Schenkel, Andrea Maria: Bunker

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Schenkel, Andrea Maria: Bunker

Beitragvon Petra » Di 30. Jun 2009, 10:35

Schenkel, Andrea Maria
Bunker

Bild

Kategorie: Ungekürzte Lesung
Genre: Krimi / Thriller
SprecherInnen: Andrea Sawatzki, Rufus Beck, Andrea Maria Schenkel
Regie: /
Medium: 4 CDs
Laufzeit: ca. 259 Minuten
Verlag: HörbucHHamburg
Preis: 24,95 €
ISBN: 9783899036589
Bewertung: ***
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:

Als ein Mann eine Autovermietung überfällt, entführt er die einzige noch anwesende Angestellte, die den Schlüssel zum Tresor nicht hat. Er verschleppt sie in eine verfallene Mühle in einem Wald, in der es auch einen Luftschutzbunker gibt.

Die Entführte wird hin und hergerissen von ihren Gedanken, was er mit ihr vor hat, welchen Zweck er verfolgt? Will er Geld? Will er seine Macht ausüben? Will er sie töten? Wird er sie frei lassen? Oder ist es gar jemand aus ihrer Vergangenheit, der mit ihr abrechnen will?

In dem entlegenen Wald entspinnt sich ein albtraumhaftes Spiel zwischen Opfer und Täter und die Rollen der beiden verschwimmen… wer ist Opfer, wer Täter…

… Ein Szenario mit ungewissem Ausgang.

Meine Meinung:

Die Geschichte wird durch inneren Monolog erzählt. Sowohl die weibliche Figur – also die entführte Frau – hält einen inneren Monolog, als auch die männliche – also ihr Entführer. Die Erzählpersektive wechselt zwischen beiden Kapitelweise hin und her. Beide überschneiden sich lediglich an den wenigen Stellen, wo ein Dialog zwischen den beiden stattfindet. Aber auch hier wird immer nur durch EINE der beiden Figuren wahrgenommen. Also die eigene Frage und die Gedanken zur erhaltenen Antwort. Ganz selten wechselt die Perspektive noch zu knappen Erzähl-Passagen, die von einem anderen Schauplatz berichten. Das Szenario findet ansonsten fast ausschließlich innerhalb des Bunkers zwischen den beiden Hauptfiguren statt.

Eine interessante Art eine Geschichte zu erzählen. Allerdings geht die Rechnung nicht ganz auf. Es gibt Logiklöcher. Zugegenermaßen sind sie mir selbst nicht aufgefallen – wohl aber Lesern des Buchs. Die Vorstellung diese Geschichte zu lesen anstatt zu hören, machte mir deutlich, dass sie mir so nicht gefallen hätte. Als Hörbuch funktioniert sie sehr gut. Als Buch hätte mir weder die Story gereicht, noch die Erzählweise auf Dauer gefallen. Auch wären mir die Logiklöcher wohl aufgefallen.

Es gibt Bücher, die in der Hörbuchumsetzung gewinnen. Ich denke, dass „Bunker“ solch ein Buch ist.

Als Buch wären mir die inneren Monologe auf die Nerven gegangen. Denn sie finden in Echtzeit statt. D. h. die sich aufbauenden Ängste werden sehr ausführlich geschildert. Die Suche im dunklen Bunker nach einem Ausweg wirken dadurch sehr langgezogen. Ebenso die ewigen innerern Fragen was der Entführer wohl im Schilde führt, die zu keiner Antwort führen. Das ist sehr authentisch. Zu authentisch um das Interesse an einem Buch zu halten, wenn man sich Zeile um Zeile, Seite um Seite durchlesen muss.

Im Hörbuch funktioniert das ganz anders – viel besser! Denn dort lauscht der Hörer den Gedanken der Entführten. Und den Gedanken des Entführers. Wird mitgerissen, reingezogen. Muss sich die Gedanken der Figuren nicht aktiv erarbeiten (durch lesen) sondern kann einfach lauschen. Und da die Sprecher – sowohl Andreas Sawatzki als auch Rufus Beck – es brillant machen, baut sich hier beim hören tatsächlich eine beklemmende Atmosphäre und eine Spannung auf. Man will weiter hören, wissen was weiter geschieht. Ich bin mir sicher, beim lesen hätte ich – wie viele, viele Rezensenten (siehe z. B. Amazon) – sicher sehr schnell die Lust und Geduld verloren. Die Sprecher machen hieraus ein richtiges Kammerspiel.

Ein weiterer Aspekt, warum diese Story gehört anstatt gelesen gewinnt, ist die verwendete Sprache. Die Monologe, die die beiden Figuren hier non stop führen, sind so verfasst, wie man innerlich wirklich selbst mit sich spricht. Kurze Sätze, abgehackt, den äußeren Reizen folgend. Oft auch nicht sehr vornehm… ein „verdammte Scheiße“ kann hier durchaus vorkommen.

Wer sich auf diese mal anders erzählte Geschichte einlassen möchte, der wird mit dem Hörbuch sicher gut beraten sein! Andrea Sawatzki und Rufus Beck machen es zu einem Erlebnis, das ich ohne sie nicht als solches wahrgenommen hätte. Ausnahmsweise ist es hier mal gut und richtig, geübte Schauspieler für eine Lesung zu engagieren. Denn hier bedarf es mehr als eines bloßen Vortragens. Hier hilft es, dass die Sprecher eigentlich eher (mit ihrer Stimme) schauspielern als erzählen. Das haben sie hier sehr gut eingesetzt, zumal ich weiß, dass (zumindest Frau Sawatzki) sich in einer Lesung durchaus auch zurücknehmen kann, wo es passt. Beide haben ihre schauspielerischen Fähigkeiten hier äußerst passend und brillant eingesetzt und die Geschichte für mich somit erst hörenswert gemacht!

Übrigens, die kurzen Erzähl-Passagen, die von einer außenstehenden Person neutral über Geschehnisse berichten, werden von der Autorin gelesen. Ihre nüchterne Erzählstimme ist ein hier passender und guter Kontrast zum engagierten Schauspiel der anderen beiden Sprecher. Ihre montonere Art zu sprechen macht akustisch den Szenenwechsel deutlich. Auch das ist sehr gelungen.

Fazit: Die Geschichte selbst gibt im Grunde nichts her. Das würde mich beim Buch kolossal stören. Im Hörbuch jedoch nicht, da es durch Andrea Sawatzki und Rufus Beck zu einem sehr eindringlich gespielten Kammerspiel wird, das in seiner Art mal wirklich etwas anderes ist. Da verzeiht man auch ein Logikloch und eine ansich gar nicht wirklich interessante Geschichte. Denn die Atmosphäre und Spannung ging hier für mich einzig (aber durch und durch überzeugend) von den Sprechern aus! (Petra)

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Liebe Grüße,
Petra


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