Hallo zusammen,
ich hatte eine anstrengende, aber auch anregende Woche, die ich jeden Morgen sehr angenehm beginnen konnte mit einigen Tracks aus
„Der Mörder im Spiegel“ von Ross Macdonald. Als ich mich vor einigen Wochen begann für das Hörbuch zu interessieren, recherchierte ich ein wenig über den Autor, und fand heraus, dass er mit Margaret Millar verheiratet war, von der ich ein paar ihrer Krimis kenne. Ihre Krimis sind psychologisch, und sie vermittelt das Grauen aus dem Alltäglichen heraus. Darin ist sie Patricia Highsmith ähnlich.
Die Krimis ihres Mannes Ross Macdonald (eigentlich Kenneth Millar, Ross Macdonald ist ein Pseudonym) könnte man in gewisser Hinsicht mit denen von Raymond Chandler oder Dashiell Hammett (diese Vergleiche finden sich auch bei Wikipedia) vergleichen. Er schrieb eine Krimireihe um den Privatdetektiv Lew Archer. Eine Besonderheit zeichneten seine Krimis jedoch aus: Er brachte viele psychologische Aspekte mit hinein, und gilt als einer der ersten Krimiautoren, die in ihre Krimis Aspekte der Psychoanalyse mit einbringen. So auch in „Der Mörder im Spiegel“, der aber jedoch nicht zur Lew Archer-Reihe gehört. Das hat diesen Krimi für mich besonders interessant gemacht.
Tatsächlich geht er die Geschichte von der psychologischen Seite an. Durch Gespräche (u. a. mit einem Psychologen) findet die Hauptfigur (Bret Taylor) langsam zu verdrängten Erinnerungen zurück, die in Zusammenhang mit seinem Leben und der Ermordung seiner Ehefrau stehen. Ross Macdonald entblättert durch Psychoanalyse seine Figuren, und dringt zum Kern ihres Wesens vor. Zum Ursprung (Kindheit), der sie zu den Menschen gemacht hat, die sie sind. Und in denen die Begründung für ihre Verhaltensweisen zu finden sind, mit denen sie sich selbst im Weg stehen, und sich selbst – und anderen – Schaden zufügen.
Das geschieht einerseits mit Brat Taylor, andererseits auch mit seiner Geliebten. Und irgendwo in diesen Tiefen ihrer Psyche scheint sich der Schlüssel zu dem Mord zu finden. Ich bin sehr gespannt. Ross Macdonald hat das geschickt und elegant aufgebaut, und Christoph Lindert (Sprecher der ungekürzten Lesung) findet genau den richtigen Ton für diesen Krimi-Klassiker, der die leisen Töne anschlägt.
@NatiFine: Ich habe das Hörbuch zu "Der Geschmack von Apfelkernen" schon lange bei mir zu Hause liegen. Doch die richtige Lust dazu kam nie auf. Du hast es jetzt aber durch Deine Beschreibung geschafft, mein Interesse zu wecken. Ich werde mir bei nächster Gelegenheit das Hörbuch schon mal auf meinen iPod spielen, damit ich es demnächst mal hören kann.
Gekriegt hast Du mich dadurch, dass Du in den Mittelpunkt rückst, dass es für Menschen um die 30-40 interessant sein könnte, die sich dem Thema „Sterben/Verlust der Eltern“ stellen müssen. Das ist für mich ein Thema, mit dem ich mich gern auseinandersetzen möchte, da es mich betrifft.
Maren Eggert kenne ich aus ihrer Lesung von „Totengleich“ von Tana French. Und da ist sie mir auch aufgefallen, weil sie gut zur Protagonistin passte. Schön, dass das bei „Der Geschmack von Apfelkernen“ auch so ist.
Schade, dass Du solch einen Reinfall mit "Nein! Ich will keinen Seniorenteller" hattest. Ich habe dieses Hörbuch auch, und werde ihm eine Chance geben. Allzu große Erwartungen habe ich daran nicht. Mich interessiert daran, wie Menschen damit umgehen, nicht mehr jung zu sein. Und wie sie ihren Alltag gestalten, was ihre Gedanken beherrscht. Dass es auch darum geht, wie wertvoll erworbene Lebenserfahrung ist, finde ich auch erst mal interessant. Hannelore Hoger höre ich sehr gern, und kann vorstellen, dass sie so gut passt. Mal sehen, ob es mir dann anders geht beim hören, oder ob es mir zu flach gehalten ist. Beizeiten werde ich berichten, ob es bei mir mehr auslöst, oder ob ich es dann auch abbreche.
@Peter: Für „Das Dornröschen Projekt“ hätte ich mich gar nicht näher interessiert, hättest Du es hier nicht beschrieben. Das klingt für mich verlockend! Sowohl die Figuren-Konstellation lockt mich, als auch die Art des Krimis (Kombinations-Krimi). Ich mag es, wenn eine Krimihandlung auch Milieuschilderungen beinhaltet. Lokalkolorit mag ich generell gern, und wenn es hier speziell Berliner Lokalkolorit ist, freue ich mich besonders, da ich Berlin anziehend finde.
Einziger Punkt, der mich abgehalten hätte, ist, dass es ein Radioropa-Hörbuch ist. Denn da stoße ich oft auf schlechte Sprecher, die mir den Genuss verleiden. Dass Du also erwähnst, dass der Sprecher auch noch perfekt zur Geschichte passt, zerstreut meine letzten Zweifel, und das Hörbuch wandert auf meine Wunschliste.
Danke fürs aufmerksam machen und den tollen Bericht, der mir viele wertvolle Informationen zu dem Hörbuch gegeben hat!
Es freut mich, dass Dein Hör-Jahr somit auch so gut angefangen hat.