Chilenische Literatur

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Chilenische Literatur

Beitragvon Turni » Di 24. Jan 2012, 20:25

Ich lese gerade "Das Geisterhaus" von Isabel Allande.
Hat es schon jemand gelesen? Nach 150 Seiten bin ich zweigeteilter Meinung. Die Handlung läuft einerseits rasant und andererseits gefällt mir wieder die detailgenaue Beschreibung des Landlebens. Was Clara angeht, komme ich mir vor, wie in einem Fantasyroman. :mrgreen: Muss jetzt weiterlesen...

Inhalt lt. Amazon:
Isabel Allende erzählt in Das Geisterhaus die Geschichte zweier Familien des chilenischen Großbürgertums von den 1930er Jahren bis in die Gegenwart. Die Chronik der Familien entspricht zum Teil ihrer eigenen Biografie: Der 1973 erschossene chilenische Präsident Salvador Allende war ihr Onkel und auch sie musste wie ihre Romanheldin Blanca Garcia aus dem von General Augusto Pinochet regierten Land fliehen. Vor diesem historischen Hintergrund erzählt Allende eine Familiensaga, in der Übersinnliches mit den Erlebnissen der Personen verknüpft ist. Im Zentrum steht die Geschichte ungewöhnlicher Frauen aus vier Generationen.
Inhalt: Die junge Alba trifft beim Besuch des Hauses ihrer Ahnen auf den sterbenden Großvater Esteban Trueba. Anhand der Tagebücher ihrer Großmutter Clara beginnen beide, die bewegte Familiengeschichte zu rekonstruieren. Am Anfang der Geschichte steht die Verbindung zwischen dem Großgrundbesitzer Trueba und Clara de Valle, der Schwester der verstorbenen Verlobten Truebas. Er zeigt sich gegenüber seiner Familie und seinen Arbeitern als kompromissloser Patriarch. Ihm gegenüber stehen die Frauen der Familie: die hellseherisch begabte Clara und die Tochter Blanca, die sich in einen Anführer der kommunistischen Partei verliebt und auswandert. Trueba duldet die Beziehung nicht, er selbst kandidiert als Senator der konservativen Partei und unterstützt einen Militärputsch. Erst als seine Enkelin Alba in ein Konzentrationslager gebracht wird, begreift Trueba die Fehler seines Lebens.
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Re: Chilenische Literatur

Beitragvon JMaria » Mi 25. Jan 2012, 19:36

Hallo zusammen,

@Turni,
von Isabel Allende habe ich noch nichts gelesen. auch zu der Verfilmung des "Geisterhauses" hat es bei mir bisher nicht gereicht.

Turni hat geschrieben:Nach 150 Seiten bin ich zweigeteilter Meinung. Die Handlung läuft einerseits rasant und andererseits gefällt mir wieder die detailgenaue Beschreibung des Landlebens. Was Clara angeht, komme ich mir vor, wie in einem Fantasyroman.



berichte wie du weiterhin klar kommst.



zum Thema chilenische Literatur:
ich mag die Bücher von Roberto Bolano, allem voran "2666" zu der Steffi und ich eine Leserunden hatten:

viewtopic.php?f=7&t=1450

kürzlich las ich Amuleto.
Eine Frau, namens Auxilio, die sich nach einer Militäraktion (60iger Jahre), in der Toilette der Universität (Mexico City) versteckt, erzählt über Literatur und den Dichtern, die ihr im Laufe des Lebens begegnet sind bzw. begegnen werden. Als Leser befindet man sich wie in einem Tunnel der Zeit. Zeit, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, spielt kaum eine Rolle wenn es um Literatur geht. Nur das Überleben und bewahren der Literatur ist wichtig; sie nennt sich selbst Die Mutter der Dichter; ist aber teilweise zahnlos (ihr fehlen die Schneidezähne). Was auch auf ein symbolträchtiges Erzählen hinausläuft.

das nächste Buch auf meiner Wunschliste wäre "Die wilden Detektive".
Schöne Grüße, Maria
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Re: Chilenische Literatur

Beitragvon steffi » Do 26. Jan 2012, 10:31

Das Geisterhaus habe ich gelesen und den Film gesehen. Ausnahmsweise hat mir der Film besser gefallen, ich komme mit Allendes Stil nicht so zurecht, ich hatte das Gefühl, dass sie zu belehrend rüberkommt. Und die Figuren fand ich auch ein bißchen zu klischeehaft. Auch in Mein erfundenes Land habe ich das ein bißchen so empfunden.

