Inhalt:
Ein
weiterer Anschlag auf die Kathedrale von Turin erscheint
Kommissar Marco Valoni vom Dezernat für Kunst, verdächtig. Er
selbst ist sich sicher, dass der Anschlag dem Grabtuch galt, seine
Mitarbeiter und Vorgesetzten muss er noch überzeugen.
Wie
in einigen früheren Fällen, sind auch hier wieder Männer ohne
Zunge im unmittelbaren Umfeld des Verbrechens zu finden. Diesmal möchte
Valoni mit seiner Ermittlergruppe nicht nur den aktuellen, sondern
alle sonderbaren Fälle rund um die Kathedrale aufklären.
Historiker, eine Journalistin und Kriminalisten forschen und
bringen Verblüffendes ans Tageslicht. Doch die Ermittlungen stoßen
nicht überall auf Verständnis. Mächtige im Bereich von Politik
und Wirtschaft sind
ebenfalls mit der Geschichte des Grabtuchs befasst.
Meine
Meinung:
Das
Buch hat in Spanien Dan Brown von den Spitzenplätzen der
Bestsellerlisten verscheucht. Mit dieser Bemerkung wird es auch
hier vertrieben, und ich denke, mit Recht, auch wenn die
Brown-Verdrängung hier nicht ganz funktioniert. Das Buch ist ein
so genannter Pageturner. Die Spannung stellt sich sofort ein, und
wer von mir Detailfragen zum Stil beantwortet haben wollte, den müsste
ich vertrösten. Ich habe nicht darauf achten können, d.h. mich
stört nichts, rein gar nichts.
Die
Geschichte ist äußerst filmgerecht aufgezogen. Man lernt aus
zwei Perspektiven über das Turiner Grabtuch. Einmal ausgehend vom
Attentat auf die Kathedrale und zum anderen von seinem Ursprung.
Mythen, Personen und geschichtliche Forschung rund um das Grabtuch
werden wechselseitig mit dem Fortgang der aktuellen Ermittlungen
geschildert. Dabei sind sie immer Teil der Forschung des Teams.
Diese Verstrickung der beiden zeitlichen Ebenen ist außerordentlich
gut gelungen.
Es
hat auch funktioniert, die aktuellen Forschungsergebnisse einfließen
zu lassen, ohne die Geheimnisse des Tuches zu zerstören. Die
Wissenschaftler haben vor längerer Zeit bewiesen, dass das Tuch
nicht aus der Zeit Christi, sondern aus dem Mittelalter stammt.
Mystik und Verehrung haben jedoch Auswirkungen bis heute. Die
Geschichte trägt dem Rechnung, ohne, dass die Story leidet. Glänzend
gemacht!
Gut
und Böse zu verteilen ist auch gelungen. Nicht sofort erkennt man
hier, wer nun zur richtigen Seite gehört. Wobei … ? Welches ist
denn wohl die richtige Seite? Der oft zitierte Satz zu
historischen Romanen rund um die Kirche: „Letztendlich landet
man doch wieder bei den Templern,“ wirkt
auch hier, in dieser Variante gefällt es mir außerordentlich.
Die Biographie des letzten Großmeisters der Templer, Jacques de Molay, wäre für
mich greifbar gewesen, doch mitten in diesem Buch hätte jegliche
Forschung die Spannung zerstört.
Im
Anschluss an das Buch reizt es dann schon, bei einigen Details
heraus zu finden, wo wir es bei diesem Roman mit Fiktion und wo
mit Forschungsergebnissen zu tun haben. Geschickt verwoben hat
Julia Navarro diese Themen. Damit sind wir wieder bei Dan Brown
gelandet, denn auch bei seinem Illuminati oder
Sakrileg, wird die
Forschungssucht geweckt. Rom, Paris oder Turin, der nächste
Urlaub auf den Spuren eines Thrillers liegt nahe.
Unter
der Bedingung, dass man mit dem passenden Buch reist, ist eine Urlaubsregenperiode in diesen Regionen
sicher leicht zu ertragen. (Binchen,
April 2005)
Meine Meinung:
Mit viel Freude
und Spannung habe ich dieses Buch begonnen, doch so richtig warm bin
ich mit ihm nicht geworden. Schon zu Beginn hatte ich eher das Gefühl
ein Drehbuch zu lesen, als einen Roman. anders als meine Vorrednerin
wollte sich bei mir so gar keine Spannung einstellen. Ich habe die
Charaktere als sehr leblos und äußerst distanziert empfunden. Sie
schienen mir so ohne Leidenschaft für das, was sie tun und in
Verbindung mit den aufregenden Schauplätzen des Südens unpassend.
Insgesamt hatte
ich immer das Gefühl, das die Autorin krampfhaft versucht, eine möglichst
authentische, wenn auch spanische Kopie von SAKRILEG anzufertigen.
Doch das wäre für mich gar nicht nötig gewesen. Alles erscheint
wie schon mal da gewesen: Halbwahrheiten, Gralsmythen, Kirchenmörder,
Geheimgesellschaften, Templer, integre Wissenschaftler, etc. Aber
was bleibt ist ein Abstumpfen und das Gefühl von weiteren
pseudo-historischen Enthüllungen.
Zu den
Hauptpersonen muß ich sagen, daß ich nicht ganz verstanden habe,
weshalb Navarro, einerseits die Doctoressa Sofia Galloni so
detailliert beschreibt (besonders ihre Garderobe) obwohl sie nicht
wirklich Einfluß aufs Geschehen nimmt und auch ihre zweite
weibliche Hauptperson, die Journalistin Ana Jeminiz, die Story nicht
aktiv weiterbringt. Hier wirkte es auch mich etwas sehr emanzipiert
bemüht.
Interessant ist,
daß der Plot an sich viel her gibt. Auch wenn in den letzten Jahren
(wie Binchen schon erwähnte) viel über das Turiner Grabtuch
bekannt wurde, so bleibt doch seine Faszination und Die Bedeutung,
die ihm die katholische Kirche zuspricht. Aber leider kann sich die
Autorin nicht für eine Entwicklung entscheiden. Sie schwankt, macht
hier eine Andeutung, spinnt dort die Story weiter und verläuft sich
schließlich. Die historischen Texte zur Geschichte des Tuches sind
dann so trocken, daß man sich nur wünscht, es würde bald vorbei
sein.
Ich war sehr enttäuscht
von diesem offensichtlich ZU bemühten Roman. (Tara)
Bewertung: ****
(Binchen)
Bewertung: */** (Tara)
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: ca. 480 Seiten, Verlag: Limes, ISBN: 3809024996
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