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Rezension

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Inhalt:

Paris, Mitte des 18. Jahrhunderts. Es sind turbulente, aufgeregte Zeiten. Die junge Sophie Volland will ihre familiäre Vergangenheit hinter sich lassen und träumt von einer soliden Ehe und bescheidenem Lebensglück. Ihren Lebensunterhalt verdient sie als Serviererin im Kaffeehaus „Procope“, wo Philosophen und Literaten über ihren dampfenden Kaffee- und Kakaotassen den Sinn und Zweck des Lebens diskutieren, misstrauisch belauscht von Polizeispitzeln.
Am Tisch des Stammgastes Denis Diderot entsteht eine ungeheuerliche Idee: In Zusammenarbeit mit dem Mathematiker d’Alembert und dem Verleger Le Bréton will Diderot eine Enzyklopädie herausgeben, die alle bisherigen Wörterbücher in den Schatten stellen soll. Das gesamte Wissen der Menschheit soll systematisch erschlossen und zugänglich gemacht, die Artikel von den hellsten Köpfen Europas verfasst werden. Ein brisantes Unterfangen, denn aufklärerisches, auf das diesseitige Glück des Individuums ausgerichtetes Gedankengut ist politischer Sprengstoff für das absolutistische Staatswesen und den göttlich legitimierten Monarchen. Jesuiten und Zensurbehörden werden schnell hellhörig und versuchen, die Veröffentlichung zu verhindern.
Trotz aller Schwierigkeiten und drohender Verhaftung widmet Diderot sein weiteres Schaffen ausschließlich diesem Projekt. Die unkonventionelle Liebesbeziehung zu Sophie, die sich unter dem Einfluss ihres Geliebten als Autodidaktin weiterbildet, zerbricht daran. So nimmt Sophie schließlich das Angebot Mme Pompadours an, als ihre Vertraute am Hof von Versailles zu leben.

Meine Meinung:

Der Prolog des Buches bringt zunächst klischeehafte Elemente (Aberglauben und Hexenverfolgung), die man in historischen Romanen so oder so ähnlich zuhauf lesen kann und deshalb kaum noch mitreißend sind. Aber gleich danach verschlägt es die LeserInnen mitten hinein in eine Stadt, die sich teilweise in geistiger Aufbruchstimmung befindet, in der das Licht der Vernunft zu strahlen beginnt. Die Kaffeehausszenen und die Diskussionen der Philosophen sind so lebhaft geschildert, dass man das Gefühl hat, unmittelbar dabei zu sein. Historische Vorkenntnisse sind nicht notwendig, um dem Geschehen folgen zu können. Prange formuliert die zentralen Punkte philosophischen Denkens jener Zeit in einer leicht verständlichen und zugleich wunderbaren, bilderreichen Sprache.
Anderes ist hingegen weniger gelungen. Die herausragenden Persönlichkeiten der französischen Geschichte des 18. Jahrhunderts, wie z.B. Mme Pompadour, bekommen nur ansatzweise Konturen. Das Hofleben in Versailles wird oberflächlich thematisiert (leider oder Gott sei Dank?), die Schreckensherrschaft der aus dem Ruder laufenden Französischen Revolution lediglich gestreift. Die dezente Schilderung verhindert allerdings, dass man den Werdegang der beiden „Heldinnen“ – die wechselvolle Lebensgeschichte Sophies sowie die Entstehung der Enzyklopädie – aus den Augen verliert. Zeitsprünge zwischen den Kapiteln verleihen dem Geschehen, das sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt, Dynamik. Eine Sophie Volland ist in Diderots Umfeld historisch belegt, sonst ist kaum etwas über sie bekannt. Prange füllt diese Lücke auf eigene fantasievolle Art. Ein schöner historischer Schmöker. (© Fevvers 2005.)

Button geht es zur Online-Enzyklopädie (Auswahl in engl. Übersetzung, im Aufbau).
Button geht es zu einem Link über Mme Pompadour und ihre Zeit (inkl. Informationen über die Enzyklopädie in der Rubrik „Leben und Alltag“).

Bewertung: **/***

(
* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: Knaur 2004, TB, 650 Seiten, 9,90 €.

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 02.03.2005, letzte Änderung am 28.04.2005, Layout by abrakan