Bolano - ja, das ist schon etwas anderes. Sehr faszinierend, aber man braucht schon etwas mehr Konzentration als bei Allende.
Gruss von Steffi

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Re: Chilenische Literatur

Beitragvon Petra » Sa 28. Jan 2012, 18:16

Hallo zusammen,

von Isabel Allende habe ich auch noch kein Buch gelesen. Und auch sonst kann ich zu chilenischen Autoren leider nichts beisteuern. Generell bin ich aber an der südamerikanischen Literatur interessiert. Sollte es mal einen Thread über südamerikanische Literatur geben, würde fielen mir einige vielversprechende Autoren ein. Und Tipps würde ich dort sicher auch so einige finden. So wie hier: Roberto Bolano. Danke für die erneute Erwähnung Maria. Steter Tropfen höhlt den Stein! ;-)

Und Dir Turni viel Lesespaß mit "Das Geisterhaus". Ich bin gespannt, welchen Eindruck der Roman abschließend bei Dir hinterlassen wird.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Chilenische Literatur

Beitragvon JMaria » Sa 28. Jan 2012, 19:47

Petra hat geschrieben: Generell bin ich aber an der südamerikanischen Literatur interessiert. Sollte es mal einen Thread über südamerikanische Literatur geben, würde fielen mir einige vielversprechende Autoren ein.


geht mir auch so, Petra.
Wir hätten auch ein paar Ähnliche Links, die wir darin sammeln könnten. Das behalten wir im Auge :-)
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Re: Chilenische Literatur

Beitragvon Petra » Sa 28. Jan 2012, 21:37

Hallo Maria,

gut zu wissen, dass es auch für Dich von Interesse wäre. Demnächst werden wir bestimmt mal solch einen Thread haben, denn ich stelle fest, dass ich mich verstärkt auch für die südamerikanischen Autoren zu interessieren beginne.

Entweder eröffne ich ihn demnächst, oder mir kommt jemand zuvor. So oder so wird es sehr interessant werden. :-)

(Und ja: Dann bauen wir das auf jeden Fall wieder mit den Link zu den schon vorhandenen Threads zu dem Thema auf.)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Chilenische Literatur

Beitragvon Turni » Mo 30. Jan 2012, 20:38

Allende hat einfach zu viel in dieses kleine Buch (500 Seiten) gepackt. Mal schrieb sie in der Ich-Form und mal als Erzähler. Auf 500 Seiten schreibt sie über 4 Generationen. So viele Zeitsprünge mag ich nicht so.

Aber das Buch hat auch einiges Gute. Man ist wieder daran erinnert, wie es damals, sagen wir ab 1910 zu ging, politisch, wirtschaftlich und auch klimatisch. Wir haben zwar sicherlich alle mal von dem großen Erdbeben gehört, aber durch das Buch ist es wieder ins Gedächtnis geraten.

Vor Jahren habe ich mal Fortunas Tochter gelesen. Das hatte mir super gefallen. Das war ein Schreibstil und keine Zeitsprünge.
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Re: Chilenische Literatur

Beitragvon Rachel » Di 31. Jan 2012, 10:39

Hallo Turni,

mir ging es genau anders herum, von "Das Geisterhaus" war ich damals sehr begeistert, "Fortunas Töchter" habe ich danach zwar ebenfalls gerne gelesen, aber das fand ich längst nicht so gut.

Allerdings liegt die Lektüre bei mir schon recht lange zurück, ob mir "Das Geisterhaus" heute also noch genauso gut gefallen würde, kann ich nicht beurteilen. Aber ich habe das Hörbuch zu Hause, darauf freue ich mich schon. Generell lese ich Isabel Allende aber gerne.
Liebe Grüße,
Rachel

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Re: Chilenische Literatur

Beitragvon steffi » Do 2. Feb 2012, 10:56

Roberto Bolano: 2666

Petra hat geschrieben:Nun fände ich es schön, wenn ich hier noch weiter motiviert würde zu dem Buch. Und auch hätte ich gern gewusst, wie die, die es gelesen haben, den Teil mit den Leichen empfunden haben. Es gibt dazu bei Amazon einige Kundenrezensionen, die diese Szenen mühsam und sinnlos fanden. Gern würde ich wissen, wie viel Raum sie in dem Roman einnehmen, und ob sie für Euch mühsam zu lesen waren, und warum sie in den Roman gehören.

