Uwe Tellkamp: Der Turm

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Uwe Tellkamp: Der Turm

Beitragvon steffi » Mo 4. Mai 2009, 14:37

Hallo JMaria und alle anderen Interessierten !

Als Einstieg zu unserer Leserunde möchte ich erstmal ein paar links setzen:

faz.net

wikipedia über Uwe Tellkamp

Der Turm bei wikipedia mit Interpretationsansätzen und literarische und künstlerische Vorbilder
Gruss von Steffi

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Re: Uwe Tellkamp: Der Turm

Beitragvon steffi » Mo 4. Mai 2009, 14:58

Hallo JMaria,

ich habe die ersten paar Seiten gelesen.

Auf die Ouvertüre war ich schon gespannt, denn es wurde ja verbreitet, dass diese besonders sperrig sei und man sie womöglich nicht oder erst mittendrin lesen soll. Das habe ich natürlich nicht gemacht und ich empfand sie auch nicht als besonders schwer zu verstehen. Wenn ich da z.B. an die Höllenfahrt von Thomas Mann denke ... war das ein reiner Spaziergang.

Eher als eine Art Appetitmacher und auch als eine sehr große Herausforderung an den Autor, diesem Anspruch auf den folgenden über 900 Seiten gerecht zu werden. Erinnert fühlte ich mich natürlich an James Joyce wegen des Bewußstseinsstroms, aber es klingen auch einige sehr moderne Methaphern an. Besonders gefiel mir Dresden ... in den Musennestern / wohnt die süße Krankheit Gestern , was wohl eine Art Leitmotiv darstellen könnte. Ob es ein Zitat ist oder von Tellkamp stammt, habe ich bisher noch nicht herausgefunden.

Schon auf den ersten Seiten klingen sowohl klassische Motive, aber auch die der Romantik an. Gleichzeitig steht aber die Handlung sehr im Realismus, wenn Tellkamp genau die Zugfahrt und den Weg zu Menos Haus beschreibt. Was es in diesem Zusammenhang mit dem beschriebenen Vorbild ETA Hoffmanns auf sich hat (immerhin heißt Christian ja so), werde ich noch nachforschen. Bisher hat mich der Roman schon vollständig gefangen und während des Tages sind mir öfter die kleinen Szenen wieder vor Augen gewesen. Und das erst nach 30 Seiten !! Ich hoffe nur, dass es so weitergeht.
Gruss von Steffi

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Re: Uwe Tellkamp: Der Turm

Beitragvon JMaria » Mo 4. Mai 2009, 16:52

Hallo Steffi,

du steigst gleich mit einem Vergleich zu Thomas Mann in die Leserunde. Das kann nur gut werden :D

Höllenfahrt:
Tief ist der Brunnen der Vergangenheit. Sollte man ihn nicht unergründlich nennen?

ob sich am Ende der "Turm" als ergründenswert erweisen wird, bin ich gespannt.

Danke fürs Eröffnen des Threads und den Links. Der Artikel in der FAZ ist sehr gut geschrieben. Die anderen muß ich mir noch durchlesen.

Mir geht es jedenfalls wie dir. Die ersten 30 Seiten bis zum Ende des 2. Kapitels nehmen einen gefangen.

Ouvertüre:
ich habe die Ouvertüre bereits mehrmals gelesen und entdecke immer wieder neues. Faszinierend.

Man kann daraus zumindest entnehmen, dass es um eine versunkene, eine versinkende Zeit geht, wie die versunkene Stadt Atlantis. Der Strom durchädert die Stadt, unterspült, spült hervor Unrat, Dreck, Giftsuppe ... aber es gibt auch eine schöne Zeit, eingekapselt wie in einer Druse...

die Ouvertüre erinnert an eine Einleitung, es umfasst sozusagen den gesamten Handlungsablauf auf musikalischer Basis. Ich finde, diese Musikalität ist zu finden, ... im Strom wie er dahin fließt, in den verschiedenen Uhren und ihren Stundenschlägen ... im Namen Meno, des Onkels von Christian. Meno = Tempobezeichnung in der Musik für "weniger". Der Roman scheint in seiner Konstruktion durch und durch Musik zu sein. Denn es folgt später noch ein Interludium, ein Zwischenspiel, wenn man sich hinten die Inhaltsangabe betrachtet.

