Inhalt:
Stuttgart, kurz vor der
Machtergreifung Hitlers: Hans Schwarz, Sohn eines jüdischen
Arztes, besucht das Karl-Alexander-Gymnasium. Als Konradin von
Hohenfels in Hans’ Klasse kommt, weiß Hans, dass er einst seine
Freundschaft für sich gewinnen wird, obwohl Konradin, Sprössling
eines alten Adelgeschlechts, aus einer gänzlich anderen
Gesellschaftsschicht kommt. Und tatsächlich entwickelt sich
zwischen den beiden eine tiefempfundene Freundschaft. Als die
ersten Rufe gegen die Juden laut werden, steht diese Freundschaft
jedoch auf wackligen Beinen. Erst spät, als der Krieg bereits
zuende ist, erfährt die Freundschaft Versöhnung...
Meine Meinung:
Für dieses Buch fehlen mir
beinahe die Worte. Man mag sich denken, was kann ein Buch mit so
wenigen Seiten schon Großes zu erzählen haben. Und doch hat es
mich zutiefst berührt und lässt mich seither nicht mehr los.
Nun will ich auch nicht allzu
viel verraten; denn eigentlich möchte ich am liebsten empfehlen
sich nicht über das Buch zu informieren, sondern es einfach zu
lesen und es dann wirken zu lassen. Mit all seiner Wucht. Aber um
einen kleinen Eindruck von dem Buch zu vermitteln, möchte ich
doch auf ein paar Dinge eingehen.
An der Oberfläche erzählt die Geschichte
aus der Sicht Hans' von seiner Freundschaft zu Konradin von
Hohenfels, der aus einer anderen Gesellschaftsschichten stammt.
Untermalt wird diese Erzählung von Hans' wehmütigen und
liebevollen Erinnerungen an seine Heimat.
Unter der Oberfläche berührt
dieses Buch jedoch ganz andere Themen: Wie beeinflussen uns die
Menschen mit denen wir uns umgeben? Welche Spuren hinterlassen wir
in ihnen? Und das fließt in diese Geschichte so unterschwellig
mit ein, dass man es beinahe - aber auch nur beinahe - nicht merkt.
Bis zum Schluss, der mir den Atem stocken ließ. Somit auch
erzählerisch eine Glanzleistung von Fred Uhlman,
für den ich mich nach Lektüre
dieses Buchs sehr interessiert habe. Leser die mir nachfolgen
werden es verstehen, sobald sie das Büchlein beendet haben. Man
möchte mehr wissen. Über den Autor und über diese Geschichte.
Anmerken möchte ich in jedem
Fall noch, dass es auch hochinteressant war, wie Hans Schwarz zu
Deutschland steht, nach dem, was dieses Land den Juden angetan
hat. Man wird den stillen Widerspruch zwischen Hans’ verklärter
Schwärmerei für Stuttgart, seiner Heimat, und seiner Haltung
allem Deutschen gegenüber nach Kriegsende nicht übersehen
können. Auch dies ist etwas, was mich sehr bewegt hat. Es macht
so deutlich klar, was das dritte Reich zerstört hat: ein Land -
und für unzählige eine Heimat, die für sie verloren gegangen
ist.
Der wiedergefundene Freund
beschäftigt mich seit dem Tag, an dem ich es gelesen habe. Und es
wird mich, da bin ich mir sicher, durch mein Leben begleiten. Wie
schön, dass der Diogenes Verlag durch die Diogenes Bibliothek
erneut auf dieses wundervolle Kleinod aufmerksam macht. (Petra)
Anmerkung:
Der Diogenes Verlag hat zu seinem
50-jährigen Jubiläum im Jahr 2002 eine Jubiläums-Edition
herausgebracht die großen Anklang fand. Diese Idee greift der
Verlag mit der Diogenes Bibliothek neu auf. In dieser
Bibliothek werden nach und nach Longseller herausgebracht. Der
Verlag sagt es noch viel schöner: Bücher die bleiben. Und wie es
besonderen Büchern gebührt, sind die Ausgaben in Leinen gebunden
und mit Lesebändchen versehen. Die Covergestaltung, für die
viele den Verlag sehr schätzen, wurde beibehalten. Die Bücher
der Diogenes Bibliothek unterscheiden sich von den anderen
Ausgaben des Diogenes Verlags durch ihr handliches Format (9 x
14,8 cm).
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos:
144 Seiten, Diogenes Verlag (Diogenes Bibliothek), gebundene
Ausgabe, Format 9 x 14,8 cm, 12,90 €
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