Inhalt:
Lilian Knebel
wohnt in Münzenberg, heute ist es die Wetterau im Hessenland,
damals war es die Gemarkung Mavelon. Die Burg, die noch heute
über dem Ort thront, war schon in der Mitte des 16.
Jahrhunderts alt, es gab im Ort einen ängstlichen Henker, auf
der Burg einem
hypochondrischen Hoffnarren, und über allem einen herrschsüchtigen
'von Pritzenheim', der
noch immer das Recht der ersten Nacht für sich beansprucht.
Unter den vielen abhängigen Menschen im Ort ist auch Lilian zu
finden.
Die Pest ist
jetzt nicht gerade ihr Ding, aber sie mag ihre Kuh Hiltrud, die
immer ein Pferd zum anlehnen braucht, und sie wird niemals heiraten.
Wissbegierig ist sie, und so gerät sie in die Lehre bei einer
Kräuterfrau, mit der sie sich anfreundet.
Und da die Frauen der Zeit vor
allem unter Schwangerschaften leiden, wollen sie eine Arznei
erfinden, die sie vor Schwangerschaften schützt. Stutenurin und Yamswurzel – fertig ist die Pille, nur dass
die Männer und die Kirche das nicht gut finden, führt dazu, dass
Lilian, ihre Freundin und eine Testnutzerin der Pille fliehen
müssen. Auf dieser Flucht begegnen Ihnen diverse Persönlichkeiten
der Zeitgeschichte(n) – von Martin Luther über Paracelsus, Anne
Boleyn und Moby
Dick, ist so einiges vertreten.
Im Anhang
befindet sich auch eine Aufklärung inwieweit die Autorin
dichterische Freiheit und Wahrheit vermischt hat.
Meine Meinung:
Was ist denn
das? Schon das Cover, diese Venus mit Ringelkniestrümpfen,
lässt tief blicken und ihre Herkunft wird im Laufe des Romans erklärt.
Auch dieser Anfang: "Ich finde die Pest
zum Kotzen". – Na ja, wer wohl nicht? In dem Stil geht es
weiter. Die aufgeweckte Lilian plaudert daher, als sei sie heute
aufgewachsen. Werbesprüche, Redewendungen, Weisheiten sind bunt
gemischt, das wirkt frisch und munter. Mal ein etwas anderer
historischer Roman – eben ein Buch, dass diese auf die Schippe
nimmt. Das zieht mich in den Lesebann. Yams-Wurzel, Stutenurin
und Talkum – ah ja – damit wäre also die Pille erfunden. Der
arme Henker, dem das Töten so zuwider ist – der Hofnarr, der
Krankheiten mit merkwürdigen Namen hat, die
Menschen im Dorf und ihre Ticks … - mal was anderes – und,
wenn man mit einem Blick von heute darauf schaut – gar nicht so
verkehrt.
Echt witzig und
leicht – allerdings hat mich dieser Blickwinkel nur ca. 150 Seiten
fesseln können. Anfangs – bis zur Flucht der Damen, fand ich es
ausgesprochen gut. Danach, spätestens als Robin Hood und Luzifer die Bühne
betraten, hatte ich genug. Luther hatte ich ja noch ertragen, aber
irgendwann traten dann auch noch Heinrich VIII und Moby Dick
auf – Die Geschichte wirkte für mich überdreht, und der Lesesog war
verschwunden. Schade.
Insgesamt, fand ich die Idee gut, denn im Zuge der vielen ‚Die …in
– Historienromane’ mussten diese auch einmal mit einem lachenden
Auge betrachtet werden, für mich wäre jedoch hier eine Kürzung
angemessen gewesen, der Effekt nutzte sich zu schnell ab und die
Geschichte war mir zu überdreht.
Der Anhang, mit
den Erläuterungen was wirklich korrekt ist an den Darstellungen, hat
mir sehr gefallen, denn das auch ein witziges Werk nicht ohne
ausführliche Recherche auskommt, wird damit jedem Leser damit vor Augen
geführt. (Binchen, Mai 2006 )
Bewertung: **
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: gut 300 Seiten, Fischer
TB, Februar 2006
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