Inhalt:
Ihr
Buch '84, Charing Cross Road' (der Briefwechsel zwischen Frank
Doel, einem londoner Antiquar, und ihr selbst, der sich vor allem
um die Suche nach schönen Büchern dreht, aber die menschlichen
Aspekte nicht außer Acht lässt) ist nun auch in England
publiziert worden. Um ein wenig Werbung dafür zu machen, wird
Helene vom Verlag nach London eingeladen.
Helene
Hanff sitzt in der BOAC, die sie nach London bringen wird. Sie
fliegt in die Stadt ihrer Träume, nachdem sie die Reise unzählige
Male verschoben hatte. Sollen Träume in Erfüllung gehen? Das ist
hier die Frage.
Eine
Nacht nach der Ankunft und einen Blick auf die Häuserreihe gegenüber
beim Erwachen später, ist es schon klar. Sie wird diesen
Aufenthalt genießen. London erfüllt ihre Traumvorstellungen zu
mehr als einhundert Prozent.
Endlich
lernt sie die Familie ihres mittlerweile verstorbenen
Briefpartners kennen. Sie trifft sich mit Fans, sieht die Plätze,
die sie sich anhand von Büchern nur vorstellen konnte, nimmt an
kulturellen Veranstaltungen teil und wird unzählige Male zum
Essen eingeladen, so dass ihr knappes Budget sogar noch für zwei
Wochen mehr reicht als gedacht.
Der
Empfehlung einer ihrer Freundinnen haben wir es zu verdanken, dass
wir ihre Eindrücke so hautnah geschildert bekommen, denn Helene
Hanff hat während ihrer Reise Tagebuch geführt. Diese
Eintragungen bilden die Basis für das vorliegende Buch.
Meine
Meinung:
Nach
der Lektüre von 84, Charing Cross Road muss man einfach noch mehr
von Helene Hanff lesen. Kaum war also 'Die Herzogin der Bloomsbury
Street' erschienen, lag sie auch schon bei mir daheim.
Aber
solch ein Kleinod wartet dann noch auf einen besonderen Moment, da
es auch gelesen werden darf. Ein schönes Wochenende dafür zu
reservieren, habe ich nicht bereut. Ich tauchte so richtig ein, in
die Begeisterung, die Helene Hanff für IHRE Stadt ausdrückt. Man
nimmt Anteil an ihrem Ärger und freut sich über ihre witzigen
und ironischen Betrachtungen der Menschen und ihren
Verhaltensweisen.
Die
liebenswerten Einzelheiten sind es, die diese Schilderungen
ausmachen:
Wie
sie ihr Geld verplant, wie sie einiges nicht durchführen kann,
weil ihr das Stehvermögen noch fehlt,
die Überlegungen, sich noch ein paar Highlights
aufzubewahren, damit sie sich auch in der letzen Woche noch freuen
kann, ihr Ärger, als man ihr die Orte zeigen will, die MAN
gesehen haben muss, anstelle der Orte, die SIE sehen möchte. Die
vielen Stellen, an denen ich mich selbst erkannt habe, trugen
nicht unwesentlich zu dem Amüsement bei.
Aber
vor allem die Begegnungen mit den vielen Fans, die sie schildert,
waren beeindruckend. Ihre Freude mitzuerleben, wie viele Menschen
nicht nur das Buch gelesen, sondern sich damit gut unterhalten
haben - und das alles ohne jegliche Arroganz. Es war einfach schön
mit zu erleben, wie sie diese Kontakte genießt und welche Überlegungen
über Kleidung oder Schicklichkeit im Umgang mit den Männern sich
bei ihr einstellen. (Helene Hanff ist 1917 geboren war also zur
Zeit ihrer London-Reise knapp 60 Jahre alt)
Nicht
zum Schluss weckt dieses Buch auch Lust auf klassische englische
Literatur. Helenes Begeisterung für die Orte an denen z.B.
Shakespeare gelebt hat, oder andere berühmte Autoren, hat mich,
die ich Autoren, die man gelesen haben MUSS, instinktiv ablehnt,
dazu bewogen wenigstens einmal zu erforschen, wovon Shakespeare
denn geschrieben hat.
Ein
amüsantes Buch über London, die Londoner, englische Literatur
und Literaten und einen besonderen Menschen, der Freude an seiner
Stadt hatte. Als Hörbuch ist
dieses Buch ein besonderer Genuss. (Binchen im Oktober 2003)
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
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geht
es zu einer Rezension des Hörbuchs 'Die Herzogin der
Bloomsbury Street'. |
Infos: Hoffmann und Campe,
Februar 2003
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