Hallo Barbara,
auch bei mir geht es nicht allzu schnell voran. Aber bei mir aus dem Grund, weil es sich ja in meine sonstigen Lesepläne eingeschlichen hat. So lese ich am Tag selten mehr als 10 Seiten. Aber erstaunlicher Weise reicht mir das im Moment, obwohl es einen so starken Sog auf mich ausübt. Oder vielleicht gerade deswegen. Denn ich genieße diesen Sog. Der begleitet mich über den ganzen Tag. Und die ein Highlight des Tages ist die kurze Lesezeit die ich auf dem Zauberberg verbringen kann.
Die Ruhe, die dort herrscht, greift auf mich über. Und ich kann das aus eigener Erfahrung sagen: wenn der Körper einen über lange Zeit (also Monate) zwingt, Ruhe zu halten (weil alles andere ihn zu sehr erschöpft), dann wird man von einer ungekannten Ruhe ergriffen. Weil einem nichts anderes übrig bleibt. Man ergibt sich irgendwann darin. So erging es mir zumindest, als ich vor zwei Jahren so krank war, und nicht besser wurde über mehrere Monate. Ich bin ja auch eher ein unruhiger Mensch, aber das hat mich in gewisser Weise etwas ruhiger gemacht. Mich vom Treiben der Welt für eine Zeit abgeschnitten. Tätigkeiten und Gedanken über das, was ich alles tun sollte und wollte, kamen langsam zum erliegen. Ich kann mich somit in diese Atmosphäre dort gut einfühlen.
Und irgendwie genieße ich sie auch, diese Ruhe. Und genau deshalb fällt es mir glaube ich auch leicht (bzw. kommt es mir entgegen), dass ich diesen Roman mit Zeit und Ruhe lese. Ich möchte die Phase auf dem Zauberberg gar nicht beschleunigen. Sondern mich in der Ruhe dort fallen lassen.
Ich bin im 1. Kapitel des 4. Kapitels angekommen.
Da du auch nicht so rasch voran kommst, werden wir vermutlich noch eine geraume Zeit beide auf dem Zauberberg verbringen. Ich freue mich, dass wir das gemeinsam tun. Und ja, vielleicht schließen sich "Die Buddenbrooks" ja noch an. Wobei ich oft gerne etwas Zeit zwischen zwei Romanen von demselben Autor verstreichen lasse. Aber vielleicht ist die Sucht so stark geworden, dass die Buddenbrooks dann ganz bald auch noch sein müssen.
Thomas Mann beschreibt die Gegend und das Sanatorium so genau, dass man fast das Gefühl hat, selbst dort zu sein, nicht wahr? Und die Figuren und die Gespräche sind einfach köstlich! Man kann gar nicht
weggucken.
Übrigens widerstehe ich doch meistens dem Lesen auf dem Handy, so sehr es auch lockt. Immer schon gab es Bücher, die ich unbedingt in Papierform lesen wollte. Zumeist auch Klassiker. Bei diesem dachte ich erst, dass es anders sein könnte. Doch ich stelle fest, dass das halten der schönen Ausgabe den Genuss noch erhöht. So warte ich zumeist doch, bis ich auf dem Sofa oder im Bett bin, und mein tägliches Lesezeitfenster für den Zauberberg habe.