Henry James 1843 - 1916

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Henry James 1843 - 1916

Beitragvon JMaria » Do 23. Mai 2013, 11:07

Wie siehts eigentlich bei euch mit Henry James aus?

Ich habe noch nicht viel von ihm gelesen. Seine kürzeren Novellen und Erzählungen wie "Die Aspern-Schriften", "Die Drehung der Schraube" und "Daisy Miller" fand ich hervorragend erzählt, ein großartiger Stilist.

Der Roman "Die Erbin vom Washington Square" hat mich ebenfalls fesseln können.

Wieder auf ihn aufmerksam wurde ich durch ein SWR Feature über ein Scheidungskind (dt. Maisie). Eine überraschend frühe Auseinandersetzung mit dem Thema und ist ausschließlich aus der Perspektive des Kindes erzählt. Hat mich erstaunt und neugierig gemacht. Leider gibt es den Roman "Maisie" nur noch schwer zu finden. Englisch: "What Maisie Knew", aus dem Jahr 1897 !

http://www.swr.de/swr2/programm/sendung ... index.html

http://www.gutenberg.org/ebooks/7118

einige Übersetzungen zieren mein Bücherregal und eigentlich habe ich mir vorgenommen in diesem Jahr noch ein Buch von ihm zu lesen. Vermutlich "Bildnis einer Dame".
Schöne Grüße, Maria
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Re: Henry James

Beitragvon YvonneS » Do 23. Mai 2013, 11:25

JMaria hat geschrieben:Wie siehts eigentlich bei euch mit Henry James aus?

Hallo Maria,

gelesen habe ich von ihm bisher nur "Vertrauen", das mir sehr gut gefallen hat, obwohl ich mit der behäbigen, doch sehr ruhigen Erzählweise hier und da so meine Probleme hatte, was aber die feine Handlung für mich wieder wettgemacht hat.

"Daisy Miller" kenne ich als Hörbuch, gelesen von Gert Westphal. In meinem Hörbuch-Regal steht auch noch "Washington Square" und wartet darauf, gehört zu werden. Übrigens ebenfalls gelesen von Gerd Westphal.

Unbedingt lesen möchte ich von ihm noch "Die Drehung der Schraube", das ich bisher nur als Film kenne.
Liebe Grüße
Yvonne



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Re: Henry James

Beitragvon JMaria » Mo 27. Mai 2013, 09:55

Hallo Yvonne,

ja, das Gefühl der "Behäbigkeit" kam mir auch in der "Erbin vom Washington Square" auf, aber wie du schreibst, die fein gezeichnete Handlung macht das wieder wett.

Übrigens, liest Westphal mit viel Einfühlungsvermögen, besonders bei der "Erbin vom Washington Square".

Ist "Vertrauen" ein Erzählband oder ein Roman?
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Re: Henry James

Beitragvon YvonneS » Mo 27. Mai 2013, 10:09

Hallo Maria,

"Vertrauen" ist ein Roman.

http://www.randomhouse.de/Buch/Vertraue ... 224421.rhd
Liebe Grüße
Yvonne



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Re: Henry James

Beitragvon JMaria » Mo 27. Mai 2013, 10:42

Danke, Yvonne.
ein Frühwerk also, ähnelt seinen späteren Themen.

in diesem Jahr kam auch zum ersten Mal eine Novelle in deutsch heraus:

Überfahrt mit Dame: Eine Salonerzählung
http://www.amazon.de/%C3%9Cberfahrt-mit ... enry+james

