Hallo zusammen,
ich glaube es könnte euch freuen, wenn ich euch erzähle, dass Ihr mich mit eurem Austausch auf
Thomas Manns "Der Zauberberg" schwer neugierig gemacht habt, Barbara, Maria und Steffi.
Schon lange habe ich ein paar Romane von Thomas Mann im Regal stehen, u. a. "Die Buddenbrooks" und "Der Zauberberg", beide in den wunderschönen gebundenen Retro-Ausgaben des Fischer-Verlags, mit den reliefartigen Aufdrucken auf dem Leineneinband, mit den Motiven der Original-Cover der Erstausgaben. In die Buddenbrooks las ich mal rein, doch es war nicht die rechte Zeit. Den Anfang habe ich als nüchtern und kühl in Erinnerung, doch da könnte ich mich auch täuschen. Auch in den Zauberberg las ich rein; die (wohlgemerkt scheinbare- wahre Kunst sich so komplex auszudrücken und es dennoch leicht wirken zu lassen) Leichtigkeit im Erzählstil sprach mich darin sehr an, zumal gleich. Das weiß ich noch. Und doch kam keines der beiden Bücher je zum Zuge, oder etwas anderes von Thomas Mann. Irgendwie schien es mir nie der richtige Zeitpunkt (war vielleicht auch so), und so langsam glaubte ich schon, dass er einer der großen Autoren sein könnte, den ich für mich nie entdecke. Bis eure Diskussion hier aufkam. Sie hat mich gestern verleitet, erneut reinzulesen.
Dazu möchte ich erst noch auf das WIE eingehen. Barbara schrieb in den letzten Tagen, dass sie von gedruckten Buch aufs ebook umgestiegen ist, und dass sie feststellte, dass sie darin viel schneller und besser voran kommt, was dem Schrifttyp geschuldet ist. Das kann ich gut nachvollziehen. Zu eng bedruckte Seiten, wenige Absätze etc. können meinen Lesefluss auch hemmen. Und da ich schon länger vorhabe, mir eine App auf mein Handy zu laden, mit dem ich auch epub-ebooks lesen kann, war gestern eine gute Gelegenheit. Denn ich konnte mir vorstellen, dass sich "Der Zauberberg" ganz gut für ein sporadisches Lesen eignen könnte. Durch Papego habe ich die Vorzüge, ein Buch auch auf dem Handy unterwegs (oder allerorts) lesen oder weiterlesen zu können, kennen und lieben gelernt. Und schon länger schwebt mir vor, mir ein Buch aufs Handy zu laden, das ich zwischendurch in kurzen Pausen lesen kann, wenn ich nichts anderes griffbereit habe, oder es sich nicht für 2 oder 3 Seiten lohnt, mein Buch hervorzuholen. So schlug ich gestern mehrere Fliegen mit einer Klappe, lud mir eine App (Reedy) auf mein Handy (man kann den Lesefortschritt in Prozenten sehen, Lesezeichen setzen, Schrift Weiß auf Schwarz oder Schwarz auf Weiß einstellen), und "Der Zauberberg" gleich dazu (ich hatte es im epub-Format), und begann vor dem zu Bett gehen. Eigentlich wollte ich nur kurz reinlesen, doch es ergriff mich gleich ein Sog. Hans Castorps Reise zum Sanatorium, die beschriebene Umgebung (ich hatte sie gleich im Kopf), der vergnügliche (scheinbar!) leichte Stil, der einem Schriftsteller sicher alles abverlangt, wenn er so wirkt, obwohl er sehr komplex ist. Die Figuren (Hans und der ihn empfangende Vetter Joachim Ziemßen, ein paar erste Mitpatienten, die ihren Weg kreuzen, der Seelenzergliederer Dr. Krokowski) reizen mich sehr, und auch die ein oder andere Idee (Leichen, die aus dem Sanatorium über die Bobbahn ins Tal hinunterbefördert werden). Und natürlich die Sprache!
Nun bin ich im Zwiespalt. Ich lese ja immer zwei Bücher parallel. Dieses wäre ein drittes. Meine Lesepläne für die nächste Zeit (da sind einige Bücher in der Auswahl, die ich bald lesen möchte) möchte ich ungern durchkreuzen. Den Zauberberg weglegen auch nicht. Da "Der Zauberberg" so umfangreich ist, eignet er sich auch nur bedingt fürs sehr sporadische Lesen in der App. Ich bin hin- und hergerissen, und werde mich nicht unter Druck setzen. Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass ich in der App weiter, und weiter lese, und ab und zu auch das gebundene Buch zur Hand nehme (ist heute morgen bereits passiert
), und ich mich in den nächsten Monaten immer mal wieder auf dem Zauberberg befinde.
Schön, wenn einen ein Buch so unerwartet packt!
Danke für euren Austausch. Alle Seiten (Barbaras Sicht, Marias Begeisterung und Steffis abwägen) haben mich zu dem Roman gestern greifen lassen.
Das Cover der gebundenen Ausgabe ist übrigens so passend! Ich sah heute morgen darauf genau das Bild, dass ich mir gestern beim reinlesen über die App von dem Sanatorium gemacht habe. Genau so ist es von Thomas Mann beschrieben. Ein paar Fotos der Umgebung (auch das mehrfach im Roman erwähnte Berghotel Sanatorium Schatzalp ist dort abgebildet) finden sich in diesem
Wikipedia-Artikel.
Die Zeit, die Thomas Mann in dem Roman beleuchtet (nach der Oktoberrevolution, vor dem ersten Weltkrieg) interessiert mich seit dem letzten Lesejahr (und einigen Büchern, die mich damit in Berührung brachten) stark. Passt also auch gerade wunderbar in meine Leseinteressen. Ach man (Mann)!
Und Barbara, dass dir der Roman zunehmend mehr Vergnügen bereitet, hilft mir auch nicht gerade mich gegen das Weiterlesen zu entscheiden!