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Rezension

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Inhalt:

Mendel Singer, ein gläubiger Jude, lebt mit seiner Familie in Ostgalizien. Er fristet sein Dasein als Lehrer mehr schlecht als recht, aber trotz einer gewissen Armut ist er bescheiden und zufrieden. Einige Zeit nach der Geburt seines jüngsten, behinderten Sohnes beginnt der 1. Weltkrieg. Mendels ältere Söhne werden eingezogen. Deborah, Mendels Frau, opfert ihr Erspartes und ermöglicht damit einem Sohn die Desertation. Der Ältere wird Soldat. Als sich dann noch die Tochter Mirjam mit Kosaken einlässt, nehmen die Singers das Angebot des inzwischen in New York lebenden Sohnes Sam an und wandern nach Amerika aus. Der behinderte Sohn, Menuchim, bleibt bei Nachbarn zurück.
Sam, inzwischen erfolgreicher Geschäftsmann, verhilft seiner Familie zu einem einträglichen Leben. Doch als Amerika in den Weltkrieg eintritt meldet er sich freiwillig und fällt wenig später. Als Deborah die Todesnachricht erfährt, stirbt sie, die Tochter Mirjam wird angesichts des ganzen Leids unheilbar geisteskrank.

Einsam und ohne Familie wird Mendel nun von Nachbarn aufgenommen. Er wendet sich von Gott ab. Als er schließlich am Ende seiner physischen und psychischen Kräfte ist, erscheint unerwartet Menuchim, der inzwischen geheilt, ein gefeierter Komponist und Dirigent ist. Er nimmt seinen Vater zu sich.

Meine Meinung:

Zuerst einmal hat mich die ruhige, gelassene Erzählweise beeindruckt. Sie spiegelt exakt die Bescheidenheit und Einfachheit des Milieus. Auch wenn die Geschichte einige Höhepunkte aufweist und die Einsamkeit Mendels ohne Gott und ohne Familie sehr traurig ist, gelingt es dem Autor, diesen Ton zu halten. Die Spannung des Textes, den ich nicht mehr aus der Hand legen konnte, wird durch die Emotionalität und die Verbindung der äußeren Umstände mit den inneren Gefühlen der Personen erreicht.

Meine Befürchtung, das Buch könnte vor allem die These „Vertraue auf Gott“ thematisierten, hat sich überhaupt nicht erfüllt. Die Religiosität ist zwar gegenwärtig, steht aber nicht im Vordergrund sondern ist wie selbstverständlich im Charakter Mendel Singers enthalten. Vielmehr wird deutlich, dass Jospeh Roth, ganz im Sinne der damaligen Literatur und des Zeitgeistes, versucht darzustellen, wie die individuelle Existenznot durch die Gemeinschaft und den Glaube an Gott überwunden werden kann. 
Gerade diese Gemeinschaft, nämlich die jüdische Nachbarschaft in New York ist es, die Mendel Singer auffängt, die ihn stützt, auch wenn er Gott provoziert und die ihn schließlich auch entlässt, als er seine Not überwunden hat. 

Neben der Spannung und der thematischen Aussage haben mir besonders die lebendigen, nie stereotypen Charaktere gefallen und auch die erschütternde Atmosphäre, der man sich nicht entziehen kann. (Steffi)

Bewertung: **** 

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: Dtv-Taschenbuch, ISBN: 3-423-13020-2, Preis: 7,50 €, Klassiker, erschienen erstmals 1930

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 23.06.2006, letzte Änderung am 15.07.2006, Layout by abrakan