Inhalt:

Gerhard Mercator, niederländischer Gelehrter im 16. Jahrhundert, widmet sein Leben der Karthografie. In einer Zeit, in der die Schiffsnavigation abhängig vom Glück und subjektiven Erfahrung des Kapitäns ist, entwickelt er ein neuartiges Verfahren, mit dem die Kugelform der Erde auf Papier übertragen werden kann. Trotz einer unglücklichen Ehe, Verfolgungen durch die Inquisition und gefährlichen Schwierigkeiten bei der Beschaffung der exakten Daten arbeitet Gerhard Mercator, zuerst in den Niederlanden und dann in Duisburg, bis zu seinem Tod an dem ersten Atlas.

Meine Meinung:

„Pageturner“ – das ist das erste, was mir zu diesem Buch einfällt. Wie auch in den vorigen historischen Romanen schafft es Vermeulen wieder, ein stimmiges und zugleich spannendes Bild darzustellen. Auch wenn wohl nicht alle Details stimmig sind und das aus historischen Romanen hinlänglich bekannte Personengefüge (selbstbewußte Ehefrau, treuer Freund, gefährliche Obrigkeit, unerfüllte Liebe) auftaucht, verzeiht man das dem Autor gern. 

Politische und historische Fakten bleiben meist im Hintergrund und werden nur angedeutet, auch die damals herrschenden verschiedenen Weltbilder und wissenschaftlichen Entwicklungen werden vielleicht etwas zu wenig erklärt. Aber Vermeulen geht es nicht darum, eine wissenschaftliche Biografie zu schreiben oder dem Leser philosophische oder historische Begebenheiten zu erklären, sondern sein phantasievolles Bild dieses Menschen und dessen Zeit zu zeigen. Und das gelingt ihm außerordentlich gut. Gerade dadurch, dass der Focus immer auf der Sicht des Gerhard Mercator und den Menschen bleibt und der Autor nie eine Bewertung aus der heutigen Zeit heraus vornimmt, wird diese Figur sehr lebendig. Natürlich lernt man trotzdem eine Menge, vor allem, wie schwer und brisant die Faktenbeschaffung und Kartenherstellung war; auch die Stimmung angesichts der Inquisition wird deutlich und erfreulicherweise nicht zum Hauptaugenmerk der Geschichte.

Auch nach der Lektüre bleibt dem Leser die Zeit und die Person des Gerhard Mercator noch lebendig vor Augen. (Steffi)

Bewertung: **** 

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)