Heute habe ich erst mal mit einem Buch begonnen, das ich schon kenne und dessen Verfilmung ich schon öfter gesehen habe.
Die Brücken am Fluß von Robert James Waller
1992 erschien dieser Roman, der 1995 mit der wunderbaren Meryl Streep und einem für mich total überraschenden Clint Eastwood verfilmt wurde.
Und ob ihr es glaubt oder nicht: Seit Erscheinen des Buches erhielt der National Geographic bis 1995 (da erschien ein Artikel in der Los Angeles Times) jährlich über tausend Briefe aus aller Welt mit Anfragen zu dem Fotografen Kincaid und seiner Fotogeschichte über die überdachten Brücken in Madison County.
Doch Robert Kincaid existierte nicht, was die Leute einfach nicht wahrhaben wollten.
Und ich kann das verstehen - ist doch diese Geschichte einfach nur schön und traurig und man wünscht sich, dass es die beiden wirklich gegeben hat.
Wenn man die ersten Seiten liest, merkt man auch gleich, warum so viele Menschen davon ausgehen konnten, dass sie wahr ist. Berichtet der Autor doch von Carolyn und Michael, die ihn darum baten, die Geschichte ihrer Mutter Francesca aufzuschreiben. Sie haben mit sich gekämpft. Aber:
In einer Welt jedoch, in der persönliche Bindungen in all ihren Spielarten in die Brüche zu gehen scheinen und Liebe nur noch eine Annehmlichkeit ist, hatten die beiden das Gefühl, daß diese bemerkenswerte Geschichte erzählt werden sollte.
Das war zu Beginn der 1990er-Jahre. Die eigentliche Geschichte von Francesca Johnson und Robert Kincaid beginnt aber 1965, am Morgen des 8. August. Da machte sich Robert mit einem Rucksack voller Fotoausrüstung und anderem Gepäck in seinem alten Chevrolet-Pickup auf den Weg Richtung Minnesota.
Robert Kincaid war ziemlich allein. Die Eltern tot, entfernte Verwandte hatte er und sie ihn aus den Augen verloren. Freunde hatte er keine. Er wusste die Namen von seinem Lebensmittelhändler und dem Besitzer des Fotoladens, wo er alles für seine Ausrüstung kaufte. Und er kannte, weil beruflich notwendig, mehrere Redakteure von Zeitschriften.
Er war mal verheiratet, das ist nun neun Jahre her. Nun ist er zweiundfünzig Jahre alt. Und er denkt schon ab und zu daran, dass es schön wäre, wieder eine Frau zu haben. Aber das wäre unfair, da er doch immer länger unterwegs sein würde.
Er kennt eine Frau, mit der er ab und zu mal einen schönen Abend verlebt. Bei einer dieser Gelegenheiten hat sie ihm mal etwas gesagt, was ihm nicht mehr aus dem Kopf ging:
Robert, in dir steckt ein Wesen, das herauszubringen ich nicht gut genug und das zu erreichen ich nicht stark genug bin. Ich habe manchmal das Gefühl, du bist schon sehr lange hier, mehr als nur ein Leben, und daß du an Orten gelebt hast, von denen wir anderen noch nicht mal träumen. Du jagst mir Angst ein, auch wenn du zärtlich zu mir bist. Würde ich mich bei dir nicht mit aller Kraft unter Kontrolle halten, ich habe das Gefühl, ich würde mich völlig verlieren und nie wieder zurückbekommen.
Das Fotografieren lernte er bei der Armee, der er beitrat, als sein Vater starb. Als er entlassen wurde, fand er einen Job bei einem Modefotograf, obwohl er sich für Mode selbst überhaupt nicht interessierte. Als auch seine Mutter starb, erbte er das kleine Häuschen, das er verkaufte und sich seine erste eigene Fotoausrüstung dafür kaufte. Kleine Magazine nahmen seine Arbeiten an, bis sich National Geographic bei ihm meldete. Ab da ging es für ihn bergauf.
1943 wurde er Kriegsfotograf, um gleich nach dem Krieg wieder für National Geographic zu arbeiten und in Washington seine Zelte aufzuschlagen.
Mit zweiundfünfzig nun hatte er die meisten Orte, die er sehen wollte, gesehen.
Jetzt ist er auf dem Weg nach Madison County mit seinen sieben überdachten Brücken, die es dort geben soll. Ein Mann an der Texaco-Tankstelle beschrieb ihm so ungefähr den Weg zu ihnen. Die ersten sechs fand er ziemlich schnell, doch auf dem Weg zur siebenten, der Roseman Bridge, verfuhr er sich und landete vor dem Haus von Francesca Johnson, von der er sich sofort angezogen fühlte. Aber sofort überfiel ihn auch wieder seine alte Unbeholfenheit.