Inhalt:
Diese Biografie
verarbeitet historische Quellen zu einem farbigen Bild von Jane
Austen. Einige Bilder der Familie, der Mode der Zeit, der
bewohnten und besuchten Häuser, runden den Eindruck, den man vom
Leben der Jane Austen erhält, ab.
Ausgehend von ihrer
Bedeutung heute, erzählt uns Elsemarie Maletzke von Janes Kindheit,
ihren Eltern, den Brüdern, der geliebten Schwester Cassandra und der
anfänglichen Wohnsituation, wir lesen von der Schulzeit und
Ausbildung der Mädchen, von Flirts, der Putzsucht der hübschen Jane
und ihrem Alltag im Haushalt.
Die Mädchen reisen zu
Tanten und Brüdern, sie leben dort im Haushalt, erleben, wie Nichten
und Neffen zur Welt kommen. Man zieht um und Jane muss in der
ungeliebten Stadt Bath leben. Als der Vater stirbt, wird Jane Austen
zur Abhängigen von ihren Brüdern, da diese Vaters Erbe antreten und
die Mädchen nicht arbeiten können.
Doch nachdem man wieder
von Bath
weggezogen ist, kehrt auch Janes schriftstellerische Kreativität
wieder zurück, die in der Zeit der Armut völlig versiegt war. Ihre
Romane ‚Verstand und Gefühl’ und ‚Stolz und Vorurteil’ erscheinen.
Die finanziellen Arrangements dazu sind aus heutiger Sicht
unvorstellbar. Auch wenn die Bücher anonym erscheinen, wird ein
kleiner Kreis von Lesern gewahr, wer diese Bücher geschrieben hat,
da ein stolzer Bruder die Urheberschaft Janes verrät. Von da an, ist
ihr die Aufmerksamkeit im Bekanntenkreis gewiss.
Nichten und Neffen
korrespondieren mit der Tante, einige davon sind auch an Ratschlägen
für eigene schriftstellerische Tätigkeit interessiert. Innerhalb kurzer Zeit
erscheinen auch Mansfield Park, Emma und Überredung, noch immer ist
die finanzielle Situation nicht berauschend.
Janes spürt die Krankheit
bei der Arbeit an Überredung schon sehr deutlich, ist jedoch noch
voller Hoffnung und stürzt sie sich in das Abenteuer Sanditon, was
sie jedoch nicht mehr vollenden kann. Sie wird in der Kathedrale
von Winchester bestattet. Die Grabplatte erzählt von ihrer
freundlichen liebevollen Art, dass sie Schriftstellerin war,
erfährt man nicht.
Briefe und Manuskripte
werden geheim gehalten und vieles wurde vernichtet. Erst als alle
Brüder gestorben sind, kann Edward Austen-Leigh, ein Neffe, es wagen
ein wenig mehr Offenheit an den Tag zu legen.
Im Anhang findet sich eine
Chronologie der Ereignisse, benutzte Literatur, ein Register und ein
Stammbaum.
Meine
Meinung:
Eine Biografie,
die sich spannend lesen lässt. Der Plauderton der Autorin vermittelt
die interessanten Details mit leichter Hand.
Die erste
Überraschung, die ich erlebte war, dass Jane angeblich hübsch
aussah. Wie groß ihre Familie wirklich war hatte ich nicht geahnt,
und über Jane Austen als Tante Jane zu lesen war sehr
aufschlussreich. Erschreckend wenig hat sie mit ihren Büchern
verdient, ich dachte gleich an die großen Musiker, deren Ruhm auch
erst von der Nachwelt geprägt wurde. Ihre Brüder hätte ich gerne
durchgerüttelt. Die Begebenheiten aus dem Leben und einige
Buchpassagen wurden gleich im Kopf miteinander verbunden.
Wie schon häufig
anhand von Biografien erfahren, erweist es sich, dass Briefe eine
entscheidende Rolle spielen. Diese Verwandtschaft hätte ich gerne
gelyncht, als ich erfahren habe, dass Briefe vernichtet oder mit der
Schere
verstümmelt wurden. Wieviel hat man uns damit vorenthalten über Jane
Austens Denken und Leben?
Die Passagen, die
von Janes Zeit in Bath erzählen, sind beängstigend. Auch die
Abhängigkeit der unverheirateten Frauen vom Wohlwollen der
Verwandtschaft, wird greifbar. So möchte heute sicher niemand mehr
leben. Mit diesem Wissen im Hintergrund werden ihre Romane um einige
Blickwinkel reicher.
Allerdings ist
mir bei der Lektüre etwas begegnet, womit ich nicht gerechnet hatte.
Nach den drei Büchern, die ich bisher von ihr kannte, Stolz und
Vorurteil, Verstand und Gefühl, Anne Elliot (Persuasion), hatte ich
mir MEIN Bild von ihr zu Recht gezimmert. Das musste ich jedoch in
einigen Punkten korrigieren, denn die echte Jane Austen war mir nach
einigen Darstellungen nicht mehr ganz so sympathisch wie vorher –
sie wurde menschlicher, hatte mehr Fehler und Schwächen. Ich schätze
das war gut so, denn so kann ich Kritik an ihren Werken besser
ertragen.
Die verschiedenen
Äußerungen von berühmten Persönlichkeiten oder Zeitgenossen rundeten
das Bild von Jane Austen und ihrer Zeit zusätzlich ab. Oft werden
sie den Abschnitten voran gestellt. Dann ist es besonders spannend
herauszufinden, wie sie zu den Kapiteln passen.
Die technischen
Detail, wie Stammbaum, Chronologie oder Bilder runden die Biografie
ab. Damit lässt sie sich auch als Nachschlagewerk benutzen. Die
Liste der Quellen, die zur Erstellung des Buches benutzt wurden,
regen dazu an selbst weiter zu forschen.
Diese Biografie
zeigt uns ein lebendiges Bild von Jane Austen, die Zeit in der sie
gelebt hat, wird lebendig und vorstellbar. Es ist spannend zu
verfolgen, wie sehr ihr Leben ihre Werke beeinflusst hat. Der
Gesprächsstoff über Jane Austen und die Vermutungen wie Werk und
Person sich beeinflusst haben, erhalten neue Nahrung. So wird sie
ein Stück weit unvergesslicher. (Binchen, Januar 2006)
Bewertung:
****
( * schlecht / **
ganz gut / *** gut / **** spitze)
Infos: DTV-TB - derzeit leider vergriffen;
vielleicht mal bei www.abebooks.de
versuchen.
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