Den Uhren (in der Ouvertüre gesammelt aufgeführt) begegnen dem Leser dann bereits im 1. Kapitel. Die Bahnhofsuhr schlägt 4 Uhr .... Auf die Uhren sollten wir vielleicht noch achten.

Man könnte eigentlich jeden Satz hernehmen und untersuchen. Ich finde, der Autor spielt mit dem Leser verstecken und das erinnert mich an Fontane. Was soll ich sagen, ich liebe solche Versteckspiele.


Schon auf den ersten Seiten klingen sowohl klassische Motive, aber auch die der Romantik an. Gleichzeitig steht aber die Handlung sehr im Realismus, wenn Tellkamp genau die Zugfahrt und den Weg zu Menos Haus beschreibt. Was es in diesem Zusammenhang mit dem beschriebenen Vorbild ETA Hoffmanns auf sich hat (immerhin heißt Christian ja so), werde ich noch nachforschen.


wie schnell du das immer herauskristallisierst ! Hilft mir sehr den Stil einzuordnen. Mir fiel dazu noch das Märchenhafte auf, den Bezug zu den Märchen von Wilhelm Hauff:

S. 30 Mutabor
aus "Kalif Storch" und bedeutet "ich werde verwandelt werden".
Verwandlung - was wiederum zum Thema passen würde.

und auch Metaphern aus 1001 Nacht sind zu entdecken.

Edit:
vielleicht begegnen uns auch Elemente aus dem magischen Realismus. Könnte durchaus sein. Manche Szenen haben etwas flirrendes an sich, passend zur winterlichen Jahreszeit.

Liebe Grüße
Maria
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Re: Uwe Tellkamp: Der Turm

Beitragvon steffi » Di 5. Mai 2009, 10:55

Hallo JMaria,

ob sich am Ende der "Turm" als ergründenswert erweisen wird, bin ich gespannt.
Ja, ich auch ! Ich hoffe sehr !

Ouvertüre:
Man kann daraus zumindest entnehmen, dass es um eine versunkene, eine versinkende Zeit geht, wie die versunkene Stadt Atlantis. Der Strom durchädert die Stadt, unterspült, spült hervor Unrat, Dreck, Giftsuppe ... aber es gibt auch eine schöne Zeit, eingekapselt wie in einer Druse...

Das hast du schön zusammengefasst. Bezüglich Atlantis schwebt mir noch etwas im Hinterkopf ... war da nicht bezüglich ETA Hoffmann die Rede davon ?
Genau: ETA Hoffmann: Das „Märchen aus der neuen Zeit“ mit dem Titel Der goldne Topf beginnt mit einer exakten, „realistischen“ Beschreibung Dresdens um 1800; die Handlung endet in der märchenhaften Welt von Atlantis. Quelle: wikipedia

Ich glaube, ich werde bald den goldenen Topf einschieben. Ich erinnere mich, dass ich darüber in der Schule eine Arbeit geschrieben habe.


die Ouvertüre erinnert an eine Einleitung, es umfasst sozusagen den gesamten Handlungsablauf auf musikalischer Basis. Ich finde, diese Musikalität ist zu finden
... im Namen Meno, des Onkels von Christian. Meno = Tempobezeichnung in der Musik für "weniger".
Das wusste ich nicht. Und jetzt, wo du es schreibst, fällt mir die Musikalität auch auf.

