Inhalt:
Wir schreiben das Jahr 1985. Joh.
Wolfg. v. Goethe-Allee, Mülheim an der Ruhr. Eine vornehme
Adresse für die verwegenen „Stormfuckers”. Möglich gemacht
hat es der führerscheinlose, „ewige Volontär” der
Motorradgang, Willy Heckhoff, seines Zeichens Waise und reicher
Erbe.
Sinn für’s Häusliche wird in
der benzingeschwängerten WG groß geschrieben. Man schmückt zu
Weihnachten den Christbaum (der alljährlich abbrennt), pflegt
traditionelle Gesellschaftspiele (bei der „Reise nach Jerusalem“
ruiniertes Mobiliar wird im Kamin verfeuert) und organisiert zur
Komplettierung des Hausrats Tupperwareparties (die drei Tage und
zwei Nächte dauern können).
Privatdetektiv Kristof Kryszinksi
residiert ebenfalls dort. Seine Brötchen verdient sich der
Ex-Knackie u.a. damit, abgängige höhere Töchter aufzulesen, die
ihren Hintern lieber auf den Amsterdamer Drogenstrich bewegen als
in den schmucken Tennisclub der Eltern. Der beherzte Kern seiner
Kumpel steht ihm jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. (Naja, seien
wir ehrlich: eher mit Tat.) Asl langwierig und brisant erweist
sich Kristofs aktuellster Fall: Die brutale Sabotage einer „McDagoberts“-Filiale.
Und dann ist plötzlich der Willy
weg. Einfach weg.
Seine sorgenden Mitbewohner
bemerken es bereits nach drei Tagen. Eine Million Mark Lösegeld
wird für ihn gefordert. Wer könnte den triebhaften Willy
abgegriffen haben: die rechtsradikalen „Eierköpfe“ oder
womöglich der „Schwede“, Mühlheims blondperrückter Mafioso?
Meine Meinung:
Wobei kann „Also sprach
Zarathustra“ als musikalische Untermalung effektiv eingesetzt
werden? Was kann man so alles in Tupperdosen aufbewahren? Warum
sollten Einbrecher keine Katzenhaarallergie haben? Wer sprengte
Ronald McDagobert in die Luft?
Wer Antworten auf diese
spannenden Fragen sucht, dem sei dieser Roman, ein eindeutiger
Lichtblick am deutschsprachigen Krimihimmel, wärmstens empfohlen.
Nicht stören darf man sich an Juretzkas Sprache, die ist mitunter
recht deutlich-deftig. Nichts für leicht errötende LeserInnen.
Eigentlich handelt es sich mehr um ein „Männerbuch“, an dem
Frauen aber unglaublich großen Spaß haben können. Juretzkas
Humor, dem eine wunderbar verschachtelte Stilistik die Krone
aufsetzt, ist unübertrefflich. Wer sich während der Lektüre des
ersten Kapitels dennoch nicht mehrmals vor Lachen auf dem Teppich
wälzt, sollte das Buch besser an würdigere InteressentInnen
weiter verschenken. (© Fevvers 2003)
Bewertung: **** (Wo ist der
fünfte?)
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: Rotbuch 2001, 11,90 €
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