Inhalt:
Blanche ist ein Mauerblümchen - leichtgläubig und einsam. Normalerweise wird
sie von niemandem auch nur bemerkt. Dabei träumt sie schon lange davon, eine
Freundin zu haben. Als sie an der Universität zu studieren beginnt, hat sie
die Hoffnung auf menschliche Kontakte aufgegeben. Wie erstaunt ist sie
daher, dass die schöne Christa sie anspricht. Blanche tut alles, um Christas
Freundin zu sein. Sie hat ja - so meint sie - nichts zu verlieren. Doch da
hat sie sich getäuscht: Als Blanche Christas wahres Gesicht erkennt, ist es
zu spät: Sie hat ihre Unabhängigkeit eingebüßt. Christa ist zu ihrer
Anitchrista geworden...
Meine
Meinung:
Amelie Nothomb kann sehr gut erzählen. Ihre Romane, besonders der letzte,
Kosmetik des Bösen, sind sehr dialogreich und kommen mit äußerst sparsam
gezeichneten, wenigen Figuren aus, von denen man sich dennoch (oder gerade
deswegen?) ein eigenes Bild machen kann.
Dieses Buch kommt mit vier Personen aus, und einigen wenigen, die für ein
paar Zeilen da sind, um dann wieder zu verschwinden. Die Geschichte: Die
sechzehnjährige Blanche findet zum ersten Mal jemanden, der sich für sie
interessiert, Christa. Alle mögen Christa - an der Uni, und auch Blanches
Eltern sind angetan. Wenn man in einem Kinofilm wäre, könnte alles
so schön
sein: Die erfolgreiche, schöne, beliebte Christa hilft der schüchternen,
zurückgezogenen Blanche Freunde zu finden, und alle sind glücklich. Es ist
aber kein Kinofilm, sondern ein Roman von Amélie Nothomb und natürlich geht
es nicht gut: Christa scheint zu allen freundlich - nur eben nicht zu
Blanche. Subtil findet sie Möglichkeiten, Blanche fertig zu machen und
gleichzeitig Blanches Eltern zu suggerieren, sie täte alles für die
Tochter...
Das Buch wird aus der Sicht Blanches erzählt, die sich nicht sicher ist, ob
sie Christa nun hassen oder doch mögen soll. Sie schwankt zwischen der
Meinung, wenn alle Christa mögen, müsse doch etwas an ihr dran sein
und
grausigen Mordphantasien
Es ist ein sehr gutes Buch, wahrscheinlich auch sehr gut übersetzt, denn
seitdem Brigitte die Übersetzungen übernommen hat (mit Kosmetik des
Bösen),
gefällt mir Nothomb noch etwas besser. Dieses Buch lässt sich schnell lesen,
ich las es innerhalb eines Abends, und doch denkt man noch längere Zeit
darüber nach. Es ist eigenartig, viele Bücher, die ich im letzten Jahr
gelesen habe, könnte ich nicht mehr hundertprozentig zusammenfassen, aber
die Nothombs würde ich alle noch zusammenbekommen, obwohl die Lektüre
mancher schon vier, fünf Jahre zurückliegt.
Einziges Manko: Wieder ziemlich wenig Text für einiges an Geld, daher einen
halben Punkt Abzug. (Nico)
Bewertung: ***/****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 138
Seiten, gebundene Ausgabe, Diogenes Verlag, 17,90
€
|