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/ Meine Meinung:
In Mauretanien blättert Altmann in der Illustrierten "Paris Match" und stößt auf die Sensation des entblößten Bauchnabels des Models Carla Bruni. Er zieht die richtigen Rückschlüsse: "Andere Länder, andere Nachrichten." Wie anders, das bleibt dem Leser des Berichts über diese 8000 km umfassende Reise entlang der afrikanischen Westküste nicht lange verborgen. Zu Reisebeginn in Tanger die ersten Andersartigkeiten, die ersten Faszinationen. Doch hier ist alles noch vorstellbar.
Undenkbar erscheinen jedoch schon bald die Reisebedingungen, denen sich Andreas Altmann wie selbstverständlich unterwirft. Wie gut, dass es Menschen gibt, die bereit sind, sich auf diese Bedingungen einzulassen und darüber zu schreiben. Bedingungen, die für die Menschen vor Ort zur alltäglichen Lebenssituation gehören. Und hier wird das Ungeheuerliche zum Unvorstellbaren - für die Einheimischen dennoch nur allzu real: 600 km stehend mit über 30 weiteren Menschen auf einer Ladefläche eines ausrangierten VW-Busses, der in
Deutschland - genauer: in Neustadt - ausgedient hat bevor er in Nouakchott, Hauptstadt Mauretaniens, erst seine wahre Chance erhält zu zeigen, zu welchen Leistungen ein VW-Bus fähig ist. Das Mittagessen wird mit einem Schwarm Fliegen geteilt. Eine Welt, in der nicht einmal das auftanken des Fahrzeugs als gefährdet angesehen wird, wenn der Tankwart seiner Tätigkeit mit glimmender Zigarette nachkommt. Und doch: Andreas Altmann und seine Leser scheinen die einzigen, die an diesen Szenen
Ungewöhnliches entdecken. Für die anderen sind diese Bilder ganz gewöhnlicher Alltag.
Und all diese kleinen Szenen passieren in einer teils unvorstellbaren Weite. Wunderschön eingefangen hat Andreas Altmann auch die Anzeichen der Verlassenheit: Mit Worten wird das Bild der unfassbaren Weite der Sahara gemalt, in der vereinzelte Elemente des zivilisierten Lebens gezeichnet sind, wie weiße Tierknochen, ein Autowrack und
absurder Weise drei Verkehrsschilder.
Wer kennt ihn nicht, den "kleinen Prinzen", der einst dem einsamen Piloten in der Wüste ein Freund geworden ist? An dieses Szenario fühlt man sich nicht zufällig erinnert, wenn man Andreas Altmanns Reiseschilderungen folgt. Auch Antoine de Saint-Exupéry ließ sich inspirieren. Von eben dieser unsagbaren Verlassenheit des Ortes, an dem er selbst
eine Panne hatte. Auch hiervon erzählt "Weit weg vom Rest der Welt" und Altmann findet mit Exupéry ein weiteres passendes Beispiel, wie verlassen und einsam ein Ort und seine Bewohner sein können, die, um wegzukommen - oder wie Altmann um einiges schöner und treffender ausdrückt:
evakuiert zu werden - sogar einen wildfremden Mann heiraten würden und Kinder, die in Ermangelung an fast Allem skurriler Weise Krabben an Drahthalsbändern spazieren führen.
Und das sind nur die ersten Stationen. Welch Glück, dass dieser Reisebericht, der nichts ausspart, weder die Lebensumstände, noch die politische Lage, vom Rowohlt Verlag erneut aufgelegt wurde. Solch feinsinnige Beobachtungen, verpackt in wundervoll angewandter Sprache und gespickt mit literarischen Anspielungen, sind selten. Zudem fließen in diese Betrachtungen auch unzählige persönliche Empfindungen und Gedanken mit ein, die erfreuen und bereichern können. Und das Beste: All das serviert Altmann nie ohne Witz, dem es an Esprit
nicht mangelt.
(Petra)
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Andreas Altmanns interessanter und schön gestalteter
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Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 122 Seiten, Taschenbuch-Ausgabe,
Rowohlt, 6,90 €
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