http://www.amazon.de/%C3%9Cberfahrt-mit ... enry+james

Klappentext:
Welch ein Fund – ein neuer Henry James Ein literarisches Juwel erstmals auf Deutsch: In dieser neu entdeckten Novelle von Henry James erzählt der große Romancier und Menschenkenner unterhaltsam wie treffend ein Frauenschicksal und entwirft wie nebenbei ein Sittenbild der viktorianischen Zeit. Eine vierköpfige Gesellschaft besteigt in Boston die »Patagonia«: Mrs. Nettlepoint, ihr Sohn Jasper, der Erzähler und Grace Mavis, die nach 10-jähriger Verlobungszeit in Liverpool von ihrem zukünftigen Mann erwartet wird, einem mittellosen Künstler. Doch die »Patagonia« ist ein langsames Schiff – und lässt ausreichend Zeit für Intrigen, Gerüchte und Liebesirrtümer. Hat Grace an Bord tatsächlich den Avancen eines der Herren aus guter Gesellschaft nachgegeben? Und was wird geschehen, wenn Mr. Porterfield seine Verlobte in Empfang nehmen möchte? Die Geschichte basiert auf wahren Begebenheiten und entstand als Antwort auf eine Erzählung von Anthony Trollope: James hielt sich enger an die Fakten und gab ihr damit eine ganz andere Wendung.

klingt gut :-)
Schöne Grüße, Maria
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Re: Henry James

Beitragvon YvonneS » Mo 27. Mai 2013, 10:48

JMaria hat geschrieben:Überfahrt mit Dame: Eine Salonerzählung
http://www.amazon.de/%C3%9Cberfahrt-mit ... enry+james

http://www.amazon.de/%C3%9Cberfahrt-mit ... enry+james

Klappentext:
Welch ein Fund – ein neuer Henry James Ein literarisches Juwel erstmals auf Deutsch: In dieser neu entdeckten Novelle von Henry James erzählt der große Romancier und Menschenkenner unterhaltsam wie treffend ein Frauenschicksal und entwirft wie nebenbei ein Sittenbild der viktorianischen Zeit. Eine vierköpfige Gesellschaft besteigt in Boston die »Patagonia«: Mrs. Nettlepoint, ihr Sohn Jasper, der Erzähler und Grace Mavis, die nach 10-jähriger Verlobungszeit in Liverpool von ihrem zukünftigen Mann erwartet wird, einem mittellosen Künstler. Doch die »Patagonia« ist ein langsames Schiff – und lässt ausreichend Zeit für Intrigen, Gerüchte und Liebesirrtümer. Hat Grace an Bord tatsächlich den Avancen eines der Herren aus guter Gesellschaft nachgegeben? Und was wird geschehen, wenn Mr. Porterfield seine Verlobte in Empfang nehmen möchte? Die Geschichte basiert auf wahren Begebenheiten und entstand als Antwort auf eine Erzählung von Anthony Trollope: James hielt sich enger an die Fakten und gab ihr damit eine ganz andere Wendung.

klingt gut :-)


Stimmt. :) Danke für den Tipp.
Liebe Grüße
Yvonne



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Re: Henry James

Beitragvon steffi » Mo 3. Jun 2013, 11:21

Ich kenne von Henry James einige Erzählungen, die ich auf englisch gelesen habe. Ich muss sagen, manche fielen mir damals ziemlich schwer und ich habe nicht immer alles verstanden. Von Turn of the Screw habe ich auch mal einen sehr guten TV-Film gesehen ! Dann las ich noch Portrait of a Lady, das mir ebenfalls gut gefallen hat, auch hier hatte ich aber wieder Schwierigkeiten, allen Handlungen zu folgen. Washington Square habe ich als Hörbuch (Gert Westphal) gehört und kann es nur empfehlen !

Schon lange wollte ich mal etwas von Henry James auf deutsch lesen, um zu sehen, ob ich mit seinem Stil dort besser zurecht komme.
Gruss von Steffi

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Re: Henry James

Beitragvon JMaria » Mo 3. Jun 2013, 16:04

Hallo Steffi,

neben "Porträt einer jungen Dame", den du bereits kennst, habe ich noch im SUB:

Die Flügel der Taube
Die goldene Schale

daneben würde mich noch "Damen in Boston" reizen, nach diesem Roman muß ich mal suchen, den gibt es natürlich auch nicht mehr Handel.

