Siegfried Lenz

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Re: Siegfried Lenz

Beitragvon JMaria » Mi 10. Apr 2013, 10:43

Hallo Momo, hallo Steffi,

wenn ich mir den Erzählband "Die Maske", eins seiner letzten Projekte, betrachte, ist Lenz immer noch für Überraschungen gut, wenn ich da an die Titelgeschichte "Die Maske" denke, die ich ins Reich des Magischen Realismus einordnen würde. Realitätsferne habe ich bei Siegfried Lenz bisher nicht empfunden, auch nicht bei Schweigeminute.

den "Verlust" werde ich mir auch noch als ebook besorgen, nachdem ich "Das Vorbild" gelesen habe, das bei mir noch subt.

von "Brot und Spiele", ein Frühwerk von ihm, das ich gerade lese, bin ich immer noch sehr angetan. Die Beschreibungen der Bewegungsabläufe beim Laufen, Speerweitwurf, Weitsprung, Hochsprung ist derart gut beschrieben, daß ich es direkt vor mir sehe, wie sich der Körper der Sportler bewegen. Toll. Dazu die Rückerinnerungen, das Überlappen von Vergangenheit und Gegenwart, mit dem unsicheren Ausgang des Rennen als Zukunftsperspektive, das angekündigte Scheitern, das gefällt mir sehr gut.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Siegfried Lenz

Beitragvon Momo111 » Mi 10. Apr 2013, 18:59

Hallo Maria,Steffi,

Für mich war Die Schweigeminute deshalb realitätsfern, weil die Liebesbeziehung zwischen Schüler und Lehrerin öffentlich offen ausgetragen wurde, auch wenn es nur für eine kurze Zeit war. Gerade im Lehrerberuf werden solche Verhältnisse nicht geduldet und als skandalös bewertet. Im Normalfall würde der Lehrerin eine Versetzung auf eine andere Schule drohen. Die Geschichte spielte zudem noch in einem kleinen Ort. Und gerade in einem kleinen Ort spricht sich so etwas sehr schnell rum.

Macht ja nix, wenn ihr eine andere Auffassung habt, wollte trotzdem gerne darauf antworten.
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Re: Siegfried Lenz

Beitragvon JMaria » Do 11. Apr 2013, 20:01

Hallo Momo,

danke für deine Antwort und deine Meinung. Wir müssen ja nicht immer übereinstimmen. Das macht es ja auch oft interessanter, wenn man andere Sichtweise erklären kann. Wenn ich auch finde, daß in dieser kurzen Novelle nicht das Hauptaugenmerk auf Schüler - Lehrerin Verhältnis liegt, obwohl darin natürlich Sprengstoff liegt. Man darf nicht vergessen, daß diese Liebe einen kurzen Sommer lang ging, da war keine Zeit um es zu einem Skandal anwachsen zu lassen, denn die junge Lehrerin hatte dann den tödliche Unfall. Es geht um Trauer und das Erwachsenwerden. Doch wie Steffi, fand ich die zarte Stimmung und Atmosphäre überzeugend und auch die Symbolik die in Schweigeminute zu finden ist. Ich mag ja das Melusine-Motiv, seit ich Fontanes Werk lese, und es auch bei Siegfried Lenz zu finden, fand ich großartig. Das wollte ich noch kurz erklären, was mir in der Novelle wichtig war.

Schönen Abend wünsch ich dir !
Schöne Grüße, Maria
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Re: Siegfried Lenz

Beitragvon steffi » Fr 12. Apr 2013, 08:37

JMaria hat geschrieben:Hallo Momo,

danke für deine Antwort und deine Meinung. Wir müssen ja nicht immer übereinstimmen. Das macht es ja auch oft interessanter, wenn man andere Sichtweise erklären kann.


Find ich auch !

Die Zeitspanne des Verhältnisses wusste ich nicht mehr, aber es ist ja auch aus der Schülersicht geschrieben, daher ist es für mich nachvollziehbar, dass diese Problematik ausgespart wurde. Insofern hat mich das auch nicht gestört.
Gruss von Steffi

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Re: Siegfried Lenz

Beitragvon Momo111 » Sa 13. Apr 2013, 13:18

Ein Schnäpchen...

Die Landesbühne für nur 3,50 gebunden, statt 17,00 €. Und zwar dort, wo ich es nicht erwartet hätte. Im Kaufhof... .

Wer hat das Buch gelesen und wie hat es euch gefallen?
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Re: Siegfried Lenz

Beitragvon JMaria » So 14. Apr 2013, 09:12

Momo111 hat geschrieben:Ein Schnäpchen...

Die Landesbühne für nur 3,50 gebunden, statt 17,00 €. Und zwar dort, wo ich es nicht erwartet hätte. Im Kaufhof... .

