Hallo Ihr Lieben,
in Indien geht es weiterhin heftig zu! Der arme Ram Mohammed Thomas erzählt der Anwältin (und mir) weiterhin aus Etappen seines Lebens. Im Moment berichtet er uns, wie es kam, dass er die Antwort auf die 50.000 Rupien-Frage wusste. Spannend, was er im Hause der australischen Familie des Colonel Taylor erlebt! Aber es wird auch deutlich, wie selbst nicht ganz schlecht denkende Menschen mit Menschen aus Rams Gesellschaftsschicht (oder passender: Kaste) umgehen. Und wie ein Mensch wie Ram einiges hinnimmt. Einfach weil er es nicht besser weiß, nicht besser wissen kann. Und wie andere das für ihre Zwecke ausnutzen. Da stockt einem schon der Atem! So haben die Taylors schon schlechte Erfahrungen mit ihrem Personal gemacht (was aber auch gar nicht so arg verwundert, denn die Taten des Personals entstehen aus der Not heraus... ein kleines Stückchen vom Kuchen abhaben wollen) und bestimmen einfach so, dass Ram seinen Lohn erst bekommt (mit Ausnahme eines kleinen Taschengelds), wenn er irgendwann seinen Dienst bei den Taylors einstellt und sich nichts hat zu schulden kommen lassen. Ob Ram aber jemals das Geld sehen wird? Ich bin da misstrauischer als er, obwohl er in seinem Leben schlechte Erfahrungen in rauen Mengen sammeln konnte! Aber einiges weiß er nicht besser. Einiges nimmt er hin. Weil ihm auch gar nichts anderes übrig bleibt. Er hat gar keine Möglichkeit für seine Rechte einzustehen.
Aber das ist nur ein winziger Satz in dieser erzählten Etappe bei den Taylors. Und dennoch lösen sie so viele Gedanken und Gefühle im Leser aus. Wenn einem Buch so etwas - zudem noch auf so originelle und unterhaltsame Weise - gelingt, dann ist es doch wirklich beachtlich!
Ich halte mich gern bei Ram in Indien auf. Denn es ist einfach zum staunen. Auch in der Geschichte zu der 10.000 Rupien-Frage. Eine Freundin von mir hat Indien mal bereist und kam ganz erschüttert zurück. Angebundene bettelnde, verkrüppelte Kinder an Geländern vor dem Haus. Obwohl meine Freundin ein sehr informierter Mensch ist, der auch nicht allzu emotional ist, konnte sie nicht hinschauen. So unfassbar und schrecklich war was sie sah! Wenn ich mir dann eine Geschichte wie die zur 10.000 Rupien-Frage anschaue, dann weiß ich nur zu gut, dass das, was ich da mit Ram miterlebe, fast schon harmlos geschildert ist. Und dennoch: Ich war durch meine Freundin schon ein wenig innerlich gewappnet. Und hatte direkt keine guten Vermutungen, was die Menschen diesmal wieder mit Ram und seinem Freund Salim vorhatten. Aber was das Ergebnis war, hat mein Vorstellungsvermögen dann doch noch mal übertroffen.
Eine interessante Reise, die weniger deprimierend ist, als sie sein könnte. Denn Ram erzählt das alles wunderschön und ohne Selbstmitleid. Ein starker Junge, dem ich gern eine Weile zur Seite stehe - und von Herzen gönne, dass er den Gewinn einstreichen kann!
Ich freue mich nachher in der Bahn schon aufs weiterlesen! Nur schweren Herzens konnte ich eben nach der Mittagspause das Buch zur Seite legen!
So langsam bin ich auch auf die Verfilmung (Slumdog Millionär) sehr, sehr gespannt!
@Britti: Ja, vielleicht ist es auch für Dich Zeit (auch wegen des Films) "Rupien! Rupien!" aus dem SUB zu ziehen und literarisch nach Indien zu reisen! Ram kann Verstärkung gebrauchen!
Freut mich sehr, dass ich Dich auf das Buch jetzt so neugierig gemacht habe!
Nach Teheran möchte ich auch ganz bald! "Lolita lesen in Teheran" steht auch in meinem SUB-Gerangel. Mal sehen, wann mich meine Reise dorthin führt. Ich bin auch gespannt, was ich nach "Rupien! Rupien!" lese. Bei meinen letzten Büchern hatte ich schon 1 oder 2, 3 Bücher im Hinterkopf. Jetzt im Moment aber keines so ganz direkt. So wird es eine völlig freie Wahl - auch mal schön! Denn d. h., dass ich in meinem RUB stöbern werde und selbst ganz gespannt sein darf, auf was meine nächste Wahl fällt!
Aber bis dahin ist es noch etwas hin. Denn bis zur 1.000.000.000 Rupien-Frage sind es noch ein paar Kapitel!
Deine Idee, erst zu den Buddenbrooks zurückzukehren wenn Du wieder mal nach Lübeck fährst, finde ich gut! Und ich werde mir meinen Buddenbrooks-Besuch vielleicht auch für solch eine Reise aufheben!
@Doris: Ich hab's gut! Ich werde Britti bestimmt oft besuchen und kann mir meine Buddenbrooks auch bis dahin aufheben! Denn richtig: Das verstärkt noch mal beides - den Besuch dort und das Leseerlebnis!
@Steffi: Manchmal wissen wir gar nicht wie gut wir es haben! Mir wird das gerade durch meine Reise nach Indien bewusst. Und wenn ich hier von Deiner Reise lese, dann wird mir auch bewusst, wie schlimm es sein muss, wenn man den Mann in den Krieg ziehen lassen muss! Ich hoffe, uns allen bleibt sowas erspart! Aber wir können uns noch an unsere Großeltern erinnern, die genau das tun mussten. Wenn ich mir das manchmal ausmale, eben dieser Ungewissheit (wie bei Dir jetzt mit dem Brief, der zurückgekommen ist mit "Empfänger unbekannt") ausgesetzt zu sein, dann graust es mir!
Aber es ist gut und wunderbar, dass wir durch Bücher gedanklich solche Reisen antreten können. Das ist wichtig um zu wissen, wie gut wir es haben und um mitzuverhindern, dass solche Dinge passieren. Oder um die Augen auf Böses zu richten, damit die Welt vielleicht durchs hinschauen (und hier und da was dagegen tun) besser werden kann. Das geht nur, wenn man um solche Dinge weiß.