Inhalt:
Luise wurde 1776 als
mecklenburgische Prinzessin in Hannover geboren und wuchs in
Hessen-Darmstadt auf. Mit gerade achtzehn Jahren heiratete sie den
preußischen Kronprinzen, den späteren König Friedrich Wilhelm
III., und gebar ihm zehn Kinder, darunter Friedrich Wilhelm IV.
und Wilhelm I., den ersten deutschen Kaiser. Nach der Niederlage
Preußens 1806 floh sie mit ihren Kindern nach Ostpreußen, traf
1807 in Tilsit mit Napoleon zusammen und kehrte erst 1809 nach
Berlin zurück. Sie stand den Reformern nahe und galt ihrer
Mitwelt und mehr noch der Nachwelt des 19. und 20. Jahrhunderts
als mitfühlende, charismatische Monarchin. Sie starb früh, 1810,
mit vierunddreißig Jahren. Ihr Tod war die Geburtsstunde einer
Legende. Die preußische Königin Luise wurde für das Deutsche
Reich von 1871 mit ihrem Sohn, dem Hohenzollernkaiser, an der
Spitze zu einer Art Ursprungsmythos. Auf sie projizierte man die
Anmut der Erscheinung und die Würde des nationalen Widerstands
gegen Napoleon, die personifizierte Tradition, das Häusliche,
aber auch die Tragik eines frühen Todes. Die Dichter der
deutschen Romantik vor allem aber auch die Maler und Bildhauer
verewigten Luise in zahlreichen Werken.
Meine Meinung:
Ich interessiere mich sehr für
die Geschichte früherer Königshäuser, muß aber zugeben, dass
ich außer einer Randnotiz in zahllosen Büchern nichts Näheres
über Luise wusste. Wahrscheinlich ist den meisten heute die
glorifizierte Heiligenverehrung, die nach dem Tod der Königin
entstand, fremd. Deshalb habe ich mich besonders auf das liebevoll
gestaltete und beinahe zierliche Buch über „Preussens
Luise" gefreut.
Leider schafft Günter de Bruyn es nicht, eine Erklärung für den
Luisenkult zu finden. Zwar erzählt er in zig Beschreibungen und
Erläuterungen zeitgenössischer Bilder, Statuen, Gedichte und
Aufzeichnungen, was alles zusammen vorhanden sein mußte, um
dieses Bild Luises entstehen zu lassen (z.B. Schönheit, Anmut, bürgerliche
Tugenden, früher Tod, politische Aufopferung), doch mehr erfahren
wir nicht über den Mensch Luise. Es werden Briefkontakte mit
Freunden erwähnt, aber was Luise zu Lebzeiten bewegte, was für
ein Mensch sie war, wie sie dachte, fühlte, erfährt der Leser
auch nicht zwischen den Zeilen.
Zwar versuchen die zahlreichen
Abbildungen von Werken, in denen Luise verewigt wurde, sie dem
Leser nahe zu bringen. Doch, so geht es mir jedenfalls oft,
strahlen die verherrlichten Darstellungen dieser Zeit für mich
nur Wunschdenken der Menschen und des Künstlers aus und geben
kein Beispiel für die wirklichkeitsgetreuen Illustrationen eines
Menschen. Für mich kratzt de Bruyn nur an der Oberfläche einer
Legende, ohne deren Entstehung erklären oder der Wahrheit auf den
Grund gehen zu wollen. Schade, denn durch den geringen Umfang des
Buches hätten sicher einige interessierte Leser die Chance
genutzt mehr über eine einstmals so populäre preußische Königin
zu erfahren. Ich für meinen Teil, konnte jedoch nicht viel an
Wissen über Luise mitnehmen, was sich nicht in Kurzform auf jeder
Ahnentafel zu Preußens Königen finden würde.
Der Stil des Autoren wirkt etwas
altmodisch, hat aber durch die Liebe, die man dem Autor bei seinem
Recherchen anmerkt, sehr viel Charme.
Besonders erwähnen möchte ich noch die wundervolle Aufmachung
des Buches. Sehr handlich, klein, mit einem glänzenden
Schutzumschlag um die gebundene Ausgabe und einer feinen
Bleistiftzeichnung auf dem Cover. Es mag seltsam klingen, aber das
Buch-Äußere passt zum Inhalt und vermittelte mir beinahe das Gefühl,
ein Büchlein aus der Zeit Luises, in dem sie auch gelesen haben könnte,
in den Händen zu halten.
Alles in allem ein kleines, feines Buch, aus dem man hätte viel
mehr machen können.
Fazit: Zumindest besser als das Hörbuch.
(Tara)
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos:
Gebundene Ausgabe, Siedler Verlag, 142 Seiten,
14,-EUR
|