Die Journalistin Ruth Picardie ist eine typische junge Frau der
neunziger
Jahre: Scharfsinnig, eigenwillig, ganz die "abgeklärte
postfeministische Braut", wie sie selbst sagt. Sie ist
zweiunddreißig,
glücklich verheiratet und frischgebackene Mutter von
Zwillingen, als die Diagnose kommt, die sich rasch zu ihrem
Todesurteil
entwickelt: Ruth Picardie hat Krebs, an dem sie ein
Jahr später sterben wird. Statt zu resignieren, nutzt sie die
Möglichkeiten
ihres Berufes, um das pietätvolle Schweigen zu
brechen, das Menschen in ihrer Situation umgibt. In einer Serie
von
Artikeln in der Tageszeitung "Observer" beschreibt sie
den Verlauf ihrer Krankheit. Dabei bleibt sie ihrem ganz persönlichen Stil
treu. Bewußt provozierend, oft voller Galgenhumor, manchmal aggressiv, nie sentimental, aber um so
eindrucksvoller und
anrührender. Sie findet eine Sprache, die
typisch für ihre Generation ist, die aber auch spürbar macht,
wie die
Perspektive auf den Tod das Leben verändert. Mitleid
läßt Ruth Picardie nicht zu, spöttisch und unbeirrt durchkreuzt
sie
sämtliche Versuche, sie in die Rolle einer Patientin zu
drängen, und beharrt gegen alle Widerstände darauf, sie selbst
zu bleiben.
Die Kolumne fand eine überwältigende Resonanz. Hunderte von
Lesern
schrieben der Autorin, viele davon Betroffene,
denen sie Mut gemacht hatte, indem sie Worte für unaussprechliche
Gefühle
und Erfahrungen fand. Aus ihren Aufzeichnungen und Briefen entstand noch zu ihren Lebzeiten der Plan für
dieses Buch.
Meine Meinung
Ruth Picardie war eine bewundernswerte und
sehr, sehr starke Frau. Es ist erstaunlich, wie sie neben der
Trauer und Ausweglosigkeit noch fröhliche Worte fand und gewisse
Sachen zeitweise mit Humor und Ironie nehmen konnte. Diese Buch
war eine aufreibende und schonungslose Lektüre in großem Maße.
Ruth schrieb ganz offen über ihre Gefühle, Gedanken und auch
über Behandlungen und Symptome der Krankheit. Sie hat nie
aufgegeben und bis zuletzt gekämpft. Das Buch regt sehr zum
Nachdenken an, über die eigene Lebensführung, über die
Endlichkeit des Lebens. Und nicht nur für Betroffene ist diese
Lektüre. Ebenso für alle die nicht betroffen sind, mahnt es, an
Vorsorgeuntersuchungen teilzunehmen und schnell zu reagieren.
Als eine große Bereicherung empfand ich
diese Zeilen. (Dorit)