Umberto Eco

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Umberto Eco

Beitragvon JMaria » Fr 9. Dez 2011, 15:03

Hallo zusammen,

ich lese ja gerade den neuen Eco "Der Friedhof in Prag"

Mönche und Freimaurer, Verschwörer, Fälscher und Verräter walten im Paris des 19. Jahrhunderts. Ein Abt stirbt zweimal, ein paar unbekannte Tote treiben im Pariser Abwasserkanal, und am Ende tauchen die gefälschten Protokolle der Weisen von Zion auf, die eine Weltverschwörung des Judentums belegen sollen. Mit einem Attentat auf die Pariser Métro wollen die Verschwörer die Bevölkerung aufrütteln. Mitreißend und spannend erzählt Umberto Eco, der Meister des historischen Romans, von Antisemitismus und Geheimbünden und von einer Vergangenheit, in der wir unsere Gegenwart wiedererkennen können.


und ihr hattet ein paar Fragen dazu:

Steffi hat geschrieben:Der neue Eco würde mich thematisch wieder mehr interessieren als Baudolino, aber er übertreibt halt immer gerne mit seinen Weisheiten, und das nervt mich ja schon sowieso in Büchern, weil ich finde, diese Aussagen, die der Autor treffen will, sollten besser versteckt sein. Ich will da ein Aha-Erlebnis und nicht alles so vorgehalten kriegen. Daher bin ich auf deine Meinung gespannt.



Petra hat geschrieben:Auch auf Deine Eindrücke vom neuen Eco bin ich gespannt. Eigentlich hatte ich ihn als Hörbuch notiert. Da die Meinungen zu dem Roman aber doch sehr verhalten sind, bin ich davon wieder abgekommen. So interessieren mich nun aber Deine Eindrücke sehr, damit ich meine Entscheidung festigen oder doch noch mal ändern kann.



also, ein Aha-Erlebnis wird es (vermutlich) auch in diesem Eco nicht geben, aber das sei ihm (im Moment) verziehen, denn bei diesem Thema (Manipulation und Fälschungen) würde seine Vorgehensweise sogar passen. Eco gibt vor, der Leser soll es schlucken...

und so ist man in der Thematik drin, denn wie kann es passieren, dass Menschen einer gefälschten Verschwörung auf den Leim gehen... Eine Verschwörung die bis in unsere Zeit hineinzureichen vermag.

Es geht in Ecos Roman um diese gefälschte Verschwörung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Protokolle ... n_von_Zion
http://www.umberto-eco.de/der-friedhof- ... ienen.html

bisher finde ich Ecos Fabulierkunst sehr gut. Ich habe ja erwähnt, dass ich mit Ecos Bücher immer mal wieder meine Probleme habe, sie zuende zu lesen.

Er packt zwar viel Wissen rein, wie erwartet, doch noch kann ich ihm folgen, obwohl er es einem nicht einfach macht (auch wie erwartet), es gibt einen Erzähler, der evtl. eine gespaltene Persönlichkeit hat ;-)

ich habe erst 112 von ca. 520 Seiten und bei Baudolino habe ich auch erst im letzten Drittel aufgegeben. Somit bin ich schon gespannt, wie ich es diesmal empfinde.

Doch noch finde ich den Roman interessant genug um dran zubleiben.

Ein Zitat daraus:
"Damit wir uns recht verstehen, lieber Simone,.... ich produziere keine Fälschungen, sondern neue Kopien eines echten Dokuments, das verlorengegangen oder aufgrund eines banalen Zwischenfalls nie produziert worden ist, aber es hätte sein können oder müssen..." (S. 105)

erwähnenswert sind auch die sehr schönen Illustrationen im Buch !

mal sehen ob ich diesen Eco zuende bringe. Ich berichte weiter...

@Shaftoe,
du hast ja den Roman bereits gelesen. Wie fandest du das Buch?

@alle
welche Erfahrungen habt ihr mit Ecos Romanen gemacht. Würde mich sehr interessieren.

:arrow: http://www.umberto-eco.de/

ein hilfreiches Personenverzeichnis:
http://www.umberto-eco.de/der-friedhof- ... chnis.html
Schöne Grüße, Maria
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Re: Umberto Eco

Beitragvon Sandra » Fr 9. Dez 2011, 18:10

interessant. ich hab auch schon geliebäugelt, aber ich werde die Hörbuch-Variante beizeiten währen. Obwohl mich dieses Buch optisch ja sehr anspricht!
Baudolino fand ich gut, aber nicht sehr gut. Auch da hab ich das Hörbuch gewählt. Als Buch wär mit die Eco´sche Laberei (sorry) zu anstrengend, aber als Hörbuch schalte ich banausenhaft die Ohren bei den ausschweifenden Passagen eiskalt auf Durchzug. :mrgreen:
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Re: Umberto Eco

Beitragvon Shaftoe » Fr 9. Dez 2011, 18:33

JMaria hat geschrieben:

mal sehen ob ich diesen Eco zuende bringe. Ich berichte weiter...



