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Durwen, Karl-Josef

Im Spiegel der Möglichkeiten:

 

Inhaltsangabe: 

Es beginnt mit einer unerklärlichen mechanisch klingenden Stimme im Raum, die sagt: „Bewusst sein". Kurze Zeit später erscheinen auf dem PC geheimnisvolle Formulierungen. Die beiden Schwestern Iris und Elena lassen sich darauf ein, nicht ohne einen kleinen Anflug von Beklemmung. Es scheint zunächst ein interessantes Computerspiel zu sein, welches dann aber durch immer unerklärlichere Kontakte ihrem Erscheinen und Inhalt nach die Konturen zwischen Realität und Virtualität verschwinden lässt.

Iris und Elena werden von einem mysteriösen Mann „Heureka" in die virtuelle Welt Ureda hineingezogen, entdecken ihre Spiegelbilder, lassen sich auf Fragenspiele zu Raum und Zeit ein und erkunden letztlich alle offenen Fragen und Antworten der Philosophie, die die Menschheit über die Geschichte angesammelt hat. Es erstreckt sich auf die Bereiche der Quantenphysik, der Religion und Mystik, nimmt Teile des Star Trek-Universums mit hinein.

Die Mädchen entdecken, dass sie einen doppelten oder sogar dreifachen Freitag erlebt haben. Bei der Suche nach dem großen Unbekannten stellt sich irgendwann auch die Frage: Wer oder was ist real und was erfunden? Sind sie gar selbst nur erdachte Figuren?

 

Meine Meinung:

Es ist ein Roman, der keinesfalls nebenbei konsumiert werden kann, sondern ungeteilte Aufmerksamkeit erfordert.

Es werden Fragen aufgeworfen, die sich um das Bewusstsein drehen, die Realität und Imaginäres verschmelzen lassen. Ein abenteuerliches Denken, welches alles in Frage stellt und dabei spannungsreich Philosophie mit Spiel, Naturwissenschaft, Sciencefiction und Erkenntnistheorie mischt. Über die Urknalltheorie bis hin zur Entwicklung des Homo sapiens wird diese Geschichte aufgebaut, lässt einen nachdenken über eine Welt der Bestimmung durch Technik und Medien. Die Spiegelung der Möglichkeiten scheint unbegrenzt, fordert den Leser mehr und mehr und lässt einen die alltägliche Welt längst nicht mehr als das wahrnehmen, was sie ist oder war.

Die Dialoge und Handlungen sind abwechselnd durchsetzt mit Spannung, Ironie, Rätselhaftem und Humor. Dabei empfand ich manches Mal die Gespräche etwas anstren-gend nicht nur aufgrund des Inhalts, sondern in ihrem Hervorheben des jugendlichen „Anti-Denkens" und der dabei vordergründig eher nüchternen Sprache. Die Geschichte hat es nur zum Teil geschafft, mich in ihren Bann zu ziehen. Ohne dem Autor hier etwas abzusprechen, ist es vielleicht auch darauf zurückzuführen, dass jeder für sich andere Interessensgebiete hat und deshalb einzelne Themengebiete mehr oder weniger konzentriert lesen wird.

Die virtuelle Welt Ureda(.de) ist im übrigen auch eine netzadäquate Enzyklopädie, so dass man sich ganz in Ruhe und Stufe für Stufe ein Stück mehr an Wissen erschließen kann.

Insgesamt keine sehr leichte Lektüre, auch wenn Durwen versucht hat, es modern und zeitgemäß zu gestalten. Man erhält viel Wissen, wenn man ehrgeizig genug ist, bis zum Schluß durchzuhalten. Die Idee und die Umsetzung hingegen finde ich brillant. (Angela Sternke)

 

Bewertung: * * *

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

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Infos: TB, 480 Seiten, Verlag edition tertium, 24,90 €