Moin miteinander,
zu meinem aktuellen Frauenprojekt habe ich zu
Ein Hauch von Lippenstift für die Würde eine kleine Rezi geschrieben:
viewtopic.php?f=8&t=5824Das war mal wieder ein Buch, bei dem mir so richtig die Wut hochstieg. Besonders der Beitrag über die ehemalige DDR-Fernsehmoderatorin Edda Schönherz. Sie hat drei Jahre lang das schrecklichste DDR-Frauen-Gefängnis erleben müssen. Und da kann man wirklich sagen: Was die Nazis begonnen haben, hat die Stasi vervollkommnet.
Das Schreckliche daran: Die Männer, die sie damals gedemütigt haben, sitzen heute wieder in hohen Posten. Sie führen mittelständische Unternehmen, sind Vorstandsvorsitzende, haben Hotels. Und sitzen in der Regierung. Und Letztes ist wirklich ein Schlag ins Gesicht gegen, ja, eigentlich gegen alle Menschen.
Es war nach der Wende genauso wie nach dem Zweiten Weltkrieg: Die Täter konnten ein unbehelligtes Leben weiterführen. Die Opfer müssen mit ihren Erlebnissen klarkommen.Das nächste Buch, das ich nun lese, ist
Heilende Frauen - Ärztinnen, Apothekerinnen, Krankenschwestern, Hebammen und Pionierinnen der Naturheilkunde von Annette Kerckhoff.
Agnodike lebte um 300 v. Chr. Sie gilt als erste Ärztin der griechischen Antike und soll als Geburtshelferin gearbeitet haben. Mehr als 2000 Jahre hat es gedauert, bis die Frauen in Europa zum Medizinstudium zugelassen wurden. Ein Armutszeugnis für die Männer, wenn man schaut, was Frauen zu leisten vermögen. Bis ins 20. Jahrhundert hinein hätten Professoren am liebsten noch ein eigenes Gesetz gefordert, das, so stand es in einer Zeitung, das eigene "überlegene Geschlecht" vor den Ansinnen des weiblichen Ehrgeizes schützen sollte. Dabei scheint kaum jemandem bewusst zu sein, dass in den ersten beiden Zeilen des Textes des hippokratischen Eides, den Mediziner mal leisten mussten, zwei Frauen angerufen werden:
Ich schwöre und rufe Apollon den Arzt und Asklepios und Hygieia und Panakeia und alle Götter und Göttinnen zu Zeugen an, dass ich diesen Eid und diesen Vertrag nach meiner Fähigkeit und nach meiner Einsicht erfüllen werde.
Hygieia und Panakeia waren die beiden Töchter von Asklepios, dem Gott der Heilkunst in der griechischen Antike.
Weibliche Gottheiten waren auch in der ägyptischen, keltischen und germanischen Mythologie verantwortlich für die Gesundheit und Heilung der Menschen.
Die schon erwähnte Griechin Agnodike studierte als Mann verkleidet Medizin. So berichtet es der Historiker Hyginus. Als man sie entlarvte, wurde sie zum Tode verurteilt. Dem entging sie nur, weil sie unter ihren Patientinnen Frauen der Aristokratie und Frauen und Töchter der Richter hatte. Und weil diese Frauen sich so vehement für sie eingesetzt haben, kam es dazu, dass frei geborene Frauen Medizin studieren durften.
Auch, als sich mit der Teilung des Römischen Reiches und dem Aufblühen von Byzanz Zentren medizinischer Wissenschaften etablierten, blieben die Frauenheilkunde und Geburtshilfe den Frauen vorbehalten. In Europa übernahmen diese Fürsorge die Klöster. Und auch hier waren viele Frauen tätig: zum Beispiel Radegundis von Thüringen (518-587) oder Elisabeth von Thüringen (1207-1231). Bis heute sind die Ordensfrauen Hildegard von Bingen (1098-1179) und Teresa von Ávila (1515-1582) für ihr Engagement in der Krankenpflege und für ihr heilkundliches Wissen um Seele und Geist bekannt. Selbst jüdische Frauen waren außerhalb der Klöster auf diesem Gebiet tätig.
In Salerno gab es zu Beginn des zweiten Jahrtausends die erste medizinische Hochschule, an der viele Frauen wirkten und lehrten. Sogar das gynäkologische Standardwerk für die nächsten Jahrhunderte wird einer Frau zugeschrieben.
Da fragt man sich, wie die Herren der Schöpfung sich damals anmaßen konnten, vom "überlegenen Geschlecht" zu sprechen.
Trotz dieses Wissenschatzes, den die Frauen besaßen, wurden sie in den folgenden Jahrhunderten aus den Hochschulen gedrängt. Besonders gefährlich war es für sie zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert, der Zeit der Hexenverfolgung. Man mag es gar nicht glauben: Statt das Wissen dieser Frauen für alle zu nutzen, wurden sie verfolgt, als mit dem Teufel im Bunde verklagt, sie wurden gefoltert, um Geständisse aus ihnen herauszupressen und dann wurden sie getötet.
Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts trauten sich Frauen den offenen Kampf, um an Hochschulen zugelassen zu werden.
In den offiziellen Bänden der Medizingeschichte ist von all diesen Frauen nur sehr vereinzelt zu lesen. Im Gegenteil: Ihre Leistungen werden noch herabgewürdigt. Die tausend Ärztinnen aus dem Kaiserreich und auch Wissenschaftlerinnen werden kaum erwähnt. Die Erfolge, an denen sie beteiligt waren, wurden nur den Männern zugeschrieben, unter denen sie tätig waren. Dabei war es zum Beispiel Rosalind Franklin (1920-1958), die den entscheidenden Hinweis für die Entschlüsselung der DNA lieferte. Eine angemessene Ehrung erhielt sie dafür nicht.