Inhalt:
Kyra Berg, jungdynamische
Journalistin bei einer Berliner Zeitung und Single hat sich vom
Feuilleton in das Ressort Mord und Totschlag versetzen lassen. Sie
recherchiert für eine Serie über Berliner Mörderinnen. Noch während
der in sie verliebte Feuilleton-Kollege Franz sie zu einem
Opernbesuch mit ihm überredet, findet die Frau des
Chef-Redakteurs der Zeitung ihren Mann im blutbespritzten
Wohnzimmer, ohne Kopf. Nach dem ersten Nicht-Wahr-Nehmen-Können
nimmt sie Putzzeug und Ajax, schrubbt das Wohnzimmer, verbrennt
blutverschmierte Teppiche und ... Videokassetten. Nach getaner
Arbeit stellt sich der Polizei als Mörderin ihres Gatten, der sie
seit 20 Jahren demütigte und betrog. Für die Presse und für
Kyra ein wahres Fest. Während die Polizei dem Geständnis der
Frau von Anfang an skeptisch gegenüber steht, wird eine weitere
kopflose Leiche entdeckt: ähnliches Alter, Halbglatze, Bart. Kyra
vermutet, daß eine Serienmöderin dafür verantwortlich ist, während
die Polizei an einen männlichen Täter glaubt, denn „Solche
kranken Sex-Dinger machen Frauen nicht". Neben den persönlichen
Verwicklungen und beruflichen Recherchen Kyras blicken wir immer
wieder auf den Ablauf der Morde - nach Szenen und Zitaten aus
Homers Illias.
Meine Meinung:
Thea Dorn beginnt schnoddrig, mit
Formulierungen, die sich sofort als Bilder festsetzen. Obwohl die
Charaktere wenig beschrieben sind, sind sie sehr schnell bildhaft
vertraut. Der gern für Serienkiller-Romane genutzt parallele
Handlungsablauf Ermittler - Täter macht das ganze spannend, die
Zitate aus der griechischen Antike tun ein weiteres dazu. Die
Mordschilderungen sind stark splatterhaft und nichts für vor dem
Essen, mindestens zwei Stunden nach dem Essen und überhaupt für
schwache Mägen. Ab Mitte des Romans fällt die Haupthandlung um
Kyra etwas ab, wird stellenweise fast surrealistisch
psychedelisch, der/die Täter/in tritt erkennbar in die
Haupthandlung ein. Das Ende finde ich zu profan einfach. Alles in
allem ein knapp überdurchschnittlicher Serienkillerroman mit
einer ordentlichen Portion Blut und Sex und der Besonderheit, daß
er von einer „deutschen Autorin" ist. Warum dieser Roman
den Deutschen Krimipreis 2000 erhielt ? Vielleicht war es kein so
gutes Jahr für den deutschen Krimi?
Was hat mir der Roman gegeben außer
einigen spannenden Stunden: die so hochgelobte Literatur der
griechischen Antike ist fast blutiger und grausamer als das, was
sich die heutigen Autoren ausdenken und zum Schluß sind wieder
mal die Männer an allem Schuld.
Ach ja, es gibt nicht nur die
Harry Potter-Eule und Hannibal soll sich vorsehen, denn: „Schon
viele hatten göttlich begonnen und als Hirnschlürfer
geendet". (Dyke)
Bewertung: ***
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: Goldmann-TB
44853, 2001, 285 S., ISBN 3 442 44853 0, DM 15,-- / Euro 7,50
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