Den Uhren (in der Ouvertüre gesammelt aufgeführt) begegnen dem Leser dann bereits im 1. Kapitel. Die Bahnhofsuhr schlägt 4 Uhr .... Auf die Uhren sollten wir vielleicht noch achten.
Auf jeden Fall. Im Tausendaugenhaus (ich liebe diese Häuser-Namen bereits außerordentlich) schlägt die Uhr alle 20 min -ist doch komisch. Normalerweise schlagen die Uhren doch alle 15 min. Und Tellkamp hat ja auch noch eine Erzählung "Der Schlaf in den Uhren" geschrieben.

Man könnte eigentlich jeden Satz hernehmen und untersuchen. Ich finde, der Autor spielt mit dem Leser verstecken und das erinnert mich an Fontane. Was soll ich sagen, ich liebe solche Versteckspiele.
Einfach herrlich, gell !? Ich würde mich auch am liebsten gleich auf mehrere Dinge stürzen: ETA Hoffmann, diese Uhren-Erzählung, Hauff ...

Mir fiel dazu noch das Märchenhafte auf, den Bezug zu den Märchen von Wilhelm Hauff:

und der Name des Katers *g*

vielleicht begegnen uns auch Elemente aus dem magischen Realismus. Könnte durchaus sein. Manche Szenen haben etwas flirrendes an sich, passend zur winterlichen Jahreszeit.

Guter Einfall - die Phantasie bzw. das Unbewusste mit der Realität vereinen. Ich könnte mir vorstellen, dass das gerade in dieser Zeit in der DDR sehr schwierig, aber auch hilfreich war. Ich glaube, Meno macht das und für mich steht der Kater schon für so ein Element. Und gleich denke ich auch wieder an ETA Hoffmann und den Kater Murr ... das ist ja u.a. ein satirischer Bildungsroman und das würde auch, zumindest auf den Anfang des Turms passen. Das Bürgertum schottet sich intelektuell in seiner Bildung und einer Art romatischer Verklärung ab von der politischen und gesellschaftllichen Realität. Ein bißchen blitzte ja davon auf durch die Schilderung von Christians Lehrer und der Bahnfahrt.

Wie würdest du die Bemerkungen über Ostrom/Westrom und den Alten vom Berg einordnen ? Ich spüre, dass da was dahinterstecken könnte ?
Gruss von Steffi

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Re: Uwe Tellkamp: Der Turm

Beitragvon JMaria » Di 5. Mai 2009, 11:39

Hallo Steffi,

Genial wie du die Verbindung mit ETA Hoffmann erkannt hast. Das wäre mir entgangen !

steffi hat geschrieben:
Bezüglich Atlantis schwebt mir noch etwas im Hinterkopf ... war da nicht bezüglich ETA Hoffmann die Rede davon ?

Genau: ETA Hoffmann: Das „Märchen aus der neuen Zeit“ mit dem Titel Der goldne Topf beginnt mit einer exakten, „realistischen“ Beschreibung Dresdens um 1800; die Handlung endet in der märchenhaften Welt von Atlantis. Quelle: wikipedia

Ich glaube, ich werde bald den goldenen Topf einschieben. Ich erinnere mich, dass ich darüber in der Schule eine Arbeit geschrieben habe.


ich neige auch dazu den "Goldnen Topf" einzuschieben; Dresden um 1800 - das vermittelt zusätzliche Stimmungen und Informationen.
Meist du darin kommt etwas über Ostrom und Westrom vor?

ich grüble auch schon seit gestern darüber nach, wie das mit Dresden in Verbindung gebracht werden kann.


Im Tausendaugenhaus (ich liebe diese Häuser-Namen bereits außerordentlich) schlägt die Uhr alle 20 min -ist doch komisch. Normalerweise schlagen die Uhren doch alle 15 min. Und Tellkamp hat ja auch noch eine Erzählung "Der Schlaf in den Uhren" geschrieben.


