Inhalt:
Rudolf und Pepi schlagen sich als
verkrachte Existenzen durchs Leben, eher "Looser" als
"Lebenskünstler". Das Buch beginnt mit dem achtkantigen
Rausschmiß Rudolfs aus einem seiner zahlreichen Jobs. Wie es sich
für ein verkanntes Genie gehört, erkennt Rudolf dank der ihm
eigenen Logik messerscharf, daß die Gründe hierfür nicht bei
ihm liegen können. Verkannte Genies haben jedoch nicht nur einen
brillanten Verstand. Sie sind auch sehr einfühlsam, wenn etwas
sie selbst betrifft. Dann ist ihr Gerechtigkeitsgefühl einfach
nicht zu bremsen. Die gepeinigte Kreatur schreit nach Anerkennung
und Wiedergutmachung! Zielsicher konzentriert sich die
Ursachenforschung für den Rausschmiß auf den ehemaligen Chef.
Mit dem muß doch etwas nicht stimmen! Seine Glatze ist zwar sehr
auffällig, aber die Zusammenhänge mit seinem empörenden
Verhalten sind nicht so klar. Da jedoch sonst keine Gründe zu
finden sind, muß es wohl doch an der Glatze liegen! Zumindest hat
Journalist Pepi einen Aufhänger, um in der nächsten Ausgabe
seines Blattes deftigst über Glatzköpfe herzuziehen. Pepi wäre
übrigens nicht Pepi, wenn er an diesem Abend Rudolf nicht irgend
etwas gemopst hätte. Er ist eben ein wahrer Freund!
Wer schon einmal Kishon gelesen
hat, der weiß, daß sich aus einer solchen Situation nur eine
globale Katastrophe entwickeln kann. Trotz geballten Widerstandes!
Als erster stemmt sich Professor Wind mit seinem ganzen Wissen
gegen Pepis Geschmiere, jedoch erfolglos, wie zu erwarten.
Dummheit und Raffgier sind zu starke Gegner. Die Bewegung wird zur
Partei. Die Partei gewinnt die Wahlen und sitzt in der Regierung.
Die Regierung zettelt einen Krieg an. Man muß das Übel, das die
Glatzköpfe anrichten, endgültig, umfassend und global lösen.
Halbe Sachen haben schließlich nichts gebracht. Es reicht einfach
nicht aus, Glatzköpfe *NUR* in einem Land zu verfolgen. Die
Erfahrung zeigt doch, daß sich dadurch so gut wie nichts bessert!
An dieser Erkenntnis ist nicht zu rütteln, auch als der Krieg
verloren wird und schließlich alles zusammenbricht.
Meine Meinung:
Kishon-Fans lesen seine Bücher
"in einem Rutsch". Alle anderen legen ein Buch von ihm
schnell weg. Diesen Leserkreis (und diejenigen, die wie ich
Kishon-übersättigt sind) möchte ich jetzt ganz besonders
ansprechen! "Mein Kamm" ist mehr als einfach ein
typischer Kishon. Nur ihm kann es wohl gelingen, die unselige
deutsche Vergangenheit in der Zeit des Nationalsozialismus so
unverkrampft zu verarbeiten. Verarbeiten mit den Augen des
Satirikers, nicht des Historikers. Und es ist richtig spannend,
wie Kishon aus seiner Sicht die Dinge beleuchtet und was er uns
alles entdecken und in neuem Licht sehen lässt! Speziell in
Deutschland dürfte "Mein Kamm" viele Leser zusätzlich
ansprechen und zum nachdenken anregen.
Mein Fazit: Das Buch ist ein
absoluter Volltreffer! Ohne die Schrecken der Nazi-Zeit
verharmlosen zu wollen, das Buch macht bewußt, dass sogar diese
Wirklichkeit viel satirischer ist als jedes Buch. Damit muß auch
Kishon leben! Und wenn seine Satire uns das so treffend vor Augen
führt, dann kann er sehr gut damit leben! (Arno)
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geht
es zum Interview im Buecher4um mit dem Autor! |
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: als TB erhältlich
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