Karen Levine: Hanas Koffer

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Karen Levine: Hanas Koffer

Beitragvon Didonia » So 27. Sep 2015, 18:07

Ein kleines Mädchen wird mit diesem Buch dem Vergessen entrissen. Hana Brody lebte mit ihrem älteren Bruder George und den Eltern in der Stadt Nove Mesto in der Provinz Mähren. Sie liebte ihre Familie, ging gerne zur Schule und traf sich mit ihren Freundinnen. Sie war sportlich, spielte gerne Klavier und nahm an Schulaufführungen teil.

Es gab nur eines, was sie von den anderen unterschied: Die Bradys waren Juden.


Das Wissen über Hana und ihre Familie haben wir Fumiko Ishioka zu verdanken, der Leiterin des Tokyo Holocaust Education Resource Center. Dieses Museum wurde von einem anonymen japanischen Sponsor gegründet, der wollte, dass die Jugend mehr über diesen Teil der Weltgeschichte erfuhr.
Nach einem Treffen mit der Holocaust-Überlebenden Yaffa Eliach bildeten ein paar junge Japaner die Gruppe "Kleine Flügel", die unter der Leitung von Fumiko Ishioka daran arbeitete, das Interesse anderer Kinder und Jugendlicher an der Holocaust-Geschichte zu wecken. Hanas Koffer spielt dabei eine große Rolle für den Erfolg ihrer Aufgabe.

Dieser Koffer befindet sich im Museum in einem Glasschrank. Ein Name steht drauf: Hanna Brody. Und ein Geburtsdatum: 16. Mai 1931. Und: Waisenkind.
Die Kinder wissen nur, dass der Koffer aus Auschwitz kommt. Aber wer war Hana? Es gab viele Fragen, aber keine Antworten.
Fumiko Ishioka versprach den Kindern, etwas über Hana herauszufinden und suchte in der ganzen Welt.

Und so erfuhren sie von Hanas Schicksal. Sie durfte das Kino nicht mehr besuchen, wurde von der Schule ausgescchlossen. Die Freundinnen spielten nicht mehr mit ihr. Und sie musste einen gelben Stern mit der Aufschrift "Jude" tragen.

Mit jedem Verlust einer Freundschaft und mit jeder neuen Einschränkung fühlten Hana und George, wie ihre Welt ein bisschen kleiner wurde.


Im Frühjahr 1941 wurde ihre Mutter verhaftet, kurze Zeit später ihr Vater. So kam sie zusammen mit ihrem Bruder zu einem Onkel aufs Land. Aber auch dort waren sie nicht sicher. Sie wurden nach Theresienstadt transportiert. Dort wurde Hana auch noch vom Bruder getrennt. Doch es gab einige Menschen, die sich ihrer annahmen. Hana bekam im Geheimen Unterricht. Man versuchte, dass die Kinder, und sei es nur für eine kurze Zeit, die brutale Umgebung vergessen konnten.
Nach zwei langen Jahren durfte Hana endlich einmal die Woche für zwei Stunden ins Freie. Sie suchte sofort ihren Bruder und fand ihn glücklicherweise.

Es kamen immer mehr Menschen nach Theresienstadt. Dadurch wurden die Essensrationen für jeden einzelnen immer weniger. Tausende wurden in Viehwaggons abtransportiert. Alle möglichen Gerüchte gingen um: Die Menschen erwarte ein besseres Leben. Auf der andern Seite hörte man von Todeslagern - diesen Transport musste Hana dann auch noch miterleben. Noch am Tag ihrer Ankunft in Auschwitz wurde sie vergast.

Als Fumiko Ishioka wieder in Tokio war, musste sie den "Kleinen Flügeln" die traurige Wahrheit über Hana mitteilen. Aber sie hatte auch eine frohe Botschaft für die Kinder: Hanas Bruder George hat überlebt und wohnt nun in Kanada.

Und so erhielt George Brady im August 2000 ein Päckchen aus Japan.

Eineinhalb Millionen jüdische Kinder kamen im Holocaust um.

Hana Brodys Geschichte wurde nun schon in gut 1000 Schulen von mehr als 200.000 Schülern gelesen.

Ich wünsche diesem Büchlein den Einzug in noch viele ungezählte Klassenräume. Damit sich diese Geschichte nicht wiederholt.
Lesende Grüße, Anne

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