Ist bei diesem Eco nicht schwierig, mittendrin könnts mal langweilig werden, aber zum Ende hin (Dreyfus-Affäre) dreht er nochmal mächtig auf.

Es war ein Monatshighlight von mir, getoppt nur von: "Die Insel des vorigen Tages", mein persönlicher Eco-Liebling.

Allerdings verbeisse ich mich nicht in die Bücher, ich muss nicht jede Anspielung verstehen, und wenn jemand die seitenlagen philosophischen Abschweifungen überblättert kann ich das sehr wohl verstehen. Ich mag Ecos Humor sehr. Und irgendwie finde ich den "Friedhof..." sehr konventionell gehalten, da hab ich heuer schon extravaganteres in der Hand gehabt.

"Der Friedhof..." hat alles was ich mag, Zeit, Plot, Humor (bei sehr wohl errnstem Hintergrund), das Treffen mit manchen Literaturgrößen der Klassik - für mich war es rundum gelungen.

Grüße

S.
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Re: Umberto Eco

Beitragvon Petra » Fr 9. Dez 2011, 23:47

Hallo zusammen,

ich verfolge interessiert, was Ihr hier über Eco sagt, und besonders über seinen neusten Roman. Ich habe, wie Sandra, das Hörbuch im Sinn. Mal sehen, ob es mit uns was wird. Es reizt mich wegen der Sprecher schon sehr. Und dass das Buch Shaftoes Monatshighlight war, baut mich weiter auf. Maria, ich werde weiter lauschen, wie es Dir mit "Der Friedhof in Prag" geht, und danke Dir für Deinen ausführlichen Bericht.

Ich habe auch gerade gesehen, dass es als Kindle-Edition von Umberto Eco :arrow: fünf historische Romane in einem gibt, für 39,95 €. "Der Name der Rose", "Der Friedhof in Prag", "Baudolino", "Das Foucaultsche Pendel" und "Die Insel des vorigen Tages".
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Umberto Eco

Beitragvon JMaria » Sa 10. Dez 2011, 14:13

Hallo zusammen,

ein sehr schönes Buch, das mein Bücherregal ziert und ich immer wieder reinlese und reinschaue ist dieses...

:arrow: Die Geschichte der Schönheit

auch als Geschenk geeignet :-)
Steffi hat mich vor Jahren auf dieses Buch erfolgreich aufmerksam gemacht und ich habe den Kauf nicht bereut.

danke für eure Antworten ....

@Sandra, Petra
eine gute Idee, es auch mal mit einem Hörbuch zu versuchen. Ich habe "Der Name der Rose" als HB.

@Shaftoe,
ich habe nun schon öfters gelesen, dass die "Insel .... " eins seiner besten Bücher sein soll. Das reizt mich nun doch sehr :-)

gut zu wissen, dass im letzten Drittel von "Der Friedhof in Prag" die Story nochmals anzieht; die Dreyfus-Affäre ist ja auch ein interessanter Aspekt.

Umberto Eco sagt selbst über seinen Roman:

"Ich erwarte zwei Arten von Lesern: Da ist der erste, der nicht ahnt, dass all diese Dinge wirklich geschehen sind ... Der zweite weiß oder errät, dass ich wirklich geschehene Dinge erzähle und hat den Verdacht, dass diese Dinge heute wieder geschehen könnten, ja, dass sie in diesem Moment vielleicht schon geschehen."


ich bin nun auf der S. 121 und zum ersten Mal kommt namentlich der Friedhof in Prag vor:

In diesem heute verlassenen Friedhof gab es fast zwölftausend Grabsteine auf sehr engem Raum, aber es mussten früher noch sehr viel mehr gewesen sein, denn im Lauf der Jahrhunderte waren viele von neuen Erdschichten überdeckt worden.