ETA Hoffmanns "Goldnen Topf" ist in 12 Vigilien eingeteilt, darin steckt das Wort "Stundengebet" und in der Geschichte passieren entscheidende Dinge zur vollen Uhrzeit. So auch im "Turm", darin Christian pünktlich um 4 Uhr am Bahnhof erscheint um seine "Auffahrt" zu beginnen.

vielleicht ist die Zehnminutenuhr mit 2 Zeitkreisen eine Art "magisches Ritual". Alle 10 min zuschlagen wirkt auf mich dringlicher und 2 Zeitkreise vermittelt mir eine Art Dualismus. Du hast das so schön erklärt ....

die Phantasie bzw. das Unbewusste mit der Realität vereinen. Ich könnte mir vorstellen, dass das gerade in dieser Zeit in der DDR sehr schwierig, aber auch hilfreich war. Ich glaube, Meno macht das und für mich steht der Kater schon für so ein Element. Und gleich denke ich auch wieder an ETA Hoffmann und den Kater Murr ... das ist ja u.a. ein satirischer Bildungsroman und das würde auch, zumindest auf den Anfang des Turms passen. Das Bürgertum schottet sich intelektuell in seiner Bildung und einer Art romatischer Verklärung ab von der politischen und gesellschaftllichen Realität. Ein bißchen blitzte ja davon auf durch die Schilderung von Christians Lehrer und der Bahnfahrt.


würde schon zu einem Dualismus passen, oder?

Wie würdest du die Bemerkungen über Ostrom/Westrom und den Alten vom Berg einordnen ? Ich spüre, dass da was dahinterstecken könnte ?


Darüber denke ich auch nach. Ostrom/Westrom kann ich noch nicht zuordnen.

Über den Alten vom Berg fand ich folgendes:
http://de.wikipedia.org/wiki/Raschid_ad-Din_Sinan

Raschid ad-Din Sinan ist mir aus Fernseh-Dokus ein Begriff. Ich glaube in Marco Polos Erzählungen kommt "der Alte vom Berg" auch vor.

Aber wie passt das ins Bild?

Liebe Grüße
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Re: Uwe Tellkamp: Der Turm

Beitragvon YvonneS » Di 5. Mai 2009, 11:53

Hallo Ihr Beiden,

habt Ihr Euch schon mal das Video bei amazon zu dem Buch angesehen? Finde ich sehr interessant.
Liebe Grüße
Yvonne



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Re: Uwe Tellkamp: Der Turm

Beitragvon JMaria » Di 5. Mai 2009, 12:58

steffi hat geschrieben: Was es in diesem Zusammenhang mit dem beschriebenen Vorbild ETA Hoffmanns auf sich hat (immerhin heißt Christian ja so), werde ich noch nachforschen.


Hallo Steffi,

jetzt ist bei mir erst der Groschen gefallen, während des Kochens !
Hoffmann! Christian Hoffmann ! ETA Hoffmann !

ich stand ja ganz schön auf der Leitung :shock:

der letzte Satz in der Ouvertüre bezieht sich wohl auch auf ETA Hoffmann (Der Sandmann) oder eher auf das Sandmännchen aus dem TV oder beides (?)

Sandmann streute Schlaf.

@Yvonne,
werde ich mir noch anschauen. :-)
Konnte erst 1 Minute anschauen, dann wurde ich gestört.

Liebe Grüße
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Re: Uwe Tellkamp: Der Turm

Beitragvon JMaria » Di 5. Mai 2009, 16:32

YvonneS hat geschrieben:Hallo Ihr Beiden,

habt Ihr Euch schon mal das Video bei amazon zu dem Buch angesehen? Finde ich sehr interessant.


Hallo Yvonne,

ein dickes Danke schön fürs Aufmerksam machen auf diesen Clip. Das ist ja sehr erhellend gewesen !