Wer hat das Buch gelesen und wie hat es euch gefallen?



ein märchenhaftes Schelmenstück !
Ich fands sympathisch und poetisch geschrieben. Es befindet sich darin in komprimierter Form die Themen, die Siegfried Lenz immer am Herzen lagen; u.a. menschliche Güte. Er spielt darin aber auch mit dem Thema Literatur und Kunst. Wenn einer von den Insassen Spezialist ist für "Sturm und Drang" ; am Ende geht auch eine solche Phase vorbei, im wirklichen Leben wie auch in der Literaturgeschichte. Das sind die zarten Nuancen die Siegfried Lenz selbst in die kleinste Erzählung reinzubringen weiß, die man aber leicht übersieht. Man sollte Schelmengeschichten mögen, sonst tut man sich vielleicht schwer.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Siegfried Lenz

Beitragvon Momo111 » So 14. Apr 2013, 11:54

JMaria hat geschrieben:
Momo111 hat geschrieben:Ein Schnäpchen...

Die Landesbühne für nur 3,50 gebunden, statt 17,00 €. Und zwar dort, wo ich es nicht erwartet hätte. Im Kaufhof... .

Wer hat das Buch gelesen und wie hat es euch gefallen?



ein märchenhaftes Schelmenstück !
Ich fands sympathisch und poetisch geschrieben. Es befindet sich darin in komprimierter Form die Themen, die Siegfried Lenz immer am Herzen lagen; u.a. menschliche Güte. Er spielt darin aber auch mit dem Thema Literatur und Kunst. Wenn einer von den Insassen Spezialist ist für "Sturm und Drang" ; am Ende geht auch eine solche Phase vorbei, im wirklichen Leben wie auch in der Literaturgeschichte. Das sind die zarten Nuancen die Siegfried Lenz selbst in die kleinste Erzählung reinzubringen weiß, die man aber leicht übersieht. Man sollte Schelmengeschichten mögen, sonst tut man sich vielleicht schwer.


Das klingt doch ganz nach meinem Geschmack. Danke dir, Maria. Freue mich aufs Lesen.
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Re: Siegfried Lenz

Beitragvon steffi » So 14. Apr 2013, 20:02

JMaria hat geschrieben: Man sollte Schelmengeschichten mögen, sonst tut man sich vielleicht schwer.


Ja, deshalb hats mich nämlich nicht vom Hocker gerissen ;)
Gruss von Steffi

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Re: Siegfried Lenz

Beitragvon JMaria » Di 25. Feb 2014, 20:35

Wer hat die neue Verfilmung Die Flut ist pünktlich geschaut?

Hier findet sich die Besetzungsliste:
http://www.hoffmann-und-campe.de/aktuel ... erfilmung/

Ich empfand die Verfilmung als sehr gelungen. Behutsam verfilmt, es war berührend und fesselnd, in unserem Wohnzimmer war eine Stille zum Anfassen, hab ich selten so erlebt.

Die kurze gleichnamige Erzählung von Siegfried Lenz, auf der die Verfilmung beruht, wurde 1953 veröffentlicht, aber dank Siegfried Lenz Raum für Zwischentöne und das Ungesagt gebliebene, merkt man ihr das 'Alter' nicht an und hat sich an das Heute wie selbstverständlich geschmiegt.

http://www.amazon.de/Die-Flut-ist-puenk ... puenktlich

Zitat

(...)Zuerst sah er ihren Mann. Er sah ihn allein heraustreten aus dem flachen, schilfgedeckten Haus hinter dem Deich, den Riesen mit dem traurigen Gesicht, der wieder seine hohen Wasserstiefel trug und die schwere Joppe mit dem Pelzkragen. Er beobachtete vom Fenster aus, wie ihr Mann den Pelzkragen hochschlug, gebeugt hinaufstieg auf den Deich und oben im Wind stehenblieb und über das leere und ruhige Watt blickte, bis zum Horizont, wo die Hallig lag, ein schwacher Hügel hinter der schweigenden Einöde des Watts.(....)
Die Flut ist pünktlich


Das ZDF plant in den nächsten Jahren weitere Verfilmungen die auf verschiedene Erzählungen basieren.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Siegfried Lenz

Beitragvon JMaria » Di 8. Apr 2014, 11:44

Siegfried Lenz, der im März seinen 88. Geburtstag feierte, hat seine Unterlagen dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach übergeben.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/b ... 82709.html

In dem Artikel findet sich eine wunderschöne und treffende Aussage, nämlich Siegfried Lenz reden zu hören, das ist ein bisschen so, als würde man durch seine Erzählungen spazieren. Und durch die Geschichte der Bundesrepublik.


So ist es!

Und man zeigte ihm auch die archivierten Korrespondenzen anderer Schriftsteller und so fand er sich selbst in Briefen an Alfred Andersch, Paul Celan, Carl Zuckmayer und Marcel Reich-Ranicki.

ich wertschätze ihn sehr, mich treffen seine Geschichten immer sehr tief.
Schöne Grüße, Maria
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