Heimito von Doderer: Ein Umweg

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Heimito von Doderer: Ein Umweg

Beitragvon JMaria » Sa 28. Jan 2017, 13:09

"Ein Umweg" ist 1940 zum ersten Mal erschienen und ist dem Frühwerk des Autors zu zuordnen.

Der C. H. Beck Verlag fasst zusammen:

Der Roman „Ein Umweg“ spiegelt die Welt des österreichischen Barock. Auf einer farbenprächtigen Bühne rollt das Zwillings-Schicksal zweier ganz verschiedener Männer ab. Beide suchen ihrem tragischen Los zu entgehen. Aber es gibt keinen Ausweg, nur einen „Umweg“, eine Frist zur Selbsterkenntnis.

Der Roman setzt ein im Jahr 1650. somit ist der schreckliche Dreißigjährige Krieg (1618-1648) gerademal zwei Jahre her!
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Re: Heimito von Doderer: Ein Umweg

Beitragvon steffi » Sa 28. Jan 2017, 15:58

Dankeschön !

Ich beginne heute damit und bin gespannt, wie das historische Umfeld sein wird. Ich hoffe, der Stil ist nicht sehr barockmäßig :nicken_freudig:
Gruss von Steffi

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Re: Heimito von Doderer: Ein Umweg

Beitragvon JMaria » So 29. Jan 2017, 12:08

steffi hat geschrieben:Dankeschön !

Ich beginne heute damit und bin gespannt, wie das historische Umfeld sein wird. Ich hoffe, der Stil ist nicht sehr barockmäßig :nicken_freudig:



Doderer schreibt ja gerne manchmal verschwurbelt. Das 1. Kapitel fand ich jetzt nicht zu barock . Man stößt gleich auf die barocke Thematik "Vergänglichkeit" . Diese Vergänglichkeit erkennt der schöne Paul Brandter angstvoll erst am Tag seiner Hinrichtung als er holpernd im Schinderkarren zur Richtstätte gefahren wird.

Im Gefängnis selbst war er ja noch recht frech und großspurig.

Was im Krieg noch erlaubt war, war nun in Friedenszeit sein Verhängnis. Das Umdenken fiel vielleicht vielen jungen Soldaten schwer, wenn man bedenkt, dass viele von ihnen halb verhungert marodierend durch verwüstetes Land zogen. Rein nach Schillers Wallenstein "Der Krieg ernährt den Krieg", was sich auch auf die Psyche der Soldaten auswirkte.

Die "Tulpe" , ob sich das Doderer ausdachte?

Ich bin gespannt, ob wir auf vermehrte Frömmigkeit stoßen werden. Ich las erst kürzlich einen Artikel über Pietismus, der nach dem Dreißigjährigen Krieg entstand.
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Re: Heimito von Doderer: Ein Umweg

Beitragvon steffi » Di 31. Jan 2017, 08:58

Stimmt, bisher ist der Stil gar nicht barockmäßig !

Ich bin ein bisschen überrascht, wie schnell wir in der Geschichte sind. Galgen-Rettung-Heirat und nun das brave Handwerkerleben, das ging für Doderer echt schnell.
Ich frage mich ja, was der Titel bedeutet, für wen es wohl ein Umweg sein wird ?
Gruss von Steffi

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Re: Heimito von Doderer: Ein Umweg

Beitragvon JMaria » Di 31. Jan 2017, 21:20

steffi hat geschrieben:
Ich bin ein bisschen überrascht, wie schnell wir in der Geschichte sind. Galgen-Rettung-Heirat und nun das brave Handwerkerleben, das ging für Doderer echt schnell.
Ich frage mich ja, was der Titel bedeutet, für wen es wohl ein Umweg sein wird ?



Und die Handlung der Frau war auch noch lukrativ ;-)
All die Spenden für ein neues Leben! Ein interessanter Brauch!
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Re: Heimito von Doderer: Ein Umweg

Beitragvon steffi » Mo 6. Feb 2017, 14:09

Ich kannte das gar nicht, weder den Begriff Galgenbraut nochm was dahinter steckt.

