Inhalt:
"Die wahre Geschichte eines einsamen Genies, welches das größte
wissenschaftliche Problem seiner Zeit löste", so der Untertitel dieses Buches.
Mit dem "größten wissenschaftlichen Problem" ist die Bestimmung des
Längengrades gemeint, die bis Ende des 18. Jahrhunderts nur sehr ungenau und unter
Zuhilfenahme von komplizierten Winkelmessern und endlosen Rechenoperationen möglich war.
Ohne eine exakte Bestimmung des Längengrads konnte aber die Ost-/West-Position eines
Schiffes nicht ermittelt werden. Selbst erfahrene Seefahrer gerieten häufig in arge
Bedrängnis, weil sie das angepeilte Ziel nicht rechtzeitig auffinden konnten. Die Folgen:
Wasser und Nahrungsmittel an Bord wurden knapp und vor allem der gefürchtete Skorbut
setzte den Seeleuten zu.
Schon seit Jahrhunderten hatten sich Wissenschaftler intensiv mit der Materie
beschäftigt, aber selbst namhafte Persönlichkeiten wie Galileo oder Newton kamen zu
keinem befriedigenden Ergebnis.
Ein schweres Schiffsunglück vor der Südküste Englands war Anlass für den 1714 in
Groß-Britannien verabschiedeten "Longitude Act", in dem für die Lösung des
Längengradproblems eine für damalige Zeiten enorm hohe Prämie ausgeschrieben wurde.
Der ausgeschriebene Preis löste eine neue Welle von Längengrad-Forschungen aus und
die eigens gebildete "Längengradkommission" hatte alle Hände voll zu tun, um
die diversen Vorschläge zu prüfen.
Die Lösung war letztlich jedoch eine ganz Einfache: eine Uhr, die an Bord des Schiffes
den genauen Zeitunterschied zum Heimathafen anzeigen konnte.
Dem unbekannten britischen Uhrmacher John Harrison gelang es in jahrelanger,
mühevoller Handarbeit, eine ganggenaue Schiffsuhr zu entwickeln. Das Längengradproblem
wäre also gelöst gewesen, wenn nicht ein Wissenschaftsstreit die Anerkennung von John
Harrisons Uhren zunächst zunichte gemacht hätte. Erst nach Jahrzehnten und nach
Überwindung vielfältiger Hürden wurde John Harrison der wohlverdiente
"Längengrad-Preis" zuerkannt.
Meine Meinung:
Dava Sobel ist als Wissenschaftsjournalistin geübt darin, Schwieriges auch für Laien
verständlich aufzubereiten. Dies ist ihr auch hier außerordentlich gut geglückt:
"Wissenschaft leicht gemacht", so könnte man dieses Buch umschreiben. Um die
Problematik der Längengrad-Bestimmung zu verstehen, braucht man weder astronomische,
physikalische noch nautische Kenntnisse. Interesse am Thema reicht vollkommen aus. Man
gewinnt einen guten Eindruck vom wissenschaftlichen Arbeiten der damaligen Zeit.
Astronomen, Mathematiker und Physiker arbeiteten sozusagen Hand-in-Hand und kamen oft auf
äußerst erstaunlichen Wegen zu neuen Erkenntnissen. Dass aber auch damals die Eitelkeit
vor der Wissenschaft nicht Halt machte, zeigt sich deutlich: in Forscherkreisen rümpfte
man über den wenig intellektuellen "Handwerker" John Harrison die Nase.
Fazit: Ein sehr empfehlenswertes Buch für jeden, der sich interessehalber mit dem
"Längengrad-Thema" beschäftigen möchte. Für richtige Kenner der Materie wird
es aber wohl eher etwas zu oberflächlich sein. Da wäre dann wahrscheinlich tiefergehende
Fachliteratur angebrachter.
Noch ein Tipp: wer dieses Buch lesen möchte, sollte unbedingt die illustrierte Ausgabe
wählen. Die ist zwar teurer, aber die enthaltenen Abbildungen und Zeichnungen sind
wirklich eine Bereicherung und bestimmt jeden zusätzlichen Euro wert. (Monika)
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: Originaltitel: Longitude, 223 Seiten, Gebundene Ausgabe, Berlin Verlag,
19,90 (illustrierte Ausgabe)
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