Letztens beim Bücherbummel bemerkt:
Louise Erdrich: Ein Lied für die Geister - mehr dazu bei Amazon.
Und dieser klingt auch interessant:
Nathan Hill: Geister - mehr dazu bei Amazon.
Beide haben auch sehr gute Kundenrezensionen bei Amazon.
JMaria hat geschrieben:Auf den Erzählband von James Salter spechte ich auch schon
Sonja hat geschrieben: Ich weiß gar nicht, warum ich "Alles, was ist" aus den Augen verloren hatte. .
JMaria hat geschrieben:Sonja hat geschrieben: Ich weiß gar nicht, warum ich "Alles, was ist" aus den Augen verloren hatte. .
Vielleicht weil Petra "Alles was ist" nicht zuende gelesen hat ?
Ich mag Salters' Art zu schreiben, in der Tradition von Hemingway, würde ich sagen. Vielleicht erkennt man seine Größe erst so richtig in seinen Erzählungen.
Petra hat geschrieben:Hallo ihr Lieben,
mit “Alles, was ist“ von James Salter komme ich nur langsam voran. Das liegt zum Teil daran, dass ich derzeit sehr eingespannt bin, und meine Lesezeit sich mehr auf abends beschränkt, wo ich dann aber etwas anderes lese.
Zum anderen liegt es daran, dass sich meine Begeisterung für das Buch in Grenzen hält. James Salter mag einer der großen amerikanischen Schriftsteller sein. Aber ich glaube, ich hätte lieber zu seinen früheren großen Romanen greifen sollen, anstatt zu seinem Alterswerk (es ist seit 30 Jahren ja seine erste Veröffentlichung). Der Roman wirkt nichtssagend auf mich. Die Rezension im SPIEGEL ONLINE bringt meinen Missmut wunderbar auf den Punkt. Und ich stimme mit dem dort gesagten überein. Sowohl was die Sprache angeht (hier war ich dankbar für den Hinweis im SPIEGEL, dass es wohl nicht an der Übersetzung liegt, bei so manchem Satz - auch bei dem zitierten - hatte ich mich genau das gefragt. Und wie John Irving auf den Gedanken kommt, dass Shakespeare seine Freude an der Sprache Salters in diesem Roman haben würde, ist mir ein Rätsel), die sicher gezielt so gesetzt ist, aber wirklich ermüdend wirkt, als auch was die Perspektivwechsel angeht.
Philip Bowman ist zwar die Hauptfigur des Romans, aber eigentlich ist er nur ein Bindeglied zwischen zahllosen Affären, über die Salter hier schreibt, für die er viele Figuren entwirft, die dann einzig und allein dem Zwecke dienen, eine Affäre mit einer (oder mehreren) Frauen zu haben. Die sind alle schön (viel mehr erfährt man nicht), und dann wird sexuelles Verlangen gestillt, der Leser schaut dabei zu. Und dann springt Salter zum nächsten Schauplatz, der auch nichts anderes bietet. Salter möchte damit der Oberflächlichkeit gewiss Ausdruck verleihen. Aber einfach nur Figuren auf ihrem oberflächlichen Liebesweg zu folgen, dafür lese ich kein Buch, zumal kein solches, dem es nicht wirklich gut gelingt.
Ich fürchte es wird so weiter gehen. Und ich habe schon überlegt, das Buch abzubrechen, weil ich ahne, dass es mir nichts geben wird. Einzig die hier und da aufblitzende Erzählkraft lässt mich noch weiterlesen. Es ist natürlich nicht schlecht (auch hier stimme ich mit dem SPIEGEL-Rezensenten überein). Es ist zu erkennen was Salter beabsichtigt: Das Beständige, die Ehe, eintauschen gegen das Flüchtige, die Affären, in einer Zeit (nach dem zweiten Weltkrieg), in der man nicht mehr so streng an den Sitten und Konventionen festhielt. Aber mir reicht das nicht so recht, und in meinen Augen ist der Roman überbewertet. Und so bin ich fast froh unter all dem Jubel in der Rezension im SPIEGEL ONLINE meine skeptischen Gefühle dem Buch gegenüber wiederzufinden.
Schön finde ich die Passagen, in denen es um Bowmans Blicke in den Literaturbetrieb geht. Und begeistert hat mich auch zu Beginn die Passage über den Bowmans Einsatz im zweiten Weltkrieg. Aber auch das ist nur eine Episode, die scheinbar keinen Nachhall hat.
JMaria hat geschrieben:Alles, was ist" von James Salter gefällt mir immer noch sehr gut.
Der Anfang des Romans, auf einem Kriegsschiff im Pazifik, und das Überleben des Protagonisten Bowman, ist im Grunde der Höhepunkt in dessen Leben. Mich hat die Beschreibung des Kriegsschauplatzes tief beeindruckt, kommt mir in seiner Intensität so mancher Kriegsbeschreibung Hemingways gleich. Auffallend dass Bowman in Summit aufgewachsen ist, den Ort, wo Hemingway "Die Killer" spielen lässt. Und wie der Schwede wusste, unbeweglich auf dem Bett liegend, dass er irgendwann von Ihnen, den Killern, erwischt wird, so weiß auch Bowman, dass ihn irgendwann der Tod erwischt, aber auch er hat keine bedeutsamen Höhepunkte mehr im Leben. Nichts kann ihn mehr erfüllen.
Zu anfangs, nachdem er aus dem Krieg zurückkommt, erkämpft er sich noch ein oder zweimal seinen Platz in der Gesellschaft; den Studienplatz in Havard, die Heirat mit der ersten Frau, die seinen Träumen noch so nahe kommt. Aber kampflos lässt er sich von den Hindernissen ausbremsen. Nachdem der (Traum) Job bei der Times nicht klappt, wird er Lektor bei einem kleinen unbekannten Verlag. Die erste Ehe geht klanglos und unspektakulär zuende. Von da an treibt es ihn dahin, von Affäre zu Affäre, von Amerika nach Europa und wieder zurück.
Ich finde es mutig vom Autor dieses Nahtoderfahrung als Anfang seines Romans herzunehmen und das Leben dann ohne weitere Höhepunkte zu beschreiben. im Grunde geht Bowman traumatisch durchs Leben ohne es selbst zu wissen und das, gibt widerum dem Leser viele Raum, die Lücken zu füllen, und das beeindruckt mich stark.
Alles, was ist !
Eigentlich ist der Roman die Bilanz eines traurigen Lebens.
Hier mal ein Ausschnitt, der mir sehr gut gefallen hat, ...
Beatrice hatte, vielleicht wegen des Todes ihres Vaters, der ihr klar in Erinnerung blieb, schon immer eine schleichende Furcht vor dem Herbst. Es gab einen Moment, meist spät im August, wenn der Sommer mit gleißender Kraft auf die Bäume traf, Bäume in vollem Laub, und dann kam ein Tag, merkwürdig still, wie in Erwartung, sich des Moments bewusst. Und sie wussten Bescheid, alle wussten Bescheid, die Käfer, die Frösche, die Krähen, die feierlich über den Rasen schritten. Die Sonne stand im Zenit und umarmte die Welt, aber es ging zu Ende, alles, was man liebte, war in Gefahr.
Eine Beschreibung zum niederknien.
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