Inhalt:
"Sommer auf Usedom. Abiturfeier - Katja hat Helge den
Laufpass gegeben, lässt sich aber von ihm nach Hause begleiten.
Diese Nacht macht ihre Lebenspläne zunichte: Katja wird
schwanger. Unter dem massiven Duck ihrer Umgebung, willigt sie
ein, Helge zu heiraten. Sie verfällt jedoch in tiefe Depressionen
und flüchtet nach der Geburt des Kindes allein in den Westen. Sie
heiratet einen Norweger, und viele Jahre gelingt es ihr, ihre
Vergangenheit zu verdrängen. Erst der Kinderwunsch ihres Mannes
lässt ihr keine Wahl mehr. Fünfzehn Jahre nach der Geburt des
Kindes kehrt sie nach Usedom zurück, um ihre Tochter Barbara
kennen zu lernen."
Meine Meinung:
1. EKZ- Informationsdienst
Ein beachtenswertes Debüt einer bislang mit Kurzgeschichten in
Erscheinung getretenen Berliner Autorin, die es sich mit dem hier
gewählten "Rabenmutter"-Thema keinesfalls leicht
gemacht hat.- auch, wenn das Ende in die leinwandtaugliche
Hollywood-Spur einbiegt. Erzählt wird die Geschichte der
ostdeutschen Katja, die in Oslo eine glückliche Ehe mit dem
Norweger Thor führt. Erst das Nachdenken über ein gemeinsames
Kind lässt in ihr die Schatten einer ohnehin nur mühsam
verdrängten Vergangenheit so übermächtig werden, daß sie sich
Schmerz und Verantwortung gleichermaßen stellt und nach Usedom
reist, wo sie einst ungewollt schwanger wurde und
republikflüchtend das Kind zurückgelassen hat. Angelika Joval
erspart im Ringen um Schuld , Sühne und Neuanfang ihren Lesern
weder Familien- noch Figurenabgründe, reflexiv und nur selten
pathetisch, ist dieses Stück solider Literatur in allen
Bibliotheken möglich. (Connie Haag)
2. ...In ausdrucksstarken Worten verknüpft die Autorin nach und
nach die Geschehnisse der Vergangenheit und Gegenwart fast wie
unbeabsichtigt sacht ineinanderfließend miteinander, so dass
allmählich das ganze Ausmaß des Leids der jungen Frau deutlich
wird: ihre Hoffnungslosigkeit gegenüber einer solch
auferzwungenen Zukunft, die sie sich als junges Mädchen anders
erträumte, ihre Ohnmacht gegenüber den konservativen Eltern und
parteitreuen Schwiegereltern, ihre Hilflosigkeit gegenüber einer
Wahrheit, die ihr niemand glauben würde, ihre Abscheu vor dem
ungeliebten Ex-Ehemann Helge, ihre Gleichgültigkeit gegenüber
ihrem eigenen Kind, das sie nicht wollte und immer wieder ihre
durch tiefe Melancholie ausgedrückte zeitweilige
Todessehnsucht....Der Roman reizt zum stetigen Weiterlesen. Man
glaubt, die Gefühle der Protagonistin genauso klar zu erfühlen,
wie man das Rauschen des Meeres zu hören meint. (Ingrid Thiemann)
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 170 Seiten, Reclam Leipzig,
Taschenbuch-Ausgabe
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