1ADIMD5.gif (12828 Byte) Zurück zu neuere Bücher    Zurück zu Buchbesprechungen Januar 2003
___________________________________________________________________________

 

Paretsky, Sara

Geisterland:

 

Inhaltsangabe: 

Mara wächst zusammen mit ihrer älteren Schwester bei ihrem Großvater auf.

Ihr Großvater ist ein angesehener Neurochirurg, ein bekannter und angesehener Mann in Chicago. Im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester, die bereits eine erfolgreiche Rechtsanwältin ist und der ganze Stolz ihres Großvaters, ist Mara das „Schwarze Schaf" der Familie. Weder bringt sie gute Zeugnisse nach Hause, noch ist sie erfolgreich auf dem renommierten College, von dem sie schließlich verwiesen wird. Großvater und Haushälterin, denen sie schon als Kind nichts recht machen konnte, fühlen sich in ihrer Vermutung, dass in ihr das schlechte Blut ihres unbekannten Vaters zum Tragen kommt, bestätigt.

Als sie auf einem ihrer Streifzüge durch die Schattenseiten der Stadt eine Obdachlose kennenlernt und mitbekommt, wie sie durch Angestellte eines großen Hotels grob behandelt wird, mischt sie sich in den Streit einer verzweifelten Frau gegen die Manager des Hotels ein. Das Hotel, das ausgerechnet zu den wichtigsten Klienten ihrer erfolgreichen Schwester gehört. Nun hat sie entgültig alle gegen sich und ein spannender Kampf - David gegen Goliath - beginnt.

 

Meine Meinung:

Sara Paretsky, die uns vor allem aus ihren spannenden Krimis um die Privatdetektivin V.I. Warshawsky bekannt sein dürfte, hat hier einen Kriminalroman anderer Art geschrieben. Er wird zum großen Teil aus der Perspektive der beiden ungleichen Schwestern erzählt. Mara, die im Haushalt ihres Großvaters immer nur geduldet war. Von der Haushälterin, die sich um die täglichen Bedürfnisse der Mädchen kümmert, wird sie sogar mit kaum bemäntelter Abneigung behandelt. In der riesigen Wohnung mit 15 Zimmern fühlt sie sich niemals zu Hause, sondern seltsam verloren. Gern wäre sie erfolgreich wie ihre ältere Schwester, um auch einmal die Aufmerksamkeit und Bewunderung ihres Großvaters zu bekommen, aber es gelingt ihr nicht.

Im Gegensatz zu ihr gelingt ihrer Schwester Harriet alles was sie sich vornimmt, und sie kämpft mit aller Kraft, um die Zuneigung und das Lob ihres Großvaters nicht zu verlieren.

Es beginnt also ein Kampf um Liebe und Vorherrschaft, in dem die Schwestern trotz durchaus vorhandener Zuneigung für einander auf verschiedenen Seiten stehen.

Paretsky hat mit untrüglichem Gespür für psychologische Hintergründe und raffinierter Präzision ein enorm spannendes Buch geschrieben. Die Hierachie in der Klinik, in der ihr Großvater seine Macht ausspielt und mißbraucht und der vergebliche Kampf eines engagierten jungen Arztes um bessere Therapiemöglichkeiten. Der bigotte Geschäftsmann, der sich berufen fühlt, obdachlosen Frauen den Pfad zum Himmel zu zeigen. Die verlogene Moral der Geschäftemacherei von Managern und Anwälten und der Kampf einiger mutiger Frauen, die als Obdachlose zu den Underdogs gehören und darum kämpfen sich wieder eine Stimme zu verschaffen, sind fulminant erzählt. Man braucht nicht sehr lange, das Bedauern über die vertrauten Strukturen von V.I. Warshawsky hinter sich zu lassen, es ist einfach zu faszinierend erzählt. (Mariposa)

 

Bewertung: * * * / * * * *

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

ButtonB1.gif (3901 Byte)

Infos: 457 Seiten, Originaltitel: Ghostcountry, Ersterscheinungsjahr: 1998 by Delacorte New York, Deutsche Ausgabe: 1998 by Piper Verlags GmbH, München, Deutscher Übersetzer: Sonja Hauser, ISBN Nr. 3-492-03575-2, Preis: € 19,90