von Didonia » Sa 10. Dez 2016, 16:26
Wege, die das Leben geht
Eyja konnte ihrem Mann Garri noch gar nicht richtig klarmachen, dass sie für längere Zeit verreisen würde. Als sie mit ihm darüber sprach, war er zu besoffen. Und nun überraschte er sie, ihre Mutter, Rúna und eine frühere Freundin dabei, wie die Frauen die verdreckte Wohnung auf Vordermann bringen, da Eyja das Mietverhältnis gekündigt hatte. Die Miete war eh schon zwei Monate nicht bezahlt worden und wurde nun mit der Kaution verrechnet.
Rechnen musste Eyja während ihrer Ehe immer, Garri brachte alles Geld in die Kneipe. Selbst das, was Eyja sich mühevoll zusammensparte. Wenn sie drohte, ihn zu verlassen, begann er eine Therapie, die er nach ein paar Tagen wieder abbrach. Oder er verlegte sich aufs Heulen und drohte mit Selbstmord. Was hielt Eyja bei ihm?
"Er brachte ihr morgens Kaffee. Und er motivierte sie zum Schreiben, weil er wusste, wie es war, wenn man von der Welt in Frieden gelassen werden wollte. Er tröstete sie, wenn niemand anderes es tat."
Aber machte das alles wett? Dass sie durch seine Trinkerei ihre Freunde verlor? Dass sie sich mit Geldeintreibern rumschlagen musste? Dass sie mehrere Jobs machte, damit wenigstens ein bisschen Geld reinkam? Ihre Schecks platzten. Selbst die Katze war am Verhungern.
Und dann verabschiedet sie sich von Garri. Und verrspricht ihm, wiederzukommen. Oder war sie gerade dabei, ihn zu verlassen? Sie tat doch nur so, oder? Was geschieht in Schweden? Schafft sie es, ihren Roman zu schreiben? Lies selbst...
Aber ich sage Dir gleich, es ist ein schwieriges Lesen. Nicht, weil das Buch zu anspruchsvoll wäre, nein. Diese vielen Sprünge zwischen heute und gestern, ja sogar morgen, sind nicht ganz leicht. Irgendwie stellt sich kein schöner Lesefluss ein.
Und trotzdem hat es Spaß gemacht, Eyjas Erinnerungen zu folgen. Sie hat es wahrlich nicht leicht gehabt. Trotzdem hat sie sich einen Humor bewahrt, der mich oft lächeln ließ.
Ich wäre gerne näher auf Garris Alkoholkrankheit oder überhaupt den Alkoholkonsum in dieser Geschichte eingegangen, aber das wäre für mich aufgrund von persönlichen Familienerfahrungen zu emotional geworden.