Inhalt:
Nacherzählung des
Theaterstücks:
Peer Gynt wird von Kennern auch
"Faust des Nordens" genannt. Allerdings gibt es keinen
Mephisto, jedenfalls keinen sichtbaren. Der sitzt bei Peer Gynt
wohl in seiner ruhelosen Seele.
Das Stück beginnt damit, daß
Peer seine Mutter, die ihn von einer Dummheit abhalten will,
kurzerhand aufs Dach ihres Häuschens setzt und abhaut. Die gute
Alte muß mit Hilfe von Nachbarn befreit werden. Peer kommt an
einen Hof, auf welchem gerade Hochzeit gefeiert wird. Die Braut
war mal eine seiner Traumliebsten. Keiner will mit dem wüsten
Peer tanzen. Nur Solweig, ein sanftes liebes Mädchen, befaßt
sich mit ihm. Sie mögen sich. Doch Peer verläßt sie, entführt
betrunken die Braut hinauf in die Berge und läßt Solweig zurück.
Nachdem sein Rausch verflogen ist, mag er von Ingrid, der Braut,
nichts mehr wissen. Sie jammert ihm die Ohren voll (Lied: Ingrids
Klage).
Er verläßt auch sie und streift
durch die Rondeberge. Es gibt ein paar Abenteuer mit sexbesessenen
Sennerinnen und einem nebulösen Wesen, dem "Krummen",
der verlangt, daß man außen rumgehen soll. Aber Peer,
eigensinnig wie eh und jeh, will mitten durch. Schließlich folgt
er einem Trollweib in die Höhle des Trollkönigs. (Musikstück:
In der Halle des Bergkönigs).
Er will die Trollfrau zum Weib haben. Der Trollkönig verlangt
aber, Peer solle erst ein richtiger Troll werden. Er habe noch zu
viele menschlichen Züge. So müsse seine Optik erst mal
korregiert werden. Ein Auge werde ausgestochen, in das zweite
mache man einen Schlitz, daß er die Welt mit den gleichen
Blicken betrachten könne, wie jeder Troll. Peer will davon gar
nichts wissen, wird aufbrausend und will raus. Es kommt zu einem
tollen Gemenge. Peer bezieht tüchtig Prügel und wird kopfüber
aus der Höhle geworfen. Und hier ist auch das bekannte Zitat:
"Der Alte war gemein, die jungen sind entsetzlich!"
Nun sieht es fast so aus,
als würde Peer doch noch brav und seßhaft. Er trifft wieder auf
die kleine hübsche Solweig, der er im Wald eine Hütte baut. Über
dem Bau erhält er Besuch von jenem Trollweib, der er vor der Höhle
des Trollkönigs nachgestiegen ist. Sie weiß, was Peer dort
vorhat und meint, daß das nicht ginge, denn er sei mit ihr
verbunden, und sie hätten auch einen Sohn. Zum Beweis präsentiert
sie einen schon recht erwachsen wirkenden Trollburschen. Sie
verspricht Peer, dem jungen Paar keine ruhige Nacht zu gönnen. Es
werde wohl ganz hübsch spuken. Peer flieht und läßt Solweig in
der Hütte zurück. Peer kehrt heim und erlebt den Tod seiner
Mutter. (Musikstück: Ases Tod).
Hierauf macht er sich auf in die
Welt. Zeitsprung. Man trifft Peer wieder als schwerreichen Nabob.
Seine Jacht liegt an der afrikanischen Küste. Mit anderen reichen
Geschäftemachern, ebenso skrupelose Geldhaie wie er, führt er
ein politisches Gespräch. Quintessenz: Peer will Kaiser der Welt
werden und die anderen sollen, nicht ohne Gewinn, ihm dabei
helfen. Er gibt ihnen eine Weile Bedenkzeit und entfernt sich. Die
Gauner nutzen das, machen die Jacht flott und dampfen mit allem
Reichtun Peers davon. Der tobt am Strand wie toll und fleht den
Himmel an, die Schurken zu bestrafen. Ein kleines Wölkchen zeigt
sich über der Jacht und kurz darauf hört man eine Explosion.
Peer jubelt. Die Jacht wird von den Wellen verschluckt. Andere
Probleme quälen ihn nun. Hunger. Er beobachtet, wie Affen die Früchte
der Bäume fressen und versucht, es ihnen gleichzutun. Affen sind
nun mal keine disziplinierten Esser. Sie bewerfen und bespucken
ihn. Ein zweites Mal taucht das Zitat auf: "Der Alte war
gemein, die Jungen sind entsetzlich!"
Im Geäst eines Baums versteckt
beobachtet Peer, wie Diebe das weiße Pferd des Sultans
heranbringen, durch einen Umstand erschreckt werden und fliehen.
