Zurück zu neuere Bücher Zurück zu Buchbesprechungen Juli 2002
_______________________________________________________________________
Fleischhauer, Wolfram
Die Purpurlinie: Buchtip des Monats September 2002
Inhaltsangabe:
Ein Bild, das die Besucher im Louvre immer wieder in ihren Bann schlägt, ist das
Gemälde "Zwei Damen im Bade" von ca. 1590 aus dem Umkreis der Schule von
Fontainebleau: Zwei nackte Frauen stehen in einer Wanne, die eine hält dem Betrachter
einen Finger entgegen, die zweite umfaßt mit spitzen Fingern die rechte Brustwarze der
ersten.
Auch Andreas Michelis, Dozent für amerikanische Literatur, fühlt sich auf unerklärliche
Weise von diesem Bild heftig angezogen. Vielleicht hätte diese Faszination auch keine
weiteren Auswirkungen gehabt, wenn nicht sein Freund Nicolas Koszinski, Archivar der
Landesbibliothek in Stuttgart, Fragment eines historischen Romans aus dem
vergangenen Jahrhundert zugespielt bekommen hätte. Bei diesem Fragment handelt es
sich um Aufzeichnungen des 1912 verstorbenen Historikers Jonathan Marstadt, in denen die
Geschichte des Hofmalers Vignac erzählt wird, der anscheinend 1598 das Bild
anfertigte.
Wie es scheint, hat der Maler in diesem Bild die Lösung eines 400 Jahre alten
Geheimnisses versteckt, das sich nachweislich auf die Beziehung zwischen König Heinrich
IV. von Navarra und seiner Geliebten Gabrielle d'Estrées, Herzogin von Beaufort bzw.
deren gewaltsamen und qualvollen Tod am 10.April 1599 bezieht. In wie weit das Geheimnis
des Bildes die Vorgänge um die geplante Heirat Henri IV. mit Gabrielle d'Estrées zu
lösen vermag, sei hier nicht verraten.
Meine Meinung:
Was für ein Erlebnis! Ohne Probleme gelingt es dem Autor eine
Roman-im-Roman-Konstruktion zu schaffen, die trotz dreierlei Erzählebenen nie verwirrt
oder langweilt. Im Gegenteil, die Gespräche zwischen Nicolas und Andrew, sowie dessen
Recherche, der geschichtliche Rückblick auf die Beziehung zwischen Heinrich und Gabrielle
und die Erlebnisse Vignacs ergänzen sich zu einem historischen und doch modernen Krimi.
Bei mir hat dieser Roman dazu geführt, daß ich Gemälde nun oft mit ganz anderen Augen
betrachte. Auch ich kann die real exsistierende Anziehungskraft bestätigen, die das Bild
im Louvre auf mich ausgeübt hat. Im Buch hat man dann anhand von anderen abgebildeten
Gemälden, die Möglichkeit, die Entstehung des Bildes und die Absicht des Malers hinter
den Details zu verfolgen. Ein, wie ich finde, echtes Vergnügen für Krimi- und
Knobbelfans. Überhaupt habe ich selten erlebt, daß in einem historischen Roman soviel
Spannung und Geheimnisse geboten wird. Ich für meinen Teil, konnte das Buch kaum aus der
Hand legen und habe es seitdem oft weitergeschenkt.
Auch hat der Stil von Wolfram Fleischhauer genau das richtige Mittelmaß, um einerseits
nicht geschraubt zu wirken, andererseits aber auch nicht zu flapsig über historische
Fakten hinwegzugehen. Eher scheint es, als hätte der gelernte Übersetzer eine
Möglichkeit gefunden, Kunst und Literatur leicht verständlich zu vereinen und die Sinne
des Lesers anzusprechen. Oft hatte ich den Eindruck, das Fleischhauer sehr genau weiß
wovon er spricht, wenn er das Leben im Paris des ausgehenden 16.Jahrhunderts
beschreibt.
Es fällt mir schwer zu beschreiben, was für mich die besondere Faszination dieses Buchs
ausmacht. Vielleicht wird es verständlicher wenn ich sage, daß es spannend, sinnlich und
fesselnd ist. Krimi, Liebesgeschichte und historischen Roman perfekt vereint. Den Leser
noch lange nach seinem Ende beschäftigt (jedenfalls mich!). Auf Tatsachen beruht und
dennoch unglaublich anmutet. Und am Wichtigsten - mich hat für Stunden in eine völlig
andere Welt abtauchen lassen! Was will man mehr von einem guten Buch?!
Fazit: Für mich einfach nur empfehlenswert! (Tara)
Viele Leser des Bestseller fragen sich: Wie viel Wahrheit steckt hinter der Fiktion? Im völlig neu gestalteten, bebilderten Anhang einer exklusiven Sonderausgabe des Schneekluth Verlags berichtet Wolfram Fleischhauer erstmals von dem unglaublichen Glückszufall, der ihm jahrhundertlang unentdecktes Material zu jenem Kunstwerk in die Hände spielte!
Hier geht es zum Autorenbericht über Wolfram Fleischhauer und seine Bücher!
Bewertung: * * * *
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)
Infos: zur Zeit nur noch erhältlich als Gebundene Ausgabe, 448 Seiten, Schneekluth Verlag, 15,- EUR