von JMaria » So 1. Apr 2012, 18:23
Hallo zusammen,
die habe nun "Ehen in Philippsburg" beendet und obwohl es ein oder zwei Szenen gab, die befremdlich auf mich wirkten, fand ich das Buch sehr ausdrucksstark.
bereits der erste Satz läd zum Weiterlesen ein. Sehr gut ausgewählt:
In einem überfüllten Aufzug schauen alle Leute aneinander vorbei
"Ehen in Philippsburg" war Martin Walsers erster Roman, kam 1957 raus und das brachte ihm auch den Hermann-Hesse-Preis ein.
Thematisiert wird die Nachkriegsgesellschaft, die neuen technischen Errungenschaften, das Wirtschaftswunder. Das gefühlte Recht auf Wohlstand und das Streben dorthin. Doch wer bleibt dabei auf der Strecke? ...
Das lineale Erzählen macht es streckenweise leicht der Geschichte zu folgen, doch wenn Walser experimentiert mit Inneren Monolog, Tagebucheintragung, filmartige Montagetechnik, dann fordert er volle Aufmerksamkeit ein.
Auffallend auch, dass die männliche Sicht dominiert, die Frauen sollen repräsentieren oder sexuell verfügbar sein, das Heim dem Manne angenehm machen. Sauberbild der 50iger und 60iger Jahren. Eine Gesellschaft versucht sich neu zu definieren, doch es fehlen noch die nötigen Begriffe.
Ein starker Roman und manche Szenen wirken aktuell wie vielleicht jahrzehnte nicht mehr!
Jetzt noch eine Frage:
Hat jemand von euch eine Buchausgabe, die nicht aus der SZ-Bibliothek stammt?
darin gibt es nämlich einen Druckfehler, der zweimal auftritt. Es kann sich nur um einen Fehlerteufel handeln .... seht selbst:
S. 210
An diesem Abend war es wieder einmal Harry Büsgen, der plötzlich in die Hände klatschte und nicht aufhörte, bis einige den Mut fanden, sich ihm anzuschließen, worauf denn ein langes Geklatsche anhob, das Dr. ten Bergen vergeblich durch ein@emspI4;paar bescheiden abwehrenden Handbewegungen beizulegen suchte.
S. 247
Leider ist es mir nicht erlaubt, solche@emsp14;Geschenke zurückzuweisen, obwohl ich weiß, dass jeder Mensch Blumen verdient, nur unser Oberspielleiter nicht.
Vielleicht ist ein Unicode reingerutscht?
wäre toll, wenn jemand weiterhelfen würde und die Stellen berichtigen würde.
Schöne Grüße, Maria
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