Warum bin
ich eigentlich noch mit ihm zusammen? Diese Frage stellt sich
Kommissarin Anja Hübner, als sich ihr Freund wieder einmal unmöglich
benimmt. Die Beziehung kriselte schon lange, das wissen beide,
aber so einfach gibt er sich nicht zufrieden, als sie ihm den
Laufpass gibt. Abgehalftert hat sie mich, da steckt doch
bestimmt ein Kerl dahinter, die wird mich kennen lernen. …
Anja bemüht
sich darum, dass ihr Privatleben nicht den Berufsalltag stört,
derzeit versucht sie einen Frauenmörder zu stellen, der ihre
ganze Aufmerksamkeit erfordert, schließlich soll er nicht noch
einmal zuschlagen können.
Meine
Meinung:
Kurz und prägnant
entwickelt Marcus Hünnebeck die beiden Handlungsstränge. Dabei
gelingt ihm eine nüchterne Darstellung von Anja und ihrer
Kollegin in Privatleben und Job. Wir haben weder Überemanzen noch
Frauchen als Ermittlerinnen, und obwohl sie im Kopf die richtigen
Entscheidungen treffen, ist auch
für die beiden Frauen das ‚echte’ Leben nicht ganz so
einfach, wie der Polizeialltag. Gelungen, kann ich da nur sagen. Langsam aber sicher steigert Hünnebeck das Grauen, das erst
nur den Fall betrifft. Ist es wirklich möglich dass ihr
Privatleben etwas mit dem Fall zu tun hat? Auch unter dem Aspekt
betrachtet, ist das Buch gut gelungen.
Der Showdown
erinnerte mich stellenweise an Liza Marklunds Studio 6, das mir
auch gut gefallen hat. Ich wüsste nur zu gern, ob da ein echter
Zusammenhang oder eine Vorbildfunktion besteht?
Die anfänglich
erwähnte Prägnanz ist allerdings auch mein Kritikpunkt an 'Im
Visier des Stalkers'. Ich liebe es, wenn ich Figuren langsam
schätzen lerne, einige Marotten und Schwächen erkenne, sie mir
als Freunde oder Feinde ausmalen kann. Das kurze Buch ist mir zu
hektisch, um mir für das Ausmalen die Zeit zu geben. Die
Geschichte zu schnell vorbei, kaum kennen gelernt, ist Anja schon
wieder verschwunden.
Für mich beginnt
ein Buch erst ab
ca. 300 Seiten Umfang ein Buch zu sein, alles vorher ist
Kurzgeschichte.
Ich wünsche
mir Fortsetzungen mit Anja Hübner und ihrer Kollegin, bei denen
es etwas ausführlicher zugeht. (Binchen, Dezember 2004)