Pferd und Inhalt der Satteltaschen sind ein guter Gewinn für
Peer. Nun kann er reiten und hat einige Schätze. Ihm begegnet die
reizende Anitra. Und Peer gibt sich als der zurückgekehrte
Prophet aus, der ja auch auf einem weißen Pferd zu reiten
pflegte. Aber Anitra spielt mit ihm. Sie durchschaut seine
niederen Gelüste. Sie tanzt für ihn. (Musikstück: Anitras
Tanz).
In wilder Leidenschaft begibt sich Peer in eine unterwürfige
Haltung. Anitra gibt ihm ein paar Schläge mit der Peitsche,
springt auf sein Pferd und galoppiert hohnlachend davon. Kleiner
Zeitsprung: (Musikstück: Morgenstimmung).
Peer hat sich in einen
Orientalisten verwandelt. Er bereist Ägypten und steht vor der
Memnonsäule, die bei einer bestimmten Morgensonne zu singen
beginnt. Staunend hört er, wie die Säule die Worte des
"Krummen" singt: "Geh außen rum!" Darauf entführt
ihn ein Mann hinter die Gitter einer Irrenanstalt. Paranoide
Gestalten begegnen ihm, die irgendwie mit seinem krausen Ich zu
tun haben und ihm unangenehme Empfindungen verursachen. Schließlich
wird er zum Kaiser der Narren gekürt. Zeitsprung: (Musikstück:
Peer Gynts Heimkehr).
Wie in Griegs Musik zum Ausdruck
kommt, erlebt man einen fürchterlichen Sturm vor der Norwegischen
Küste, unweit Peer Gynts Heimat. Das Schiff geht unter. Peer und
ein Koch hängen an einer Planke. Peer ist ein alter Mann, der
Koch noch jung. Jeder versucht, den anderen davon zu überzeugen,
daß er mehr Anrecht auf das Leben, also auf die Planke habe. Der
andere soll loslassen. Schließlich siegen Peers zähe Greisenkräfte.
Nach einer symbolischen Begegnung mit dem Tod, von dem Peer aber
gar nichts wissen will, kann er sich an Land retten. Dort streift
er umher, hat Erlebnisse mit alten Bekannten und eine
niederschmetternde Unterhaltung mit einer Zwiebel, deren Schale er
auf der Suche nach ihrem Kern immer weiter abhäutet. Ebenso sucht
er vergebens nach Peer Gynts Kern. Eine weitere mystische
Begegnung ist die mit dem Knopfgießer. Er hat den Auftrag, Peer
einzuschmelzen, um etwas Besseres aus ihm zu formen, wenn er nicht
einen Zeugen beibringen könne, der sein Bemühen um Wandlung zum
Guten nachweisen könne. Peer wird es mulmig und macht sich auf
die Suche. Just begegnet ihm der Trollkönig. Aber der eignet sich
nun ganz und gar nicht als Kronzeugen. Er bescheinigt ihm das
Gegenteil: "Du hast stets den Wahlspruch befolgt: Troll, sei
Dir selbst genug!" Mit dieser Nachricht im Ohr trifft er
erneut auf den Knopfgießer. Der läßt sich auf einen lezten
Versuch ein. Peer irrt nun weiter umher. Schließlich findet er
die Hütte, die er einstmals Solweig gebaut hat. Ein Lied dringt
an sein Ohr. (Lied: Solweigs Lied).
Beschämt läßt er sich vor der
Hütte nieder, fast schon bereit, aufzugeben. Solweig kommt
heraus. Sie ist - jedenfalls im Stück - so jung und hübsch
geblieben, wie sie es vor seinem Aufbruch war. Dem Knopfgießer
bescheinigt sie, was zur Rettung Peers nötig ist.
Peer sei ihr alle Zeit hindurch ein wunderschönes Lied gewesen.
Damit gibt sich der Knopfgießer zufrieden. Ein Pseudo-Happyend am
Schluß eines recht nachdenklich stimmenden Stücks vom Sinn und
Zweck des Lebens. Der Vorhang fällt. (Text von Johannes, vom
12. August 1993 - © by
Petras Bücherforum)
Meine Meinung:
Peer Gynt ist, wie Goethes Faust,
ein Stück aus den Tiefen der menschlichen Seele und von daher
zeitlos. Alle Aufführungen, und ich kenne einige, haben mir stets
gut gefallen. Ein Regisseur muß schon total daneben sein, dieses
Stück zu verhundsen. Der Text ist eingängig, die Handlung
unkompliziert und - mit einer handvoll guter Schauspieler - reißt
das Stück einen Zuschauer/Hörer schon mit.
(Johannes Weidner - © by Petras Bücherforum)
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: Die Besprechung bezieht
sich auf das Theaterstück
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