@Steffi,
im Clip erklärt Uwe Tellkamp was es mit dem Ostrom und Westrom auf sich hat:

Westrom = das Turmviertel, bezogen auf ein sozialistisches Alltagsleben aus der beruflichen Perspektive

Ostrom = fiktives Nomenklatur-Viertel
Wikipedia: In der DDR bezeichnete der Begriff die Zuständigkeit für die Besetzung bestimmter Positionen. Es existierten zwei Ebenen der Nomenklatur: die Ebene der Staatsorgane und die Ebene der Partei; die letztere war ggf. die entscheidende.

Meno = Wanderer zwischen diesen Welten

Das Buch prägt die Aussage, wie man sich in einer feindlichen Umwelt verteidigt, doch das war Uwe Tellkamp während des Schreibens nicht bewußt.

sehr schön übrigens, wie sich Uwe Tellkamp vor schmiedeeisernen Zaun- und Geländerornamenten plazierte und das Buch in den Händen hielt. Jetzt wissen wir, dass das Cover auch sehr identisch mit dem Inhalt des Buches ist.

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Re: Uwe Tellkamp: Der Turm

Beitragvon steffi » Di 5. Mai 2009, 17:03

Hallo Yvonne,

das Video bei amazon ist klasse !! Danke !

Danke, JMaria: Ostrom/Westrom und Meno als Wanderer dazwischen, das ist sehr aufschlußreich.

Und ja, wie verteidigt man sich ? Durch Humanismus, klassische Werte wie Bildung, Kunst und Musik ?
Dazu möchte ich gerne mal die Ideen der Postmoderne einbringen, die philosophische Strömung, in der wir uns eigentlich jetzt auch noch befinden.
In der Postmoderne steht nicht die Innovation im Mittelpunkt des (künstlerischen) Interesses, sondern eine Rekombination oder neue Anwendung vorhandener Ideen. Die Welt wird nicht auf ein Fortschrittsziel hin betrachtet, sondern vielmehr als pluralistisch, zufällig, chaotisch und in ihren hinfälligen Momenten angesehen. Quelle:wikipedia
Ist es nicht vielleicht auch eine Sehnsucht nach der Überwindung dieser Pluralität, nach konkreten, greifbaren und beständigen Werten, die man sucht ? Tellkamp wundert sich ja, warum das Buch so erfolgreich ist und ich könnte mir das als einen der Gründe vorstellen.

Sandmann: Da muss ich doch gleich an Offenbachs Oper denken - Olympia ist nach Antonia (Rat Crespel) mein Lieblingsteil ! Die Geschichte der Puppe würde ja auch zu den verschiedenen Persönlichkeiten passen, zu denen man in der DDR gezwungen war.
Und das Sandmännchen könnte ich mir auch vorstellen.

Oh ja, diese Eisenteile finde ich ganz wunderbar - passt auch zur Atmosphäre und wie detailgenau er sie im Buch beschrieben hat, ist wunderbar.
Gruss von Steffi

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Re: Uwe Tellkamp: Der Turm

Beitragvon JMaria » Di 5. Mai 2009, 17:25

Hallo Steffi,

steffi hat geschrieben: Und ja, wie verteidigt man sich ? Durch Humanismus, klassische Werte wie Bildung, Kunst und Musik ?


und wenn man sich nicht verteidigen kann, dann schottet man sich ab, wie in einer Druse, einem mineralischen Hohlkörper. Es wird Abend, man sagt ein "Zauberwort" und schon ist man für sich und seiner eigenen Welt der klassischen Bildung. So wird auch die "Geschichten-Lampe" abendlich am Hause Wolfsstein aufgehängt, bei Christians Onkel Hans Hoffmann. Zumindest am Anfang des Buches.

oder auch Menos Rat an Christian:

Ein weiser Mann geht mit gesenktem Kopf, fast unsichtbar, wie Staub"

scheint ein chinesisches Sprichwort zu sein. Das nicht unbedingt für Verteidigung steht, oder?

deine anderen Gedanken zur Postmodernen muß ich erst noch setzen lassen.

ich freu mich morgen aufs Frühstücken mit dir, was haben wir nicht alles zu erzählen :D

Liebe Grüße
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