll. Es muss schon ein Buch der Unterhaltungsliteratur sein, das mir vorwiegend NICHT gefällt. Dann ist meine Entspannung futsch und dann rege ich mich auch über die Schwächen auf.
Wenn ich mich wirklich mit dem literarisch-künstlerischem Wert eines Buches austauschen möchte, dann meistens über Literatur, die wirklich ernst gemeint ist und nicht bloßen Unterhaltungswert hat. Bei bloßer Unterhaltung kann es mir auch passieren, dass mir Dinge aufstoßen (so wie Dir bei „Grabesgrün“). Dann kann ich das gern auch zur Diskussion stellen. Aber wenn mich das nicht stört, sondern der Spaßfaktor überwiegt, kann ich das einfach auch lassen. Denn ich möchte ja nur das posten, was mir persönlich was bringt. Und nicht, damit ich den Eindruck erwecke mich kritischer mit Literatur auseinander zu setzen.
Und Du schriebst ja selbst, dass Du zugibst, dass Du das auch nicht machst. Da es Dich aber anscheinend mehr stört als viele andere hier, dass zu wenig kritisch gelesen und diskutiert wird, schlage ich vor, dass Du das einfach mal anfängst. Mit den Büchern, die Du selbst liest. Denn meistens liest Du die ja ohne hier im Forum darüber zu berichten. Und wenn halt auch nicht oft kritisch. Mich stört das auch nicht. Aber wenn Du mehr solche Diskussionen möchtest, dann geht das am besten über die Bücher, die Du selbst liest. Fange einfach damit an. Vielleicht bekommt das Forum dann den Dreh, den Du gern hättest und hier bisher vermisst.
„Enttäuschen“ muss ich persönlich Dich aber weiterhin in dem Punkt, dass ich meine Unterhaltungsliteratur auch weiter eher unkritisch lesen werde, solange die positiven Aspekte für mich in dem Buch überwiegen. Denn wie gesagt, mir macht das dann den Entspannungsaspekt kaputt und außerdem finde ich es auch nicht so spannend über literarische Schwächen in einem bloßen Krimi zu diskutieren. Dafür würde ich mir wirklich meistens andere Bücher aussuchen. Ich hätte dazu echt einfach keine Lust.
Somit kann es gut sein, dass Dir ein „tolles Buch“ oder „uhi wie spannend“ nicht ausreicht, um Dir eine Meinung darüber zu bilden, ob (z. B.) „Grabesgrün“ etwas für Dich wäre. Das kann ich auch gut verstehen. Aber ich möchte mit meinen Postings diese „Arbeit“ auch gar nicht leisten müssen, denn mit meinen Postings möchte ich nicht die (nur) kritische Leserin sein, sondern (auch) das Foren-Mitglied Petra, das einfach mal sagt: „Oh, wie schön...!“
Ich sehe da für diese Fälle, wo sich hier gegenseitig für ein Buch begeistert wird nur einen Weg für Dich: Andere Quellen aufsuchen, in denen auch Kritik über das entsprechende Buch geäußert wird. Einfach googeln. Man findet über jedes Buch auch kritische Meinungen. Die würde ich dann einfach zu Rate ziehen. Mache ich persönlich übrigens selbst ab und an so, wenn hier Begeisterung über ein Buch herrscht, von dem ich nicht so recht weiß, ob es mich auch begeistern würde. Oder halt reinlesen, wie Du es mit „Grabesgrün“ getan hast. Dann merkt man schon ganz schnell, dass es für einen persönlich nichts ist.
Christine hat geschrieben:Also ich bin wie ich schon sagte für mehr Reich-Ranicki und weniger Heidenreich.
Dazu möchte ich mich in zwei Dingen noch mal wiederholen, weil es mir auch zu diesem Satz noch mal ein- bzw. auffällt:
1.) Wenn man das wünscht, am besten selbst mitgestalten, indem man selbst kritisch über die Bücher diskutiert, die man liest. Denn dieser Umschwung kann nur dann stattfinden, wenn die, die ihn wünschen, mitgestalten. Denn die, denen es so gefällt, wie es bisher läuft, werden diese Änderung sicher nicht von selbst herbeiführen.
2.) Falls man hier dann für Deinen Geschmack doch immer noch zu viel Heidenreich und zu wenig Ranicki findet, dann ist es eine gute Idee in einem anderen Forum die gewünschte Diskussion zu suchen, in der man mehr Ranicki findet.
Zum Abschluss: Dass Dir die Diskussion was gebracht hat, freut mich. So war sie nicht vergebens.
Eines noch aus aktuellem Anlass: Etwas was mich an "Grabesgrün" stört ist mir HEUTE morgen in der S-Bahn aufgefallen: Dort wird gern geraucht! Ich mag das gar nicht!! Nimmt mir ein bisschen Sympathie, die ich für die Ermittler habe. Aber das ist ein kleiner Punkt gegen all die schöne spannende Unterhaltung die ich mit dem Buch habe. Und in sofern ist es hier nur eine kleine Erwähnung wert. Und dieser Punkt hat ja auch wiederum was mit meinem persönlichem Empfinden zu tun und nicht mit einem wirklich handfesten Kritikpunkt. Nur mal so am Rande, weil es mir heute morgen aufgefallen ist.
So, nun hoffe ich, dass Du die restlichen Bazillen auch noch besiegt hast und gut in die Arbeitswoche starten kannst!