Hallo Steffi,
im Kapitel 18 "Die Kohleninsel"
haben wir einen Behördenalltag erleben dürfen. Die Prüfung der Geige insbesondere des Geigenbogens war reine Schikane, obwohl es erst so schien, als ob der Prüfer vernünftig ist.
steffi hat geschrieben:
ETA Hoffmann endet mit einem direkten Appell an den Leser: Ist denn überhaupt Anselmus Seligkeit etwas anderes als das Leben in der Poesie, der sich der heilige Einklang aller Wesen als tiefstes Geheimnis der Natur offenbaret ? Auch Tellkamp thematisiert immer wieder die Notwendigkeit der Poesie, als Überlebensstrategie, als Bestandteil des Menschlichen, als Abgrenzung zum egoistischen Bürgertum.
Den letzten Satz aus dem "Goldenen Topf" habe ich mir auch rausgeschrieben. Ich finde die Aussage sehr bedeutsam im Hinblick auf den "Turm" und eines Staates, der kulturelles Leben kontrolliert. Das ist nicht im Sinne des Humanismus.
ich fand besonders im Kapitel
"Urania" atmosphärisch und symbolisch den "Goldenen Topf" wieder.
ein Besuch bei Abergast hätte auch ein Besuch beim Archivarius Lindhorst sein können. Im Eingang ein Metallspiegel ! Ist Meno in Gefahr wegen des Angebots das er von Abergast bekam? Steckt eine Verführung dahinter?
Auch die "Augen" werden wieder als Symbol eingesetzt. Herr Ritschel (Abergasts Angestellter) hat so tiefliegende Augenhöhlen, dass es aussieht als ob er keine Augen hat. Dann ist da noch der Augensaal. Echt morbide und die Exemplare haben alle dieselbe Größe, sind nicht maßstabsgetreu.
Ob Meno das Angebot annimmt? ich bin gespannt.
Hast du eine Ahnung ob das Gemälde eines holländischen Altmeisters eine Erfindung ist oder ob es ein existierendes Gemälde ist?
das Schlangenmotiv taucht auch immer wieder auf !
wir haben auch etwas mehr über Menos Ex-Ehefrau erfahren.
Auch die surrealistisch anmutenden Phantasien bei ETA Hoffmann finden sich abgewandelt, aber dennoch mit ähnlicher Ironie bei Tellkamp. Sehr deutlich wird das bei Christians Fiebergedanken im Kapitel "Die Karavelle". Dieses Kapitel ist ja fast komponiert mit den Geräuschen und Farben, Erinnerungen und Gedanken, Phantasie und Realität. Sehr bunt und sehr intensiv. Das hat mich sehr an die magische Welt ETA Hoffmanns erinnert.
oja, ein fantastisches Kapitel.
eine neue Augenfarbe taucht auf : "salbungsaugenblau". Sowas springt mir immer gleich ins Auge
Schmetterling:
ein Hinweis auf eine Metamorphose? gibt es tagaktive Nachtfalter? oder ist das eine Koppelung von etwas Unmöglichen?
ich habe nachgeschaut; es gibt tagaktive Nachtfalter! Dennoch finde ich die Koppelung interessant in Bezug auf Christians Entwicklung.
Das Kapitel "Dialog über Kinder" möchte ich noch erwähnen. Entpuppt sich hier Richard als Stasi-Informant ? Erpressbar durch seine Geliebte ? Die bedrückende Atmosphäre des fast wohlwollend klingenden Gesprächs ist greifbar !
der Verdacht drängt sich auf ! Daraus können sich wirklich schwerwiegende Verwicklungen ergeben.
hier noch Diverses was mir nebenbei auffiel, was aber nur für Sammler solcher "Fundstücke" vielleicht interessant ist:
-S. 215 unten sagt Eschschloraque etwas über ...
wolln wir leben, beten und singen, Märchen uns erzählen und über goldne Schmetterlinge lachen... = ein Zitat aus Shakespeares
König Lear, 5. Akt, 3. Szene-Das 1. Buch im "Turm", an dem wir gerade lesen, nennt Tellkamp
Die Pädagogische Provinz, = aus
Goethes Wilhelm Meisters Wanderjahre entliehen. "Die Wanderjahre" gilt ja als ein besonders schwierig zu lesendes Buch, zumindest erfordert es Ausdauer, doch im Hinblick des humanistischen Bildungsideals, war es maßgebend in einer Zeit des Umbruchs. Vielleicht erschuf Tellkamp ebenso ein Buch das Antworten auf Probleme seiner Zeit des Umbruchs gibt (?)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre" werde ich mir nach den "Lehrjahren", die ich mir gerade nebenbei zum "Turm" zu Gemüte führe, nachschieben.
Komme zum Kapitel "Enöff"
Liebe Grüße
Maria