Interessant, wie sich die Handlung dann sehr schnell zu Manuel verlagert. Auch das war erstmal neu für mich, dass sich in Österreich da etliche spanische Adlige angesiedelt haben. Manuel wird als jungenhaft beschrieben, ein Hinweis, dass geradzu schwärmerisch verliebt in Hanna ist ? Natürlich bemüht Doderer hier wieder das Drachenmotiv ( ich glaube, in Slunj waren es die Salamander ?).

Was hälst du von Margret ? Ich denke, sie ist nicht so naiv, wie sie tut. Oder wie Manuel hofft.

Die Figuren der Freunde, Ines und Ignacio, gefallen mir.

Ich komme zu Kapitel VIII.
Gruss von Steffi

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Re: Heimito von Doderer: Ein Umweg

Beitragvon JMaria » Di 7. Feb 2017, 12:25

Interessant, wie sich die Handlung dann sehr schnell zu Manuel verlagert. Auch das war erstmal neu für mich, dass sich in Österreich da etliche spanische Adlige angesiedelt haben. Manuel wird als jungenhaft beschrieben, ein Hinweis, dass geradzu schwärmerisch verliebt in Hanna ist ? Natürlich bemüht Doderer hier wieder das Drachenmotiv ( ich glaube, in Slunj waren es die Salamander ?).


Obwohl es mir scheint, dass ihn eine tiefe Liebe trifft. Dieses knappe ...Er liebte Hanna, wußte es, ertrug es, und zwar das ganze Gefühl, wie es eben war.

Aber vielleicht wirklich nur schwärmerisch, wie du schreibst, er ist noch jung, und er kann sich an ihren Namen nicht erinnern oder wurde ihm nicht genannt. Das ist mir nicht ganz klar geworden.

Die Erkenntnis kommt ja sehr proustmäßig daher. Zuerst der Blick bei der Gräfin aus dem Fenster zum Kirchturm, später auf der Jagd, wieder der Blick dorthin und die Zeit stand still, die Erinnerung kamen und gingen.

Das Insekt im Bernstein eingeschlossen kam in "Die erleuchteten Fenster" auch vor und ist, wie der Lindwurm, eine beliebtes Doderer-Motiv.

Lindwurm und Raxalpe spielt auch in der Strudlhofstiege eine Rolle und der Semmering (Slunj) ist ja auch nicht weit. Verführt Editha nicht den Stangeler auf der Raxalpe?

Man bekommt Lust die Strudlhofstiege nochmals zu lesen.

Ich bin noch nicht soweit. (Kapitel V) . Ich halte mich ran.
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Re: Heimito von Doderer: Ein Umweg

Beitragvon steffi » Do 9. Feb 2017, 15:00

Ich habe das Buch beendet und mich hat das Ende wirklich geflasht ! Sehr unerwartet, wie eigentlich die ganze Geschichte bzw. der Verlauf der Geschichte für mich war.

Für mich begann das Buch als historischer Mittelalterroman, in der Mitte dann beim romantischen Realsimus mit Anklängen von Gesellschaftskritik im Sinne von Fontane und am Ende ... Tarrantino :breit_grins: Großartig, dieser Doderer !
Gruss von Steffi

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Re: Heimito von Doderer: Ein Umweg

Beitragvon JMaria » Mo 13. Feb 2017, 11:22

dann bin ich mal auf das Finale gespannt.
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Re: Heimito von Doderer: Ein Umweg

Beitragvon JMaria » Fr 17. Feb 2017, 20:39

Hallo Steffi,

Ich hatte das Gefühl, dass Doderer im letzten Drittel seine Figuren etwas aus den Augen verlor. Ich fand es dann doch recht verwirrend, z.B. das Geschwisterpaar, das Theaterstück, ...und noch ein paar Szenen. Am Ende hat Manuel dann noch schnell zu seiner Selbsterkenntnis gefunden, das fand ich auch etwas zu konstruiert. Aber das Ende war schon sehr mitreissend :breit_grins:

Man spürt im Roman, dass sich Doderer mit Prädestination und Determinismus beschäftigte.

Ich werde mit "Das letzte Abenteuer" weitermachen und gehe in der Geschichte nochmals etwas weiter zurück. Ein Ritter-Roman, oder wie Doderer schrieb, ein .. "Ritt ins romantische Land". Und natürlich muss ein Drache erlegt werden!
Schöne Grüße, Maria
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