@Petra,
Alle historischen Romane von Umberto Eco jetzt als E-Book-Compilation ist schon sehr verlockend zu dem Preis!
Schöne Grüße, Maria
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Re: Umberto Eco

Beitragvon Sandra » Sa 10. Dez 2011, 15:09

@Maria: "Der Name der Rose" hab ich als Hörbuch noch nocht aushalten können :mrgreen: Der Anfang ist wirklich grausam. Und ich weiß nicht, wielange der Anfang geht :mrgreen: habs dann aufgegeben. Wir alle kenne und lieben den Film (jedenfalls die meisten) und dagegen ist das Hörbuch Folter für den normal gebildeteten Leser oder Hörer...Ellenlange lateienische Passagen, ohne Übersetzung und ewigwährende geschichtliche Rückblicke, bei denen ich gleich an Anfang den Überblick verloren habe. Vielleicht versuche ich es noch mal.
Wenn die Geschichte beginnt, stell ich es mir durchaus hörenswert und sehr atmosphärisch vor.

lg
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Re: Umberto Eco

Beitragvon JMaria » So 11. Dez 2011, 11:28

Hallo Sandra,

an das 1. Kapitel in "Der Name der Rose" kann ich mich noch schwach erinnern. Machte den Einstieg nicht einfach.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Umberto Eco

Beitragvon Petra » So 11. Dez 2011, 14:46

Hallo zusammen,

ich glaube, diese nervige Passage in "Der Name der Rose" umfasst im Buch zwischen 30 und 40 Seiten, wenn ich mich recht erinnere? Das dürfte ungefähr 1 CD ausmachen. Mich schreckt die auch. Sonst hätte ich vielleicht schon längst das Hörbuch gehört. Aber vielleicht lade ich es mir einfach mal auf meinen iPod, und höre den Anfang, wenn ich eh am putzen bin, da geht sowas auch schon mal an mir vorbei, und ich kann gedanklich einsteigen, wenn es richtig los geht.

Dass "Die Insel des vorigen Tages" besonders lohnenswert sein soll, merke ich mir mal vor. Aber ich denke, dass entweder "Der Friedhof in Prag" oder "Der Name der Rose" am ehesten bei mir den Anfang bilden würden. Und beide eher als Hörbuch.

Das Zitat Ecos über "Der Friedhof in Prag" ist sehr interessant - Danke fürs posten, Maria. Spannend zu erfahren, welche Art Leser er sich für diesen Roman vorstellt.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Umberto Eco

Beitragvon steffi » Mo 12. Dez 2011, 10:02

Interessant ! Die Insel des vorigen Tages kannte ich gar nicht, wieder was gelernt.

Ich bin gespannt, wie es mit dem Friedhof weitergeht, JMaria !

Der Name der Rose habe ich damals sehr gerne gelesen, allerdings waren manche Passagen schon sehr langatmig. Aber ich fand, das passte durchaus zum Thema und zur Komposition. Ich kannte aber schon vorher den Film, sodass ich wusste, es wird noch spannend ! Danach habe ich mich freudestrahlend aus das Foucaultsche Pendel gestürzt, aber ich kann mich nur noch erinnern, dass es sehr zäh und mit der Zeit ziemlich uninteressant war. Ich weiß nicht mal mehr, ob ich es wirklich zu Ende gelesen habe, ich glaube aber, ich habe mich damals durchgekämpft. Baudolino war mein nächster Versuch, aber da bin ich über die ersten 50 Seiten nicht hinausgekommen. Es hat mich überhaupt nicht erreicht.
Gruss von Steffi

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Re: Umberto Eco

Beitragvon Josie » Mo 12. Dez 2011, 10:22

Hallo Maria,
hallo zusammen,

was für ein interessanter Thread. Letzte Woche habe ich meine Weihnachtswunschliste gemacht und "Der Friedhof von Prag" aufgrund der verhaltenen Reszensionen erst einmal außen vor gelassen. Die Meinungen von Maria und Shaftoe lassen mich aber gerade umentscheiden.

Ich habe sowohl "Das Foucaultsche Pendel" sehr gerne gelesen, wenngleich ich durchaus verstehen kann, wenn jemand das Buch zur Seite legt. Mir ging es aber gerade dabei wie Shaftoe. Ich habe nicht jede Anspielung verstanden, aber im Gesamten war es für mich ein rundes Leseerlebnis. Ich liebe es, wie Eco ausschweift und formuliert. Und auch "Baudolino" habe ich mit dem allergrößten Vergnügen gelesen und zählt zu einem meiner liebsten Bücher.

Die "Insel des vorigen Tages" habe ich hier einer wunderschönen englischen Hardcover-Ausgabe liegen, es aber noch nicht gelesen. Und "Der Name der Rose" steht schon seit vielen Jahren auf meiner Liste der unbedingt zu lesenden Bücher, so auch für nächstes Jahr.
Liebe Grüße
Claudia


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