Inhalt:
Husum – kurz
vor Weihnachten.
Eine Lehrerin
macht sich Sorgen, denn Lisa kommt nicht mehr zum
Unterricht, die Mutter ist nicht erreichbar – und familiäre Probleme
sind im Ort bekannt.
Das ist das
Einstandsproblem von Christoph Johannes, als er von Kiel nach Husum
versetzt wird. Sein neues Team besteht zusätzlich aus Großer Jäger
und Harm Mommsen.
Bis dahin ist das
jedoch noch kein Fall für die Polizei. Als aber in einem kleinen Dorf die
Leiche einer Frau gefunden wird, und ein fremder Mann, vermutlich
ein Türke, die Szene betritt, hat sich das Blatt schnell gewendet. Die drei Männer aus Husum
werden zu Ermittlern, weil das Personal wieder einmal knapp ist. Sie
leisten die Feinarbeit, lernen das Dorf und dessen Gesetzmäßigkeiten
kennen und kämpfen gegen die Bürokratie. Der Mörder muss gefunden
werden, auch wenn Weihnachten vor der Tür steht und Christophs Frau
dafür so gar kein Verständnis aufbringt.
Meine Meinung:
Grau, Nordsee,
Kleinstadt, Dorfleben, Bürokratie und Humor - alles das trifft
man in Hannes Nygaards ‚Hinterm Deich Krimi’. Die Mixtur halte
ich für überaus gelungen.
Hier sprechen eine
Portion Galgenhumor, viel Realismus und echte Sprödheit aus einem
Buch, ganz wie ich das Leben dort oben in Nordfriesland erlebt und
empfunden habe.
Die Charaktere,
die Nygaard da beschreibt, sind großartig gelungen. Christoph
Johannsen, der Neue, ist der, mit dem ich mich gleich identifizieren
konnte. Großer Jäger – welch ein Name – so zutreffend und gleich der
Typ für mich, den ich bewundere, dem ich jedoch nicht so gerne
begegnen möchte. Und dann der Schöne, Harm, die Überraschung, die
hinter ihm steckte, war echt gelungen.
Dieses Team
kämpft, sicher wie im Polizeialltag, mit der Bürokratie und lässt sich
trotzdem nicht zu Büromenschen machen. Chefs und Vorgesetzte sind
klug postiert, so kann man sich den Alltag in Schleswig-Holstein
vorstellen. Die notwendige Basisarbeit, die in dieser Darstellung
steckt, ist sichtbar, jedoch nicht aufgesetzt à la – ‚nun seht mal,
dass ich auch weiß, wie es bei der Polizei zugeht,’ sondern
unauffällig professionell.
Die Krönung des
Werkes liegt für mich jedoch in den Darstellungen der Dorfbewohner
und der möglichen Täter. So stelle ich mir ein Dorf vor, die Rollen
des Großgrundbesitzers, des Bürgermeisters, des Wirts, für mich ein
Grund, nicht im Dorf zu wohnen, aber alles wirkt anschaulich und authentisch,
einschließlich des Wetters. Bei dieser Geschichte finde ich auch die
Geschwindigkeit, mit der sie sich entwickelt, besonders angemessen
für die Region.
Mich hat dieser
Krimi neugierig gemacht, auf weitere Krimis von Hannes Nygaard und
auf weitere Heimatkrimis. Denn der Verlag ist auch noch eine
Erwähnung wert. Heimatkrimis gibt es dort aus einigen Regionen,
Bodensee, Aachen, Köln, Frankfurt, Eifel … – und eben ‚Hinterem
Deich Krimis’. Diese großformatigen Bücher mit dem schwarzen
Glanzcover haben mich auch schon bei ‚Tod und Teufel’ und ‚Mord im
Biedermeier’ begeistert, und der Inhalt war auch dort
Klasse.
(Binchen, Mai 2006)
Bewertung: ***/****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: Emons -
Hinterm
Deich Krimi 1,
ISBN
3-89705-353-5, Broschur, 240 Seiten, 9,00 €
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