Hallo Petra,

die Leichen, die Morde, die Gewalt - das alles gehört unbedingt zu dem Buch dazu. Sinnlos würde ich sie also nicht bezeichnen, es ist ja gerade auch diese Gewaltbereitschaft, eine Welt, in der ein Menschenleben nichts bedeutet, die Bolano zeigen will. Es war allerdings schon schlimm zu lesen, denn diese Morde gibt es ja wirklich. Mir ging es dann nach einer Weile so, dass ich abstumpfte und dann gleichzeitig erschrak, wie mir das passieren konnte. Natürlich ist das auch eine Intention des Buches und ja, es schaffen nicht viele Autoren, dass der Leser eine Aussage des Buches am selber spüren.
Gruss von Steffi

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Re: Chilenische Literatur

Beitragvon JMaria » Do 2. Feb 2012, 11:18

[2666 von Roberto Bolano]

steffi hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:Nun fände ich es schön, wenn ich hier noch weiter motiviert würde zu dem Buch. Und auch hätte ich gern gewusst, wie die, die es gelesen haben, den Teil mit den Leichen empfunden haben. Es gibt dazu bei Amazon einige Kundenrezensionen, die diese Szenen mühsam und sinnlos fanden. Gern würde ich wissen, wie viel Raum sie in dem Roman einnehmen, und ob sie für Euch mühsam zu lesen waren, und warum sie in den Roman gehören.

Hallo Petra,

die Leichen, die Morde, die Gewalt - das alles gehört unbedingt zu dem Buch dazu. Sinnlos würde ich sie also nicht bezeichnen, es ist ja gerade auch diese Gewaltbereitschaft, eine Welt, in der ein Menschenleben nichts bedeutet, die Bolano zeigen will. Es war allerdings schon schlimm zu lesen, denn diese Morde gibt es ja wirklich. Mir ging es dann nach einer Weile so, dass ich abstumpfte und dann gleichzeitig erschrak, wie mir das passieren konnte. Natürlich ist das auch eine Intention des Buches und ja, es schaffen nicht viele Autoren, dass der Leser eine Aussage des Buches am selber spüren.



Steffi hat es schon sehr gut zusammengefasst. Die Gewalt an den Frauen nimmt zwar den größten Teil des Romans ein, aber beginnt erst so richtig im 4. Teil (der Roman besteht aus 5 Teilen). Somit kann sich der Leser bereits vorher ein Panorama schaffen. Ich fand die Morde an den Frauen aber nicht reisserisch dargestellt wie in einem Thriller; es ist naher an der Wirklichkeit und echter, und unglaublich traurig, da es wieder mal diejenigen trifft, die sich am Rande des Existenzkampfes befinden. Frauen die versuchen in einer frauenfeindlichen Umgebung das Leben mehr recht als schlecht zubewältigen, um die sich niemand schert, wenn sie verschwinden und umgebracht werden, ein Paradies für Frauenmörder.

Der 4. Teil sollte nicht abschrecken.

Ich las ja kürzlich "Amuleto" und darin wird die Zahl 2666 erwähnt, man rätselt ja , was es bedeuten soll. Bolano hat sich dazu ja nie eindeutig geäußert. In "Amuleto" heißt es:

„Die Avenida ähnelt um diese Stunde vor allem einem Friedhof, aber weder einem Friedhof von 1974 noch einem von 1968 oder 1975, sondern einem Friedhof im Jahre 2666, einem Friedhof, vergessen hinter einem toten oder ungeborenen Augenlid, dem wässrigen Rest eines Auges, das, weil es etwas vergessen möchte, am Ende alles vergessen hat.“


solche Beschreibungen wie ... wässriger Rest eines Auges .... kommen bei Bolano in 2666 öfters vor, sezierende Ausdrucksweise. Ich fands faszinierend. Sein Stil wird auch gerne Viszeral genannt - die Eingeweide betreffend, nicht durchgehend, aber im Ganzen ein sehr eigener Stil. Aber besonders gefielen mir die literarischen Bezüge, die sich im Buch befinden.
Schöne Grüße, Maria
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