steffi hat geschrieben: Eigentlich ist es doch überwiegend eine Familiengeschichte - angefangen von der Vertreibung, dem Neuanfang, Wirtschaftswunder und dann die persönlichen Verhältnisse, der unbeugsame Chef, Dorothea, die Kinder und die Enkel, dazwischen Bruno, der eine bewundernswerte Einfachheit verkörpert, der Geister und unausgesprochene Gedanken hört, der irgendwie mit der Natur verbunden ist.
eine ganz außergewöhnliche Gestalt dieser Bruno. Bruno symbolisiert, in meinen Augen, den Benachteiligten des Lebens, dessen Existenz eigentlich dauernd bedroht ist. Nun der Rückzug aus Rücksicht ! Doch die Familie ist im Grunde schon auseinander gebrochen.
Ist dir aufgefallen, dass alle Frauen ziemlich berechnend oder zumindest schwach sind ? Ina, Dorothea (die ich mir so sehr am Ende als starke Frau gewünscht hätte, die aber in der Frauenrolle des Wirtschaftwunders stecken bleibt) selbst Magda, bei der mir nicht ganz klar ist, zu welchem Zeitpunkt sie sich Bruno zuwendet, vielleicht erst, nachdem die Sache mit der Schenkung bekannt wird ?
fein dass du mich darauf aufmerksam machst. Über die Frauen habe ich mir garnicht soviele Gedanken gemacht.
Ein sehr intensives Buch, die Personen stehen mir richtig vor Augen, zwischenzeitlich fühlte ich mich wie in einem Film, den ich mir fast atemlos anschaute. Ich glaube, für mich nach Deutschstunde der beste Roman von Lenz bisher !
da hast du recht, ich empfinde es ganz genauso, gerade wegen der ungewöhnlichen Erzählperspektive.
Somit sind wir wieder bei deiner Frage: Was bleibt, wenn sich der Mensch von der Natur abwendet ?
oder man stellt sich zusätzlich die Frage "Wem gehört das Land?"
Kannst du dich erinnern, wie Max Bruno danach fragte, wer das Land vorher besaß, immer weiter bohrte, bis Bruno nicht mehr weiterwußte, wem das Land zuvor gehörte?
ich glaube, da liegt auch der Kern der Aussage, was immer Siegfried Lenz ausdrücken wollte ohne zu deutlich zu werden.
Für Exerzierplatz hat er 1987 den Wilhelm-Raabe-Preis erhalten. Eine berechtigte Auszeichnung !
ich bin froh, dass wir das gemeinsam gelesen haben