Fortsetzung von der weiße Jude
Fridtjof Beese lebt wie ein Gespenst vor
sich hin. Mit bemerkenswerter Gleichgültigkeit lässt er sein
Anwesen verwahrlosen und sieht tatenlos dabei zu, wie Bewohner des
benachbarten Asylantenheims immer dreister die Grenzen
überschreiten und sein Grundstück verwüsten. Sogar als eine
Horde von Neonazis sich im Ort niederlässt, denen Neffe und Enkel
angehören, bleibt er stiller Beobachter und lässt sich von ihnen
als alter Kamerad vereinnahmen. Willenlos lässt er die Rechten
sogar den Schutz seines Grundstücks übernehmen und ignoriert die
daraus entstehende Unterdrückung.
Auf der anderen Seite sucht er bei einem aus Israel angereisten
Schriftsteller Absolution für seine Taten in der NS-Zeit.
Meine Meinung:
Fridtjof ist und bleibt seltsam. Aber bei
einem alten Mann kann ich diese Passivität eher nachvollziehen
als bei dem jungen Fridtjof aus "Der weiße Jude".
Innerlich schwankt er zwischen Kameradschaftsidealen seiner
Jugend, wobei er sich der negativen Folgen seines damaligen
Idealismus sehrwohl bewusst ist und einer Haltung, die jeden
Anspruch auf "Alllrichtigkeit" egal von welcher Seite
strikt ablehnt, weil der der von der Richtigkeit seines Handelns
vollkommen überzeugt ist, stets bereit ist andere dafür zu
unterdrücken.
Weil Fridtjof aber immer noch Idealist ist, will er auch nicht
handeln ohne von seiner Handlung vollkommen überzeugt zu sein.
Auf diese Weise handelt er gar nicht und lässt sich durchs Leben
stoßen. Erst am Ende des Buches kann er sich zu einer Handlung
entschließen, findet er einen Weg des Handelns. Am Schluss ist
man fast stolz auf ihn, weil er sich zumindest teilweise
wiedergefunden hat. (illy)