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Rezension

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Inhalt:

Edendale im englischen Peak District, in einem drückend heißen Sommer. Die fünfzehnjährige Laura Vernon, Tochter einer wohlhabenden Familie, ist verschwunden. Hundertschaften der Polizei durchkämmen das unwegsame Gelände, doch es sind der alte, wortkarge Harry Dickinson und seine Hündin Jess, die schließlich einen Turnschuh des Mädchens finden und so die Polizei zu dessen Leiche führen. Detective Ben Cooper, in dem kleinen Ort aufgewachsen und mit den Einwohnern wie auch mit der Umgebung vertraut, und seine neue, karriereorientierte Kollegin Diane Fry sollen den Mord aufklären, geraten jedoch über private Differenzen hinaus auch bezüglich ihrer Ermittlungstechniken - Ben vertraut als eher intuitiver "Bauchmensch" seinem Gefühl, Diane als kühle Kombiniererin dagegen nur den Fakten - immer wieder aneinander. Zwar gibt es schnell mehrere Verdächtige, doch auch der alte Mann scheint mehr zu wissen, als er zugibt. Ben fühlt sich von allen Seiten auf falsche Spuren gelockt, bis er begreift, dass der Schlüssel zu dem Mord in der Vergangenheit liegt... 

Meine Meinung:

Ein äußerst vielversprechender Serienauftakt, den ich mit etwas Abstand und Zeit zum drüber Nachdenken sogar noch besser finde als direkt nach dem Lesen! "Black Dog", so der Originaltitel, ist ein spannender Krimi mit einem interessanten Ermittlerduo, auf dessen weitere Zusammenarbeit ich schon gespannt bin. Zwar hat es gedauert, bis ich mit Ben Cooper warm wurde, und für Diane Fry konnte bis zum Ende kaum Sympathie aufbringen, aber die aufgrund ihrer so unterschiedlichen Art entstehenden Konflikte in ihrer beruflichen Beziehung bieten interessante Entwicklungsmöglichkeiten und machen Lust auf mehr.

Freundschaft, Loyalität und Stolz stehen im Mittelpunkt einer ebenso komplexen wie intelligenten Story, die aufzeigt, dass sich die Menschen nicht einfach Kategorien wie "gut/böse" oder "Opfer/Täter" zuordnen lassen - jeder Täter kann zugleich ein Opfer sein und umgekehrt -, ohne dabei in Klischees abzudriften. Das liegt nicht zuletzt an der bis zu den Nebenfiguren hervorragenden Charakterzeichnung. Booth gelingt es, anhand des fiktiven Edendale und seiner Bewohner eine typisch dörfliche Atmosphäre von Verschlossenheit, Zusammenhalt und Misstrauen gegenüber allem Fremden einzufangen. Das bekommt vor allem Diane, gerade erst von Birmingham nach Edendale versetzt und noch dazu schließlich eine Frau, immer wieder zu spüren, während Ben als Sohn eines hochgeachteten ehemaligen Seargants spätestens bei Erwähnung seines Nachnamens überall mit Respekt und einem freundlichen Schulterklopfen begrüßt wird - klar, dass die Spannungen zwischen den beiden dadurch nicht unbedingt vermindert werden.

Die lebendigen und detaillierten Landschaftsbeschreibungen des Peak Districts tragen zusätzlich viel zu der atmosphärischen Dichte des Buches bei. Ich persönlich fand diese allerdings manchmal schon ein bisschen zu detailgenau, denn so wurde der Lesefluss gebremst. Hier wäre eine gezeichnete Landkarte o.ä. zur Unterstützung hilfreich gewesen, oder eben eine Beschränkung auf wenige Details, um der Phantasie mehr Raum zu lassen. Insgesamt würde ich das Buch aber uneingeschränkt empfehlen, insbesondere Freunden britischer Police Procedurals! (© Anja L. 2002)

Meine Meinung:

Bei der Betrachtung des Covers und der Inhaltsangabe mußte ich spontan an Val McDermids Roman "Ein Ort für die Ewigkeit" denken. Wenn man sich dann in die Geschichte einliest, fallen einem immer mehr Parallelen auf. Das kleine englische Dorf, das verschwundene Mädchen, der Dorfpolizist, die eingeschworene Dorfgemeinschaft und die Darstellung der kargen, aber fesselnden Hügellandschaft.
Doch dann verändert sich die Geschichte. Nicht die Isolation der Dorfgemeinschaft tritt in den Vordergrund, sondern die Isolation des Einzelnen. Harry Dickinson gegenüber seiner Frau und seiner Enkelin, Ben gegenüber seinem Vorgesetzten und seiner neuen Partnerin, Diane gegenüber ihren neuen Kollegen und Lauras Eltern gegenüber der Wahrheit.
Während des Lesens trat für mich nach und nach die Frage nach dem WER in den Hintergrund und das WARUM gewann an Bedeutung. "Kühler Grund" ist raffiniert ohne gerissen zu sein und spannend in seiner Alltäglichkeit. Der Stil des Autors ist unheimlich fließend und in seiner Art der Beschreibung zwar einfach, aber sehr psychologisch.
Die Geschichte ist meiner Meinung nach weit entfernt von dem Mainstream Geschmack und zugegeben, es ist nicht immer einfach dabei zu bleiben. Doch die Charaktere leben. Keiner ist durchweg gut, keiner durchweg böse. Niemand ist ein echter Sympathieträger und trotzdem oder gerade deswegen scheinen die Personen zu atmen und ihre Handlungsweise erscheint realistisch
Der Autor schafft hier mit seinen zwei Hauptpropagandisten Diane Fry und Ben Cooper ein neues Ermittlerduo, das es in seiner Spitzzüngigkeit und gegenseitigen Wertschätzung, sowie Verachtung durchaus mit Barbara Harvers und Thomas Linley aufnehmen kann.

Fazit: Englische Krimiunterhaltung auf leisen Sohlen! (Tara)

Bewertung: **** (Anja)
Bewertung: *** (Tara)

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: Erschienen 2002, 445 Seiten, gebunden, Goldmann Manhattan, ISBN 3-442-54540-4, Preis: 21,90 €

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 31.10.2002, letzte Änderung am 22.03.2004, Layout by abrakan