Die Studentin Erica Franzoni schreibt ihre Diplomarbeit über
einen Serienmord der Anfang der Siebziger Jahre Turin und ganz
Italien in Atem gehalten hat: Vier junge Frauen werden auf
grausame Weise umgebracht. Als Zeitzeugen fragt Erica auch
Commisario Antonio Massina, der ihr gerne weiterhilft, sehr gerne
, weil er der Lebensgefährte ihrer Professorin ist... Je tiefer
Erica in den Fall eindringt, desto undurchsichtiger scheint er zu
werden. Und dann offenbart sich ihr ein schreckliches Geheimnis
...
Meine Meinung:
Tödliches Wissen ist ein Debütroman, der durchaus
zu Hoffnungen Anlass gibt. Zwar hat die Autorin noch die ein oder
andere Schwierigkeit den Spannungsbogen den ganzen Roman über
aufrecht zu halten, das wird allerdings ausgeglichen durch ihre
exzellente und lebendige Beschreibung der Zeit der siebziger
Jahre.
Vor den Augen des Lesers öffnet sich ein Zeitfenster der
damaligen unruhigen und ereignisreichen Zeit.
Einerseits war es die Zeit der Hippies und der freien Liebe,
andererseits aber auch die Zeit der „Roten Brigaden“ und der
Franco-Ära. Die Studenten gingen zu Tausenden auf die Strasse und
die Gewerkschaften machten mobil.
Plastisch und realitätsnah bringt Fassio ihren Lesern diese
unruhige Zeit des Umbruchs, in der die vier grausamen Morde
geschahen, nahe.
Ebenso gekonnt versteht sie es, die ermordeten Frauen in ihrer
Erzählung mit Leben und Seele zu erfüllen.
Aus einer Distanz von mehr als zwanzig Jahren heraus, muss es
der Protagonistin ja gelingen, für sich selbst ein lebendiges
Bild der Opfer zu bekommen, um ihre Diplomarbeit zu einem guten
Ende zu bringen.
Also besucht sie Zeitzeugen um diese Aufgabe zu meistern,
insbesondere Eltern, Verwandte und Freunde des ersten Opfers.
Sie hat es wirklich glänzend verstanden, den schieren Spaß am
Leben zu sein, die Neugierde und Erwartungen an die Zukunft, die
sprühende Lebensfreude der jungen Frau vor den Augen des Lesers
entstehen zu lassen, so das die Tragik dieses Leben gewaltsam und
sinnlos beendet zu sehen, wirklich betroffen macht.
All das wiegt den manchmal etwas umständlich-langsamen Stil
mancher (durchaus nicht aller) Passagen auf.
Eine sensibel erzählte Geschichte mit interessanten
Protagonisten in einem weitgehend gradlinigen Stil.
Das Buch lässt einen trotz kleinerer Schwächen mit Neugierde
auf weitere Bücher der Autorin schauen. (Mariposa)