Zurück zu neuere Bücher Zurück zu Buchbesprechungen September 2002
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Buffa, D. W.
Nichts als die Wahrheit:
Inhaltsangabe:
Niederlagen kennt Joseph Antonelli nicht. Ob vor Gericht oder anderswo, niemand ist der
flinken Zunge des jungen Strafverteidigers gewachsen. Kaum ein Fall scheint ihm unlösbar.
Bis ihn eines schönen Frühlingsmorgens sein alter Freund Richter Leopold Rifkin bittet,
den vorbestraften Betrüger und Drogenhändler Jonny Morel zu verteidigen. Morel ist
angeklagt, seine zwölfjährige Stieftochter Michelle vergewaltigt zu haben.
Mit ein paar Routinetricks und einer uneidlichen Falschaussage von Morels schöner Frau
Denise bekommt Antonelli den Mann frei, obwohl er ahnt, dass er schuldig ist. Kein Problem
für ihn: Recht ist nicht Gerechtigkeit. Was macht es schon, wenn der brutale Morel seiner
Strafe entgeht - die Sorte stirbt sowieso meist durch Gewalt.
Fünf Jahre später scheint die ausgleichende Gerechtigkeit zu wirken. Denise Morel bringt
ihren Mann um. Und so endet, was ein Routinefall hätte sein und bleiben sollen, mit Mord,
Verrat und mit dem Verlust des Liebsten, was Antonelli je hatte.
Meine Meinung:
"Ich habe nie einen Fall verloren, den ich hätte gewinnen müssen, und ich habe
fast alle Fälle gewonnen, die ich hätte verlieren sollen." So beginnt D. W. Buffas
spannender Justiz-Krimi. Ich muss zugeben, der ambitionierte Anwalt Joseph Antonelli hat
mich spontan an Richard Fish aus der TV-Serie "Ally McBeal" erinnert. Im
Gegensatz zu Richard Fish allerdings, für den das viele Geld, das er mit der Juristerei
verdient, an oberster Stelle seiner Werteskala steht, ist für Antonelli das Gewinnen und
der damit verbundene Ruhm das wichtigste.
Ihm ist es egal, um was für einen Fall es geht und ob sein Mandant wirklich unschuldig
ist oder vielleicht doch ein Verbrechen begangen hat. Hauptsache, er steht am Ende des
Prozesses als Sieger da. Mit seinem Gewissen kann er das alles leicht vereinbaren, denn er
ist schließlich allein dem Schutz der Interessen seines Mandanten verpflichtet. Die
Gerechtigkeit ist Sache der Anklage. Doch das alles ändert sich schlagartig, als
plötzlich ein enger Freund Antonellis zu Unrecht des Mordes beschuldigt wird. Antonelli
muss am eigenen Leib erfahren, wozu Menschen fähig sind, wenn sie sich für ein
erlittenes Unrecht rächen wollen. Und Antonelli hat mehr als einmal dem Unrecht zum Sieg
verholfen ...
Wer bisher noch ein wenig Vertrauen in das (amerikanische) Rechtssystem hatte, wird dieses nach der Lektüre des Buches mit ziemlicher Sicherheit verloren haben. Aber gerade dieser schonungslos offene Blick hinter die Gerichts-Kulissen macht die Faszination des Buches aus. Der Autor D.W. Buffa war schließlich selbst zehn Jahre lang Strafverteidiger in Oregon. (blacklibra)
Bewertung: * * * *
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)
Infos: Gebundene Ausgabe, 381 Seiten, Rowohlt Verlag, Reinbek, 1999, ISBN 3-498-00604-5