Vielleicht ergibt sich mal eine Leserunde.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Henry James

Beitragvon JMaria » Mo 10. Jun 2013, 14:09

Colm Toibin - Porträt des Meisters in mittleren Jahren habe ich beendet und ich muß sagen, mir hat die Romanbiographie über Henry James sehr gut gefallen. Ein würdiges Buch das 2004 auf der Shortlist des Booker-Prize stand. Originaltitel: The Master.

Gekonnt lässt Toibin Raum für Spekulationen, wo man nur vermuten kann z.b., Henry James unterdrückte Homosexualität, vielleicht auch Bisexualität, seine freiwillig gewählte Enthaltsamkeit (?), im Schatten des Skandals um Oscar Wilde und der als Sodomit angeklagt und verurteilt wurde, dem damalige Begriff für Homosexualität bzw. für sexuelle Handlungen, die nicht der Fortpflanzung dienten.

So beginnt auch die Geschichte im Januar 1895 mit einem Mißerfolg mit Henrys Theaterstück Guy Donville, Henry James ist 52 Jahre, während Oscar Wilde auf dem Höhepunkt seines Schaffens ist; und endet Oktober 1899, also seiner mittleren Schaffenskraft.

Dazwischen wird in Rückblenden von seiner Kindheit, seinen Reisen, seinen Freundschaften erzählt. Rätselhaft ist die Beziehung zwischen ihm und der amerikanischen Schriftstellerin Constance Fenimore Woolson, der Großnichte von James Fenimore Cooper, die sich 1894 in Venedig das Leben nahm. Die Legende sagt, daß Henry James ihr schwarzes Kleid in einer der Lagunen Venedigs entsorgte und daß sich das Kleid aufblähte und wieder auftauchte, so daß er mit dem Paddel darauf einschlugen mußte. Toibin nimmt diese Legende auch in seinem Buch auf, dabei lässt sich Henry James von Woolsons Gondoliere helfen, die gesamte Gardarobe in der Lagune zu versenken.

Zeitlebens scheint sich Henry James als stiller Beobachter seine Inspiration unter seinen Bekannten und Freunden gesucht und gefunden zu haben.

Treffend eine Aussage im Buch, die eine Baronin äußerte und als Motto gilt:

ich erinnere mich, wie sie jung waren und alle Damen Ihnen hinterherliefen... Wir möchten Sie alle, und ich nehme an, Sie mochten uns auch, aber Sie waren zu sehr damit beschäftigt, Material zu sammeln...aber Sie waren wie ein Banker, der unsere Ersparnisse einsammelte. Oder ein Priester, der sich unsere Sünden anhörte. Ich erinnere mich, daß meine Tante uns einschärfte, Ihnen ja nichts zu erzählen.


Henry James gilt als Meister der indirekten Charakterisierung, also aus den Handlungen heraus eine Person zu beschreiben, und auch Toibin verwendet diese Erzähltechnik in seinem Roman über Henry James.


Als nächstes werde ich mir von Henry James "Porträt einer jungen Dame" vornehmen. Ich vermute mal, an dem Titel hat sich die deutsche Übersetzung angelehnt "Porträt des Meisters in mittleren Jahren", erinnert aber auch an James Joyce Roman mit autobiographischen Zügen "Ein Porträt des Künstlers als junger Mann".

Was auch immer man sich bei dem deutschen Titel gedacht haben mag, ich finde er paßt sehr schön.

Außerdem möchte ich noch folgende Romanbiographien lesen:

David Lodge: Autor! Autor!
Elizabeth Maguire: Fenimore

Beide liegen bereits parat.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Henry James

Beitragvon steffi » Di 11. Jun 2013, 10:01

Danke, JMaria, für deinen Bericht ! Ich glaube, dass es sich sehr lohnt, sich näher mit Henry James zu beschäftigen, gerade weil ich ihn im Original als nicht so leicht empfand, denke ich, dass sehr viel hinter seinen Worten steckt. Und die Annäherung anhand der Biografie finde ich ideal.
Gruss von Steffi

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