"Anekdoten über Philosophen und andere Denker" ist der Untertitel, der den Inhalt des Buches eigentlich schon beschreibt. Im Mittelpunkt dieser Sammlung von Peter Köhler steht der Wissenschaftler mit "seiner etwas anderen Sicht auf die Dinge der Welt" (so der Klappentext) - der ideale Urheber von verschrobenen Gedanken und geistreichem Witz.

Los geht es mit den alten Griechen, aus deren Zeit der Buchtitel stammt, bis hin zur Neuzeit. Die Gilde der Philosophen ist umfassend vertreten. Es ist mir nicht gelungen, einen mir bekannten Philosophen zu finden, der nicht mit mindestens einer Anekdote erwähnt wird. Aber auch die anderen Fakultäten sind vertreten, so z. B. mit Einstein und Gauß.

Abgerundet wird das Ganze durch einen Ausflug in die Weltregionen, immer nach dem Motto von Konfuzius: "Worte sollen den Menschen etwas sagen - das ist alles."

Meine Meinung:

Das die Herausgabe einer Anekdotensammlung mehr als nur eine einfache Fleißarbeit ist, ist mir beim Lesen dieses Buches noch einmal so richtig bewusst geworden. Hier trifft die Formulierung "Qual der Wahl" genau ins Schwarze.

Der Duden beschreibt die Anekdote als eine "kurze, jemanden oder etwas (humorvoll) charakterisierende Geschichte". Damit ist wenigstens schon einmal klar, dass eine Anekdote eine wahre Begebenheit sein, einen wahren Kern haben oder auch frei erfunden sein kann. Aber was ist charakterisierend, was humorvoll? Das sieht stark nach einer Geschmacksfrage aus!

Das bedeutet: Wäre ich jetzt Reich-Ranicki, so könnte ich genüsslich Anstoß hier und da nehmen, über die eine oder andere Anekdote herfallen wie eine Strafe Gottes und mich maßlos entrüsten über das Fehlen einer Anekdote über z. B. Martin Walser. Auch ich fand die eine oder andere Anekdote nicht so witzig und geistreich und hätte dafür lieber etwas mehr z. B. über Nietzsche und Satre gewünscht. Außerdem fehlt mir der Klassiker: "Störe meine Kreise nicht!"

Aber danach mein Urteil auszurichten, würde Buch und Autor nicht gerecht. Eine Sammlung von schätzungsweise rund tausend Anekdoten auf genau zweihundertsieben Seiten kann man nicht einer Handvoll Geschichten gegenüberstellen, die man persönlich schlecht findet. Bei diesem Umfang wird jeder das eine oder andere zu kritisieren haben - je nach Geschmack eben! Das tut dem Vergnügen beim Lesen jedenfalls keinen Abbruch. Gut auch neben den Quellenverzeichnissen im Anhang das Personenregister, mit dem man zu einer gesuchten Person alle Anekdoten sofort findet.

Eines soll nicht unerwähnt bleiben: Das Kapitel "Aus dem Leben des Heilands" schien mir beim ersten Lesen etwas merkwürdig und gar nicht so passend für eine Anekdotensammlung. Dann stellte ich mit Hilfe des Anhangs fest, dass Paul Schabacker und Hardy Siedler hinter diesem Teil stecken, die z. B. für die Satiremagazine Kowalski und Titanic geschrieben haben. Das erklärt, wie es gemeint ist, weckt Erinnerungen, lässt schmunzeln und ist charakterisierend.

Auch das ist sicher nur eine Geschmackssache. Aber so wird jeder Leser eine Vielzahl von Anekdoten finden, die seinen Geschmack und Humor treffen und diese Sammlung zu seinem ganz persönlichen Erlebnis werden lassen. (Arno)

Infos: 235 Seiten, gebundene Ausgabe, Reclam Verlag, 10,00 €