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Rezension

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Inhalt:

Frank Lehmann ist 20, hat gerade seine Ausbildung als Speditionskaufmann beendet und muss zur Bundeswehr. Da möchte er zwar nicht hin, aber er hat vergessen zu verweigern, und da die Geschichte 1980 spielt, dauert der Wehrdienst 15 lange Monate. 

Und so gerät Frank, den alle nur Frankie nennen, in das System Bundeswehr. Er wird in eine Pionierausbildungskompanie in Döverden einberufen, wo er schikanöse Unteroffiziere kennenlernt und sich mit dem gewöhnungsbedürftigen Militärton auseinandersetzt. Denn Frank Lehmann ist keiner, der alles nur hinnimmt sondern einer, der alles ganz genau wissen will. Das führt zu absurden, aber auch brüllend komischen Situationen, wenn Frank mit seinen Vorgesetzten deren Anordnungen diskutiert. Aber immerhin macht es ihn zum Vertrauensmann der Kompanie, weil die Kameraden froh sind, dass wenigstens einer den Mund aufmacht.

An seinem ersten Heimatwochenende findet Frank sein Zimmer bei seinen Eltern von einem Fernseher belegt, den sein Vater reparieren will. Frank nimmt es als Zeichen endlich auszuziehen und quartiert sich in einem WG-Zimmer bei Freunden ein. Dort hat zwar niemand Zeit sich um das verstopfte Klo zu kümmern oder Geschirr zu spülen, weil die Weltrevolution diskutiert und vorbereitet werden muss, jedenfalls theoretisch, aber wenigstens wohnt Frank nicht mehr zu Hause. Da kann er ein nicht benutzbares Klo verschmerzen, ohnehin ist er hauptsächlich in der Bremer Kneipenszene unterwegs, wo er immer wieder auf die gleichen Typen und Mädchen trifft und schließlich entscheidet, dass die Bundeswehr doch nicht das Richtige für ihn ist. Aber auch wenn man schon da ist, kann man noch verweigern.

Meine Meinung:

Frank Lehmann, das ist Herr Lehmann neun Jahre früher und das alter ego seines Erfinders Sven Regener, der mit ihm viele biografische Details teilt. Ein 20-jähriger, der so unpraktisch und lebensuntüchtig scheint, dass er sogar vergessen hat den Wehrdienst zu verweigern. Der alles immer ganz genau nimmt und über jedes Wort endlos diskutieren kann. Diese Dialoge sind die Stärke des Buches, Regener zeigt meisterhaft wie zwei Leute über das Gleiche und doch aneinander vorbei reden. An diesen Stellen, und davon gibt es zum Glück viele, ist das Buch wirklich komisch. Das ist intelligenter Humor weit entfernt jeglicher Plattheit.

Amüsant auch, wie die politische Szene der beginnenden Achtziger durch den Kakao gezogen wird, die unterschiedlichen K-(Kommunismus) Gruppen, die sich in endlosen theoretischen Diskussionen verzetteln, aufspalten und wieder fusionieren, und dabei nicht merken, dass ihre Zeit längst abgelaufen ist. Frank Lehmann ist einer der wenigen, die das erkennen, denn so lebensuntüchtig wie er scheint, ist er gar nicht. 

Er nimmt nur alles sehr genau, bedenkt es lieber zehn- bis 15-mal, bevor er eine Entscheidung trifft. Da kann es schon mal passieren, dass andere die Entscheidung für ihn treffen. Hier liegt auch in meinen Augen die Schwäche des Buches: Frank denkt zu viel und handelt zu wenig. Deutlich wird das häufig in ellenlangen Sätzen, in denen ständig die Worte „dachte er“ eingeschoben sind. Für mich hätte Sven Regener an diesen Stellen etwas straffen können, dass Frank ein, wie ein Freund sagt, Korinthenkacker ist, wird auch so deutlich.

Insgesamt also kurzweilige Unterhaltung mit intelligentem Humor. Erfreulicherweise sind weitere Geschichten von Frank Lehmann in Planung. (Christine)

Bewertung: ***

(
* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: Erschienen 2004 bei Eichborn, 580 Seiten, 24,90 €

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 22.03.2005, letzte Änderung am 28.04.2005, Layout by abrakan